Die Eigenschaft, dass wir Menschen Fleisch essen, ist ja bekannter Weise keine Entwicklung unserer Zeit, sondern so ungefähr 2 Millionen Jahre alt. Dass wir allerdings so enorm viel Fleisch essen, leider oft auch von fragwürdiger Qualität, das ist definitiv ein Übel der Neuzeit, ein sehr großes Übel sogar. Durch diese unfassbare Menge, die da pro Kopf verschlungen wird, ist die Art und Weise, wie die verspeisten Tiere gehalten und geschlachtet werden, auf ein Niveau gesunken, das uns eigentlich alle vor Scham in den Erdboden versinken lassen müsste, denn wir, die Konsumenten, sind daran schuld!
Rinder, Schweine, Hühner, Schafe, natürlich sind das sogenannte Nutztiere, aber das gibt uns nicht das Recht, sie zu schinden und zu quälen, im Gegenteil, früher einmal wurden diese Tiere besonders gut und mit Achtung behandelt, denn sie sollten ja gutes Fleisch liefern, und dazu mussten sie vorher ein gutes Leben haben!
Was können wir tun? Nun, alle Vegetarier und Veganer der Welt werden es nicht schaffen, den Fleischkonsum abzustellen, aber jeder Fleischkonsument hat die Macht, an der grauenvollen Massentierhaltung etwas zu ändern, nämlich ganz einfach dadurch, dass er kein Fleisch aus Massentierhaltung mehr kauft.
Kaufe kein Billigfleisch beim Diskonter, greife im Supermarkt zu den Bioprodukten, oder - noch viel besser - suche Dir einen Biobauern Deines Vertrauens, der ab Hof verkauft. Zahle etwas mehr für ein hochwertiges Stück Fleisch, iss dafür weniger davon, und vor allem NICHT SO OFT!
Ich habe eine kleine Bäuerin in Heiligenkreuz, die mir Hühner liefert (ganze Hendln, nicht nur die Brust!), Hochlandrinder beziehe ich aus kleiner privater Zucht kaum fünf Kilometer von mir, ich habe eine Quelle für Ziegenfleisch und ich habe den
BIOBAUERNHOF HANDL
für mein Bio - Schweinefleisch. Und diese Möglichkeit, sich das so zusammenzusuchen, hat heute jeder, auch wenn man in der Stadt lebt!
Der Biohof Handl wird betrieben von Bettina und Franz Handl, einem sehr engagierten jungen Paar, gemeinsam mit den Eltern von Franz. Den Handlhof gibt es schon an die 200 Jahre, die Urgroßeltern und Großeltern hatten noch „von allem etwas", wie es früher üblich war: Kühe für die Milch, Schweine für das Fleisch, Hühner für Fleisch und Eier, und natürlich einen großen Obst-und Gemüsegarten. Die Oma von Franz ist auch noch mit ihren Hendln auf den Markt gefahren.
Der Fortbestand ist bereits gesichert, Bettina und Franz haben drei Söhne, von klein bis mittelgroß, die zur Zeit noch viel Arbeit machen, in Zukunft aber sicher auch mit anpacken werden.
Die Haltung von Kühen hat der Junglandwirt aus Zeitgründen aufgelassen, alles andere ist geblieben. In dem schönen Hofladen, der sich in den letzten 10 Jahren immer weiter entwickelt hat, bekommst Du alles, was am Hof gezüchtet, angebaut und verarbeitet wird, und das Angebot ist unglaublich groß: (wie schaffen sie das nur?)
Dinkelprodukte, Kürbiskernöl, Säfte, Essig, Essiggurkerln, Kartoffeln, Aufstriche, Schmalz, Knabberkerne, Brot, Eier und natürlich Bio-Schweinefleisch, Wurstwaren, Geselchtes, und Speck. Mein Gott, der Speck nach Lardo-Art schmeckt besser als der in Italien, der ist unglaublich! (aber es ist alles lecker!) Bedient und beraten wird man meist von Junglandwirtin Bettina selber, und es ist immer eine Freude, neben dem Einkauf auch einen netten Plausch zu halten und viele Tips zu bekommen.
