Bio oder regional- was ist nachhaltiger?

Bis Anfang Oktober bin ich im Auftrag der Bio-Erlebnistage in Bayern unterwegs. Darauf freue ich mich schon sehr, denn ich möchte mehr zum Thema Bio erfahren und erhoffe mir Antworten auf meine Fragen. Zum Beispiel interessiert mich brennend, ob bio oder regional besser ist. Für Mensch, Tier und Umwelt.
Ob ein Trend in der Bevölkerung angekommen ist, merkt man das daran, daß große Supermarktketten auf den Zug aufspringen. Nahezu alle Discounter haben auch regionale Produkte im Sortiment. Die Nachfrage nach Produkten aus der näheren Umgebung ist hoch. Doch sind sie am Ende wirklich nachhaltiger?

Von bio zu regional und nun?

Mein persönlicher Weg nachhaltiger zu leben begann vor 13 Jahren mit meiner ersten Schwangerschaft. Wo ich als Studentin mein Geld lieber in Reisen und Freizeitvergnügen steckte, begann ich damals mit einer bewußten Ernährung.
Mit meinem damaligen Wissensstand war ich bemüht so viele Bio-Produkte wie möglich zu kaufen und fühlte mich gut dabei. Sie sind weniger belastet als konventionell hergestellte Lebensmittel. Das genügte mir.

Dann informierte ich mich nach und nach immer gründlicher zu den Themen Klimawandel, Transport und auch unfaire Behandlung von Arbeitskräften in der Produktionskette. Das brachte mich dazu auch regional angebaute Lebensmittel näher in Augenschein zu nehmen.
Statt mit klaren Antworten stehe ich nun mit noch mehr Fragen da.

Bio ist nicht gleich bio...

Je mehr man sich mit den Themen bio und regional beschäftigt, desto mehr Infos tauchen auf. Beim Thema Bio-Lebensmitteln wird schnell klar: Es gibt unterschiedlich strenge Kriterien, wann Lebensmittel laut Gesetz als bio deklariert werden dürfen. Als Verbraucher kann ich mich an den vorhandenen Bio-Siegeln orientieren- Wenn ich weiß, welche Bedeutung sie haben.

Das EU Bio-Siegel wird europaweit geführt und ist wohl das bekannteste Bio-Siegel hierzulande. Die Kriterien sind am einfachsten zu erreichen und müssen nur zu 95 Prozent erfüllt sein:

  • Verzicht auf Pflanzenschutz- und Düngemittel
  • Keine Überschreitung der festgelegten Zahl an Tieren pro Quadratmeter
  • Artgerechte Tierhaltung
  • Futter aus biologischem Anbau stammt
  • Antibiotikaeinsatz nur zu medizinischen Zwecken
  • Kein Einsatz von Gentechnik
  • Höchstens 49 Zusatzstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln

Das EU-Bio Siegel ist besser als keine Zertifizierung, aber Kritiker sind der Meinung, daß die Richtlinien bei weitem nicht streng genug sind.

Bioland, Naturland und Demeter

Die Kriterien nachdem die Siegel von Demeter, Bioland und Naturland vergeben werden, gehen in einigen Punkten über die des EU Bio-Siegels hinaus.

Der existiert seit 1981. Seine Kriterien gehen über die EU-Öko-Verordnung hinaus. Das System des Anbauverbandes basiert auf einem geschlossenen Betriebskreislauf, mit dem unter anderem auf die langfristige Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit geachtet wird. Produktions- und Futtermittel stammen weitgehend aus dem eigenen Betrieb, die Tiere werden bevorzugt mit Homöopathie und Phytotherapie behandelt. 2014 allerdings geriet Bioland in die Schlagzeilen, als auf Betrieben nicht erlaubte Antibiotika eingesetzt wurden. Dabei habe es sich jedoch um eine Ausnahmegenehmigung gehandelt, so das Unternehmen.

Der Naturland-Verband wurde 1982 gegründet und beschränkt sich nicht auf Deutschland und Tirol. Auch in 44 anderen Ländern der Erde wird nach dessen Richtlinien erzeugt.
Neben Lebensmitteln können auch Holzprodukte und Textilien mit dem Naturland Siegel zertifiziert werden.

Der Demeter-Verband wurde 1928 gegründet und richtet sich nach der anthroposophischen Lehre Rudolf Steiners (dem Begründer des Waldorfschulkonzepts). Hier geht es darum, den Hof als Kreislauf zu betrachten und diesbezüglich nachhaltig zu wirtschaften. Neben Lebensmitteln, werden auch Kosmetika und Reinigungsprodukte mit dem Siegel zertifiziert.

... und regional ist nicht immer ums Eck

Von regional hergestellten Lebensmitteln erhoffen wir Verbraucher uns mehr Frische wegen der kurzen Transportwege, eine höhere Nährstoffdichte, weil Obst und Gemüse reif geerntet werden kann oder auch saisonale Ware, die im Freilandanbau kultiviert wurde.
Eine Umfrage ergab, daß der deutsche Verbraucher den größten Wert auf Regionalität bei Eiern legt. geht es um Fisch, hat dieser Faktor kaum Bedeutung.

Was ist eine „Region"?

Die Bezeichnung „Region" ist nicht geschützt, ebenso wenig ist festgelegt, was die Definition von „regionalen Produkten" ist. Dies hat zur Folge, daß jeder Erzeuger und Händler für sich eigene Kriterien festlegen kann. Hier finden sich große Bandbreiten: Der eine Händler definiert für sich einen Umkreis von 50km, der andere 100km oder mehr. Es finden sich auch Kriterien die die Herkunft des Rohstoffes betreffen oder eine ganze Region wie Franken oder ein Bundesland wie etwa Bayern.
Eine andere Frage ist, ob alle verarbeiteten Rohstoffe aus der Region stammen oder nur ein Teil. Zusätzlich kann die Verarbeitung auch außerhalb dieser Region passieren. Bestes Beispiel sind die Nordseekrabben, die in Afrika geschält und im deutschen Nordseehafen verkauft werden.

Als Verbraucher bin ich ziemlich aufgeschmissen, denn eine intensive Recherche zu vielen Produkten ist aufwendig bis gar unmöglich. Hilfreich könnte eine Recherche bei www.label-online.de sein, eine Suchmaschine zu den verschiedenen Labels und Siegel, die sich auf Verpackungen finden (wobei ich meine Empfehlung dahingehend einschränken möchte, daß an dieser Suchmaschine Konzernriesen wie Nestlé und Unilever beteiligt sind und ich keine Ahnung habe, wie das zu bewerten ist)

Und was mache ich jetzt?

Für meinen täglichen Einkauf versuche ich regionale Bioqualität mit möglichst wenig Verpackung zu kaufen. Als Beispiel: Meine Bioland Erdbeeren sind 194 km gereist, die Naturland Eier haben 63 km zurückgelegt und die Demeter Milch 97 km. Das geht sicher noch besser.

Worauf legst Du wert? Bio oder regional? Disclaimer: Dieser Text ist unbezahlt, aber mit meinen Überlegungen zum Thema bio und regional möchte ich die Bio Erlebnistage als neuen Blogsponsor vorstellen.
Von Anfang Juli bis Mitte Oktober schreibe ich für sie Texte rund um das Thema Bio und die Bio-Erlebnistage in Bayern. Hierbei geht es darum, zu zeigen, daß bio und regional zusammengehören, und daß bio mehr ist als nur ein Label auf einer Verpackung. Die Veranstaltungen, die ich in diesem Rahmen besuche, sind abgesprochen. Meine Meinung bleibt natürlich weiterhin meine eigene.

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