Nach einem eher langweiligen „Baustellen-Hopping“ quer durch die Schweiz traf ich am frühen Nachmittag in Scuol ein. Im Sportzentrum rasch die Startnummer abholen, wie immer alles perfekt organisiert, einen Kaffee im Dorf und dann retour nach Zuoz ins Hotel. Leider ist meine übliche Unterkunft wegen Bauarbeiten momentan geschlossen. Zum Hotel nur so viel: Den angegebenen Sternen würdig war höchstens die Rechnung… (Bin immer noch am Überlegen ob ich meinen Frust, so objektiv als möglich, in einem der zahlreichen Buchungsportalen ablegen soll)
Egal. Ich war da um ein Rennen zu fahren und nichts anderes. Kurze Runde im milden Spätnachmittag gedreht um den neuen Startplatz zu rekognoszieren und vor allem die müde gesessenen Beine zu
wecken. Nach einem ausgezeichneten Nachtessen, die obligaten Pasta Partys sind mir ein Gräuel, früh in die Federn noch ein paar Seiten im e-Book gelesen und dem Hanspeter Latour beim Problem lösen zugesehen. Nach 9 Stunden ausschlafen, aufstehen, kurzer Blick aus dem Fenster ins kühle und verregnete Engadin. L Nein jetzt kein Frust aufkommen lassen und ich kann es auch wen n es kalt ist! Frühstücken, packen und warm eingepackt ab zum 3km entfernten Startplatz auf dem Waffenplatz Zuoz-Scanf. Positiv: Eine Armee- Einrichtung hat Platz ohne Ende, sogar genügend Toiletten. Negativ: Solche Orte sind oft abseits jeglicher ziviler Einrichtungen und etwa so Stimmungsvoll wie ein Keller im 3. Untergeschoss. Jacke, Beinlinge und Mütze ausziehen, Gepäck abgeben und ab zur Startlinie. Zuschauer hatte es keine ausser den BetreuerInnen der Teilnehmer.
Neutralisiert mit ausgefahrenen Ellenbogen vom VorStart zur eigentlichen Startlinie und ab ging die Post. Post aus dem Grund weil ich die ersten Km voll am Hinterrad eines Teilnehmers im alten CH- Post- Outfit klebte. Zügig fuhren wir auf die erste Welle zu wo man auf das kleinere Kettenblatt wechseln musste. “Ratsch” die Kette des „Pöstlers“ war hinüber und ich meinen Windschatten los. In der Zwischenzeit hatte der Nieselregen aufgehört, nass wurde man nur noch “von unten”. Rasch fand ich Unterschlupf in einer neuen Gruppe in der ich meinen Führungsarbeit meistens bergauf und bergab leistete. In den Flachstücken gab es in diesem Pulk definitiv bessere Fahrer. (Vielleicht waren sie auch nur jünger ;-) Ich weiss nicht woran es genau liegt aber in dieser Saison gelingt mir speziell in den Abfahrten fast alles. Ein Detail ist sicherlich mein Bike. Ich hatte noch keine agilere und zuverlässigere Maschine unter dem Hintern als mein Scott Spark! Perfekt getunt vom Rolf Egli, versehen mit Maxxis ASPEN (vom Profil her eher ein Trockenreifen) war ich selbst bei den widerlichen Bedingungen super unterwegs.
Beim Aufstieg von Ardez nach Guarda löste sich unsere Gruppe in Einzelfahrer auf. Irgendwie hatte ich am Anfang der Steigung eine schwächere Phase. Eigentlich fand ich bis Guarda keinen guten Rhythmus. Vermutlich hatte ich zu spät verpflegt denn in der folgenden kurzen Abfahrt bis zum nächsten Anstieg waren die Beine wieder da und auf der lästigen Traverse hinüber nach Ftan konnte ich, mit fünf Mann am Hinterrad, wieder voll fahren. Ich wollte unbedingt als erster unserer Gruppe in die Abfahrt hinunter nach Scuol einbiegen. Das gelang knapp weil ich total egoistisch bei der Einfahrt meine 1,84 gaaanz breit machte ;-) Denn in der Zwischenzeit hatte ich bemerkt dass die angepeilten 2:15 zwar nicht mehr drin lagen, aber es dennoch zu einer besseren Zeit als im Vorjahr reichen würde. Auf dem Wanderweg hinunter nach Scuol konnte ich mit Tempi zwischen 40-50 km/h den Abstand zur Gruppe ausbauen und erreichte das Ziel als 42. im Feld der +49 jährigen, in offiziellen 2:18:51. Ich bin zufrieden. Ein herzliches Dankeschön an die Organisation, die zahllosen Helfer und die tollen Zuschauer in den Dörfern Ardez – Guarda – Ftan und Scuol. Grazia fitg ed a revair