Opulenter. Mehr Rock. Weniger Seelenschmerzen. Und Gegrübel. Zwischen Beton und Wolken hat sich der New Yorker Singer-Songwriter Kevin Devine auf seinem neuen Album Between the Concrete and Clouds eingerichtet: Zehn neue Lieder, im Unterschied zum epochalen Vorgänger "Brothers Blood" mit einer festen Band eingespielt und bei Arctic Rodeo veröffentlicht.
Devine ist einer, der eine Karriere lang Pech hatte, das aber als großes Glück begreift. Vor neun Jahren hatte der damals 22-Jährige mit dem Album "Circle Gets The Square" seinen Ausstieg aus seiner Gruppe Miracle of ‘86 eingeläutet. Mit dem Nachfolger "Make The Clocks Move" kam der große Plattenvertrag, kamen große Hoffnungen - und die große Enttäuschung. Der Welt-Kapitalismus biss zu, Devines neue Plattenfirma wurde von einer anderen übernommen, die neue Besitzerin wollte den dünnen Rotbloanden nicht mehr im Katalog haben.
Der New Yorker, den wir hier bei PPQ traditionell mit heißer Begeisterung feiern, hat es genommen wie ein Film-Amerikaner. Sein oben auszugsweise präsentiertes Song-Monument "Brother's Blood" würde in einer gerechten Welt dafür sorgen, dass Bob Dylan augenblicklich vergessen und die Rockgeschichte umgeschrieben werden müsste. So aber muss "Between Concrete & Clouds" einen neuen Anlauf machen. Kevin Devine setzt hier weniger auf akustische Gitarren, mehr auf einen Klang, wie ihn Jeremy Enigk von Sunny Day Real Estate auf seinen Soloritten produzierte. Langsam geht es zu, die Ohren sind voller seltsamer Geräusche, Devine haucht sich durch den Opener "Off-Screen", ist aber schon beim zweiten Stück "The First Hit" wieder bei einer Melodie, wie nur er sie derzeit schreibt.
Ein Jahrhunderttalent wie Tim Buckley oder zuletzt Connor Oberst, das beweist auch das folgende "Sleepwalking through my life", ein Walzer mit Tambourin und Vaudeville-Gitarre, den Devine mehr raunt als quietscht. Insgesamt aber ist die Traurigkeit, die bisher aus den Alben des 31-Jährigen tropfte, zu beschwingter Hoffnungslosigkeit geworden. "I don´t want to live like I´m dead anymore" singt er in "Wait out the wreck". Die bösen Beispiele vor Augen, der Wille groß, es besser zu machen: Zum 20. Jahrestag des Nirvana-Albums "Nevermind" hat Kevin Devine, der damals von Kurt Cobain erweckt wurde, wie er sagt, gerade einfach mal so das komplette Grunge-Standardwerk neu eingespielt. Kostenlos downloaden lässt es sich hier.
Kevins Auftritte im PPQ-Archiv
Schöne Lieder, schlecht beleuchtet