Bischof Tebartz-van Elst, Foto: Moguntiner ( CC-BY-SA-3.0)
Dass der Spiegel gegen den Bischof anschreibt, verwundert nicht wirklich. War es doch dieses Medium, dass sich in einen Rechtsstreit mit ihm einließ.
Der Spiegel schreibt den selbstverliebten Bischof schon von der Kanzel:
Die Tage des Tebartz-van Elst scheinen gezählt. Kaum einer glaubt noch daran, dass der Bistumschef die nächsten Wochen übersteht. Das Problem ist nur: Er muss seinen Rücktritt selbst vollziehen. Gegenüber Ratschlägen anderer Bischöfe hat er sich als beratungsresistent gezeigt, ein Alternativ-Posten in Rom für ihn wird zwar fieberhaft gesucht, ist aber noch nicht gefunden. Solange fügt der einstige Hoffnungsträger der konservativen Katholiken mit jedem Tag, den er länger im Amt bleibt, seiner Kirche weiter Schaden zu.
Wobei: darin erinnert er mich dann sehr an sein großes Vorbild: den ehemaligen Papst B16. Denn der hat seiner Kirche ja auch den Dienst erwiesen, die Gläubigen in Scharen fortzutreiben. Hmm… insofern finde ich den Herrn Tebartz-van Elst doch ganz Recht an seinem Platze.
Allerdings – und darin unterscheidet sich so ein Bischof von weltlichen Menschen – kann man ihm nicht ob seiner Prunksucht vor ein Gericht stellen.
Und so wird ihn wohl niemand belangen wegen seiner Hausbau-Lüge (immerhin: seine Flug-Lüge wird ihm wohl teuer zu stehen kommen):
Tebartz-van Elst hat sich im Gestrüpp der Millionen-Finanzierung seines Bischofshauses verfangen. Obwohl er den Gebäudekomplex neben dem Limburger Dom bereits bezogen hat, fehlt bis heute von ihm eine klare Angabe, was der Bau nun wirklich gekostet hat. Vor einiger Zeit rechnete er den Betrag für seine Wohnung auf Nachfrage der Presse noch auf 200.000 Euro runter. Inzwischen musste er zugeben, dass der Gesamtbau wesentlich mehr als 10 Millionen kosten würde.
Wie viel nun genau? 15 Millionen Euro? Oder gar 20 Millionen, wie einige im Ordinariat vermuten? Das Kirchenvolk jedenfalls wartet vergeblich auf eine Antwort, auch dazu, wer die Rechnung am Ende bezahlen soll. Die Trickserei um die Kosten hat womöglich noch einen anderen Hintergrund: Offenbar hätte der Bau, wie bestimmte andere Investitionen deutscher Bistümer über fünf Millionen Euro, von Rom genehmigt werden müssen. Steht auf dem Limburger Domplatz ein kirchlicher Schwarzbau?
Spiegel-Online
Die Berliner Zeitung berichtet gar über einen offenen Brief, den Hunderte unterschrieben haben sollen:
Hunderte von Gläubigen haben seit Sonntag einen offenen Brief unterschrieben, der dem Bischof vorwirft, Vertrauen verspielt zu haben und die Zukunft des ganzen Bistums „in hohem Maße“ zu gefährden. „Die Bistumsleitung muss umgehend einen anderen Weg einschlagen, will sie die katholische Kirche in unserem Bistum und darüber hinaus glaubhaft und glaubwürdig vertreten.“
Nach dem Sonntagsgottesdienst im Frankfurter Dom wurde der Wortlaut des Briefs laut beklatscht, die Teilnehmer standen zum Unterschreiben in Dreierreihen Schlange.
Man könnte glatt auf den Gedanken kommen, dass die (vermeintliche) Palastrevolution des neuen Papstes auf die unterste Ebene der Kirche durchschlägt. Doch meine ich, dass es genau andersherum ist. Die (deutschen) Gläubigen sind bereits deutlicher in der Moderne angekommen als es der Vatikan ist. Und Franz’ vielbejubelten Reformen sind einfach gute Medienarbeit, aber keine grundsätzliche Änderung des Kirchen-Denkens.
Und ich schließe mich Tammox an, der schreibt:
Ich gehöre zu einer [...] Gruppe, die den Pontifex Maximus nach wie vor extrem kritisch sehen, seine Haltung zu den Menschenrechten, seine Junta-freundliche Haltung im Faschismus, sein Festhalten an der Frauendiskriminierung und seine menschenfeindlichen politischen Aussagen anprangern, obwohl er persönlich durchaus weniger unsympathisch als sein Vorgänger wirkt.
Was das mit Bischof Tebartz-van Elst zu tun hat? Der präsentiert die römisch-katholische Kirche, wie sie sich selbst sieht: als über allen Gesetzen stehend. Und Franz wird als Gegensatz dazu und als Hoffnungsträger gesehen. Ob er das wirklich ist, darf bezweifelt werden.