Diese Frage stelle ich mir sehr oft in der letzten Zeit. Habe ich alles getan, um meinen Sohn darauf vorzubereiten, dass er bald ein Geschwisterchen haben wird? Kann man ein kleines Kind überhaupt auf solch eine große Veränderung vorbeiten?
Bisher war er der alleinige Herrscher in seinem Reich. Alles hier drehte sich um ihn. Ausschließlich. Und nun steht bald die Entthronisierung bevor. Vieles wird sich dann ändern. Keine Kleinigkeit für ein Kleinkind.
Was also kann man tun, um einen möglichst sanften Start in dieses neue, andere Leben zu finden?
Ich habe meinem Sohn schon recht früh erzählt, dass wir bald ein Baby bekommen werden. Natürlich war das zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich greifbar, war ja noch nicht mal an Mamas Bauch zu erkennen, dass sich da etwas tut.
Bücher können da sehr hilfreich sein. Es gibt eine ganze Reihe Bücher, in denen dem Geschwisterkind erklärt wird, was da gerade vor sich geht und wie dieses neue Leben entsteht. Hier ist es wichtig, das passende – dem Alter entsprechende – Buch zu finden.
Für uns war es letztendlich dieses hier:
Wir sind jetzt vier – Ravensburger Ministeps
In einfachen Worten und Bildern wird hier erklärt, warum Mama immer dicker und unbeweglicher wird und wie es werden kann, wenn das Baby dann endlich da ist. Das nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen sein wird, weil das Baby am Anfang noch so viel Aufmerksamkeit braucht und noch gar nichts alleine kann. Und dass das für den großen Bruder oft ziemlich doof sein kann.
Schön war für uns in diesem Buch jetzt besonders, dass der große Bruder eine kleine Schwester bekommt – wie es auch bei uns der Fall ist – und so haben wir die Namen der Kinder beim Vorlesen immer entsprechend abgeändert (was übrigens gar nicht so einfach ist, ohne beim Lesen regelmäßig ins Stocken zu geraten).
Als der Bauch dann langsam größer wurde, und die Schwangerschaft damit plastischer, haben wir unseren Sohn auch zwei Mal mit zum Ultraschall genommen. Natürlich hat er auf dem Bildschirm nicht viel erkannt, das ist ja für uns schon schwer. Aber die Ärztin hat versucht, ihm alles gut zu erklären.
Wir versuchen außerdem immer alles gut zu erklären. Zum Beispiel, warum Mama so oft müde ist und nicht mehr so wild toben kann, wie sonst.
Er hat auch getestet, wie sehr so ein großer Bauch doch stören kann…
Wir erzählen ihm, dass das Baby am Anfang ganz klein ist und wahrscheinlich oft weinen wird. Und schlafen. Und nur Milch trinken kann. Dass es noch eine Weile dauern wird, bis er mit seiner Schwester spielen kann und dass er auch einmal so klein war.
Beim Einrichten des Zimmers wurde er auch ein wenig eingebunden. Er durfte Papa zum Beispiel die Schrauben reichen, als er den Schrank aufgebaut hat. Er hat auch geholfen ein paar seiner alten Spielzeuge für seine Schwester rauszusuchen und hat sie in ihre Spielzeugkiste geräumt.
Manchmal streichelt er meinen Bauch und sagt: “Hallo Baby! Rauskommen!” Dann erzähle ich ihm, dass es jetzt nicht mehr lange dauert, bis das Baby raus will und dass Mama und Papa dann zusammen ins Krankenhaus fahren. Und dass dann Oma so lange bei ihm bleibt. Er wirkt dann immer so, als würde er genau verstehen, was passiert. Aber sicher bin ich mir nicht wirklich.
Trotzdem spüre ich, dass ihn das alles beschäftigt. Denn momentan ist er oft wütend. Nicht offiziell wegen dem Baby. Es sind Kleinigkeiten an denen er sich hochzieht und sich so sehr hineinsteigert, dass wir alle nicht mehr wissen, wo vorne und hinten ist. Und das ist so extrem, dass ich nicht glauben kann, dass es sich um “normale” Wutanfälle handelt. Vielmehr glaube ich, dass es ihn sehr beschäftigt, dass eine große Veränderung ansteht. Ich bin mir sicher, er spürt das.
Ist er also gut vorbereitet? Ich denke nicht. Trotzdem versuchen wir unser Bestes. Und hoffen einfach, dass die erste Zeit für ihn so erträglich wie nur möglich sein wird.