Bittermann, Dobler – "Smoke Smoke Smoke that Cigarette"

Bittermann, Dobler – Smoke Smoke Smoke that Cigarette

Obwohl ich in jedem Buchladen, den ich betrete (und das sind einige) auch immer schaue, ob ich etwas zum Thema Tabak, Pfeife, Rauchen finde, ist mir dieses Buch im letzten Jahr entgangen. Nun… nun habe ich es am Wochenende beim TAZ-Kongreß gefunden und schon dort begonnen zu lesen.

Und das macht Spaß! Ist es doch eine Sammlung, die kenntnisreich zusammengestellt wurde von Klaus Bittermann und Franz Dobler. Eine Sammlung zum Teil wirklich amüsanter und manchmal zynischer Texte zum Thema Zigarettenrauchen (das muss ich schon sagen, die Pfeifenfreunde sind in der absoluten Unterzahl). So wie ich das sehe, wurden einige Texte direkt für dieses Buch geschrieben; andere sind Teile größerer Werke.

In einer Zeit, da die Raucher an den Rand der Gesellschaft gedrängt und regelrecht kriminalisiert werden ist das sehr erfrischend zu lesen: Wir sind nicht allein! Weder mit unserer Sucht noch mit dem Genusswillen. Der Untertitel des Buches lautet nicht umsonst: “Eine Verherrlichung des Rauchens“.

Das Buch vereinigt 50 Prosatexte und ein wundervolles Gedicht, das ich (ich hoffe, das ist kein Verstoß gegen das Urherberrecht) hier komplett abschreibe:

Über die Erzeugung von Wolken
(mit Pfeife im Mundwinkel vorzutragen)
Michael Ziegelwagner

Wenn schon Rauchen, dann die Pfeife.
Hach! Das haptische Erleben,
wenn ich nach der Pfeife greife,
kann nur sie – die Pfeife – geben.

Schon die Prozedur beim Stopfen
bremst die hektischen und schnellen
Zeitgenossen – erstmal klopfen
wir, die intellektuellen

Pfeifenraucher unsre schlanken,
wohlgebognen Edelpfeifen
aus, und spüren die Gedanken,
die allmählich in uns reifen,

nämlich: sieht als Pfeifenraucher
elegant man aus? Gediegen?
Wirkt als Pfeiftabakverbraucher
man im Stehen oder Liegen

souveräner? Ist die inte-
llektuelle Denkerpose
legitim oder nur Finte…?
Greifen wir zur Tabakdose

Pfeife stopfen. Streichholz, Feuer.
Pusten, ziehen, Glut entfachen.
Rauch zieht schwer durch das Gemäuer
und hält Einzug in den Rachen.

Dichte und kompakte Wolken
ballen sich, Gedankenblasen
simulierend. Ihnen folgen
1.) innen Metastasen

2.) außen leises Staunen:
“Schau mal da, der Mann raucht Pfeife!”,
hört man plötzlich rundum raunen,
gilt auf einen Schlag als reife

Geistesgröße: “Lieber Meister,
kennen sie das Werk von Hegel?”,
fragt da einer, “Und verweist er
nicht auf Marx, den alten Flegel?”

…was man stirnerunzelnd bekräftigt.
Ach! Der arme Geist, er will den
Worten folgen, doch beschäftigt
damit, neuen Rauch zu bilden,

bleibt er abgelenkt und träge.
Glut erzeugen, Glut bewahren…
Hegelweltgeist-Nervensäge!
Kannst Du nicht zur Hölle fahren?

Gut, man mag mich süchtig nennen.
Sechs- bis achtmal täglich brauche
ich die Pfeife. Doch zum Brennen
braucht sie mich. Drum, wenn ich rauche,

bildet sich im Fall des Falles
nicht so was wie – Symbiose…?
Gut gedacht! Ist doch nicht alles
Intellektuellenpose!

Seite 191


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