Mein Sohn liebt besonders die Hartwürstel und den Paprikaspeck, und er ist sehr kritisch!
Der Franz hält zwei Arten von Bioschweinen: das „normale" Bioschwein, das nach wie vor im Stall (aber in einem schönen, mit Freibereich), gehalten wird, und das Weideschwein. Auch er hat sich aus ethischen Gründen dafür entschieden, diesen Weg zu gehen. Franz ist der Meinung, dass die Tiere ein artgerechtes Leben führen müssen, um wirklich gutes Fleisch zu liefern, und so ist es auch sein Ziel, irgendwann all seine Schweine auf der Weide zu halten. Ein Schwein braucht viel Platz, muss in der Erde graben und sich im Schlamm suhlen können, dann ist es glücklich.
Natürlich ist diese Art der Haltung arbeitsaufwendiger und kostet mehr, daraus resultierend ist auch das Fleisch etwas hochpreisiger. Deshalb bietet er parallel auch noch das im Stall gehaltene Bioschwein an, um den Kunden langsam an den Biogedanken heranzuführen. Aber ganz ehrlich, ich muss nicht drei Mal im Jahr auf Urlaub fahren, aber bei dem, was ich in mich hineinstopfe, spare ich nicht!
Das Handel'sche Weideschwein ist aus der Schwäbisch-Hällischen Rasse, Franz kreuzt es mit dem Duroc Schwein. Das Gemüt dieser Tiere ist sehr ruhig und friedlich und sie haben beste Muttereigenschaften.
Auf der Weide gibt es einen geräumigen, trockenen Unterstand, Schattenbereiche und ein öffentliches Freibad. Mit dem Gülleanhänger liefert Franz Wasser auf die Weide, da wird dann täglich mal die Schlammmulde gefüllt und fertig ist das Gedränge! Das gibt die schönste Schweinerei, und ich könnte Stundenlang zusehen bei dem Schlammbad!
Und Schweine sind ja ziemlich klug! Am Anfang haben sie beobachtet, wie der Franz bei dem Gülleanhänger das Wasser aufdreht. Eines Tages kommt er also auf die Weide und findet ... einen kleinen See! Die Schweine wollten wohl nicht so lange auf ihr Bad warten und haben den Wasserhahn selbst aufgedreht!
Regentage sind sehr beliebt, allerdings liegen Schweine gerne auf trockener Erde, und nach dem Regen ist natürlich oberhalb alles gatschig! Also was tun? Die Schweine schieben gemeinsam die nasse Erde zur Seite und bauen einen Wall aus dem Schlamm, und in der Mitte bleibt dann eine trockene Mulde zurück, in der sie dann kuscheln.
Was soll die Zukunft bringen? Franz und Bettina wollen sich ganz auf das Weideschwein verlegen, sie wollen auf Hausschlachtung umsteigen (geschlachtet wird zur Zeit noch in einem kleinen Schlachthof ganz in der Nähe), und - was ich ganz toll finde - es soll ein Onlinehandel mit Kühlversand aufgebaut werden!
Auch wenn Du vielleicht weiter fahren musst als ich, ich kann Dir nur sagen, unsere Umwelt und die Tiere sind die Mühe und den Mehraufwand wert, und Du selber solltest es Dir auch wert sein!
Biohof Handl
Franz und Bettina Handl
Allerheiligen 46
8412 Allerheiligen bei Wildon
Hofladen geöffnet Donnerstag, Freitag, Samstag
Hier der Link zur Facebookseite vom BIOHOF HANDL, hier findest Du alle wichtigen Termine, Öffnungszeiten, Kontaktdaten und Fotos. Du kannst Dich auch per SMS benachrichtigen lassen, wenn es Frischfleisch gibt, Gustostücke unbedingt vorbestellen.
A guate Jausn und a Kernöl gibts oba imma, jeden Donnerstag, Freitag und Samstag, also, worauf woatest no?
Die Fotos vom gegrillten Schweinefleisch, den Geschenkkörben und dem Portrait der Beiden habe ich von Familie Handl bekommen, die restlichen Fotos durfte ich bei einer sehr netten, unterhaltsamen und informativen Hofführung selber schießen. Danke für den schönen Vormittag, liebe Bettina und Franz!