Bescheidenheit ist eine Zier…


Bescheidenheit ist eine Zier…

Quelle: Helmut Mühlbacher


Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Tony Castle erzählen:

„Goldgier“

„Es war an einem lauen Sommernachmittag des Jahres 1894, als ein mit Passagieren vollbesetzter Mississippi-Dampfer auf einen Felsen im an dieser Stelle tiefen und reißenden Fluss auflief.

Bescheidenheit ist eine Zier…

Quelle: Astrid Müller

Es kam zu einer wilden Panik auf dem Schiff, dass sich schon nach wenigen Minuten stark zur Seite neigte. Die vorhandenen Rettungsboote reichten nur für ein Viertel der Passagiere. Viele, die schwimmen konnten, zogen ihre Oberbekleidung aus, sprangen ins Wasser und erreichten so, wenn auch unter Anstrengung, durch intensives Schwimmen das rettende Ufer.
Als bereits alle Passagiere das untergehende Schiff verlassen hatten, erschien plötzlich noch ein Mann auf dem stark geneigten Deck. Er ergriff ein größeres lockeres Stück Holz, umfasste es fest und sprang damit in den Fluss.
Doch er versank in der Tiefe wie ein Stein. Die Menschen im letzten Rettungsboot verfolgten gebannt das grausige Geschehen und wunderten sich, dass der Mann nicht wieder auftauchte.

Als der Ertrunkene später geborgen werden konnte, stellte man etwas Überraschendes fest: Während alle anderen Passagiere in Hast und Eile das Schiff verließen, war er zurückgeblieben, um das Gepäck und die Koffer auszuräubern. Unter den Passagieren befanden sich sehr viele Bergleute, die mit ihren Ersparnissen in ihre Heimat zurückkehrten.

Der Dieb hatte es vor allem auf ihr Gold angesehen. Uns er machte auch sehr reiche Beute. Innerhalb von wenigen Minuten erbeutete er mehr Gold, als die meisten Menschen wohl je in ihrem ganzen Leben zu sehen bekommen. Er hatte sich das Gold in kleinen Beutelchen an seinen Gürtel gehängt, bevor er ins Wasser gesprungen war. Das Gewicht des Goldes hatte ihn auf den Grund des Mississippi gezogen, ihn dort festgehalten und so war er elendiglich und grausam ertrunken.

Ihr Lieben,
Wenn ich das Wort „Mississippi“ lese, dann erinnere ich mich an meine Kindheit und Jugend. Meine erste kleine Freundin und ich hockten stundenlang in einem kleinen Verschlag und lasen bei kümmerlichem Tageslicht und abends bei Kerzenschein voller Begeisterung die Geschichten von Tom Sawyer und seinem Freund Huckleberry Finn. Diese gemeinsame Lektüre gehört zu meinen schönsten Erinnerungen.
Sicher wird nun mancher von Euch sagen:
„Werner, das ist eine schöne Geschichte, aber wo soll da der Bezug zu unserem Leben sein?“

Wenn wir diese Geschichte als ein Gleichnis, als ein Beispiel für unser Leben betrachten, dann gibt es sehr wohl Parallelen zu unserem Leben.
 
Keiner von uns ist von der Sucht nach Gold erfüllt und keiner von uns würde, wenn er den Wunsch hat, Gold zu besitzen, andere Menschen bestehlen.
 
Aber dennoch gibt es in unserem Leben auch eine ungesunde Gier, die uns daran hindert, das Leben in seiner Gänze und seiner Fülle genießen zu können:
Das ist die Gier, ja nicht zu kurz zu kommen, die Gier, dieses oder jenes unbedingt haben zu müssen, um nicht schlechter als Andere dazustehen, die Gier, die Erfüllung des Glücks immer im Erwerb von noch mehr Dingen zu sehen.
Ich kenne viele Menschen, deren Fernseher wunderbar funktioniert, die sich aber verschulden, weil sie meinen, sich unbedingt einen sehr guten Flachbildfernseher kaufen zu müssen.

 
Ich kenne viele Menschen, die früher glücklich waren, zuhause telefonieren zu können, und die jetzt meinen, unglücklich zu werden, wenn sie sich nicht ein teures Apple-Smartphone kaufen und ständig erreichbar sind.
Die Gier ist das Missverständnis, zu glauben, man werde dann besonders glücklich, wenn man vor allem an sich selbst denkt. Dabei liegt das Glück des Lebens darin, sich und anderen Menschen Freude zu bereiten.

Um glücklich zu werden, ist nicht weiter nötig, als zur Ruhe zu kommen.
Um glücklich zu werden, ist nicht weiter nötig, als bescheiden und zufrieden zu werden, denn dann können wir das Leben wirklich genießen.

Der Berliner sagt: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter komm ich ohne ihr!“

Ja, es mag sein, dass jemand, der unbescheiden ist, mehr materielle Dinge in seinem Leben ergattert, aber glücklicher wird dieser Mensch gewiss nicht.

Wenn wir wirklich glücklich werden wollen, dann müssen wir uns von aller inneren Gier befreien. Dann werden wir am Strand unseres Lebens das Glück genießen können:

Wenn wir das nicht tun, wird uns die Gier auf den Grund des Haben-Wollen-Flusses herunterziehen und wir werden den Sinn unseres Leben, nämlich glücklich zu sein und uns und anderen Menschen Freude zu bereiten, verfehlen.

Ich wünsche Euch von ganzem Herzen ein fröhliches, unbeschwertes und erholsames Wochenende mit vielen bunten Luftballons der Freude, einem Container Dankbarkeit, einem Backofen voll Liebe und einem Brunnen, sprudelnd von Zuversicht und Hoffnung.

Ich grüße Euch herzlich aus dem herbstlichen Bremen
Euer fröhlicher Werner

Bescheidenheit ist eine Zier…

Quelle: Karin Heringshausen



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