Heute waren Eva und ich bei Elisabeth und Franz Kais zum Mittagessen eingeladen. Das Ehepaar ( beide ca. 80 Jahre alt) sind noch richtige „Landler“ mit einem irrsinnig schönen altösterreichischen Dialekt. Es gab sehr gute Krautrouladen und danach bekamen mir noch Kalbsgulasch zu kosten, das der Wahnsinn war. Natürlich durfte ein Kuchen zum Abschluss auch nicht fehlen.
Aber warum ich hier diesen Bericht schreibe ist das was uns die beiden von Ihrem Leben erzählt haben. Und das möchte ich mit euch teilen, denn diese Lebensgeschichte ist heftig. Wir saßen einige Stunden bei Ihnen und lauschten den interessanten Geschichten. Natürlich ist das jetzt nur ein kleiner Auszug von dem, was er uns erzählt hat.
Franz’s Vorfahren kamen aus dem Salzkammergut und wanderten 1745 in die Ukraine aus, Elisabeth weiss leider nichts mehr von ihren Vorfahren. Er wurde im Dezember 1929 hier in Königsfeld geboren. Während des 2. Weltkrieges mussten Sie nach Deutschland auswandern, um dort Zwangsarbeit zu leisten. Als sie 1948 wieder nach Königsfeld zurückkamen, gehörte ihnen nichts mehr, ihr Haus war von anderen Leuten besetzt, den für die Sowjets waren diese Rückkehrer keine gleichberechtigten Leute. Weiters erzählten Sie, das sie dort geblieben deutschsprachigen Menschen weg waren, da sie Stalin unter dem Vorwand, das sie mit dem Feind zusammenarbeiten, nach Sibirien zur Zwangsarbeit schickte. Es dauerte bis 1952, das die Sowjetische Regierung beschloss, dass alle Menschen, die in diesem Land wohnen, gleichwertig sind und so kamen auch die Kais’s wieder zu einem Besitz. Franz arbeitete dann als Lokführer und Elisabeth im Kindergarten. Das Leben dort war aber weiterhin sehr hart, denn sie durften zB. nicht ausreisen und Franz musste für 3 Jahre zum Militär. Auch die Kirchen waren verboten, was für gläubige Menschen schwer ist und wenn man zu oft trotzdem in der Kirche gesehen wurde, stand der Kgb vor der Tür, wie bei dem Beispiel von seinem Sohn Valentin. Der war Orgelspieler in der Kirche und ging dem fleissig nach, auch noch während er an der Uni studierte. Jedoch stand plötzlich das KGB vor ihm und fragte, wieso er in der Kirche spielte und nicht bei der Armeekapelle. Weiters wurde ihm gedroht, wenn er nicht aufhört, in der Kirche zu spielen, täten sie seinen Vater holen und einsperren. Aber dazu kam es zum Glück nicht. Franz hat neben Valentin noch 2 andere Kinder, seine Tochter Veronika ist in Wels zuhause, sein Sohn Franz Arzt in Ebensee und Valentin ist in Königsfeld Deutsch- und Englisch Lehrer. Von seinen Vorfahren erfuhr Franz erst, als die Grenzen geöffnet wurden und ab dem Zeitpunkt konnte er auch endlich nach Österreich fahren, wie er erzählte. Zb. besuchte er schon Bad Ischl, Ebensee, Hallstadt, Bad Goisern usw….. Er erzählte uns weiters vom schlimmen Hochwasser 1998, bei dem es viele Tote gab und die Menschen hier alles verloren. Weiters erzählte er uns voller Stolz, das unser Alt-Landeshauptmann Josef Ratzenböck und seine Frau bei ihm übernachteten, da er ja auch Gästezimmer anbietet.
Das Kreuz, das ihr in meinen Bildern seht, hat auch eine interessante Geschichte. Dies war nähmlich der Weg zum Friedhof, und der war mit einigen solchen Kreuzen ( nicht so schönen natürlich, dies ist restauriert) versehen. Als die Leute jedoch wieder Grund und Boden brauchten, besonders die, denen alles genommen wurde, wurde der Weg aufgelassen und den Leuten überlassen, ob sie die Kreuze in ihren neuen Gärten stehen lassen wollen oder weggeben. Franz erzählte das viele seiner Nachbarn es weggaben und die, die das taten, und jetzt haltet euch fest, starben innerhalb eines halben Jahres!!! Wahnsinn oder???
Weiters zeigte uns Elisabeth ihre Stick-und Häckelsachen, die sie gemacht hat. Wunderschön!! Und zum Abschluss sangen uns die beiden noch alte „Landlerlieder“ vor, wo mir die Gänsehaut den Rücken runter lief, weil sie es mit so einer Sentimentalität sangen, wie, so glaube ich, das nur Leute können, die so ein bewegtes Leben hatten. Wir bekamen auch Liedtexte, die ich euch natürlich nich vorenthalten will:
Nach meiner Heimat zieht’s mich wieder, es ist die alte Heimat noch, die selbe Luft, die selben frohen Lieder und alles ist ein anderes doch! Die Wellen rauschen wie einst vor Jahren, im Walde springt ein kleines Reh, von Ferne hör ich Heimatglocken läuten und die Berge glänzen weiss wie Schnee. Am Waldes Rande steht die Hütte, die Mutter geht hinein und raus, Jetzt sehen fremde Menschen aus dem Fenster, es war einmal dein Heimathaus.
Auch ein zweites Lied haben wir noch zu hören bekommen:
Droben vom Gebirge scheint ein heller Schein auf die Erde in mein Herz hinein. Droben vom Gebirge scheint ein helles Licht aber meine Tränen trocknen nicht. Refrain: Oh du Teresiental oh du mein Heimatland seh ich dich noch ein einzigesmal? Oftmals sassen wir beisammen am Waldesrand wo die Amsel und das muntere Rehlein sprang wo die Lerche ihre frohen Lieder singt und das Alphorn aus der Ferne klingt. Refrain: Oh du Teresiental, oh du mein Heimatland sehe ich dich noch ein einzigesmal?
Für mich war dieser Tag bei den zweien der Höhepunkt bis jetzt, aber ich hoffe das noch viele solche Tage kommen werden.