Es wächst, pulsiert und lebt. Ein Baum, der zum getanzten Uhrzeigersinn des zweiten Tänzers von rechts (Name leider nicht herauszufinden) wächst. Ein Zyklus des Lebens, die Geschwindigkeit nimmt zu, die Lautstärke, und wenn der Höhepunkt erreicht ist – ist Schluss. Beim ersten Mal bin ich verwirrt, beim zweiten Mal genervt. Ich verbringe die anderthalb Stunden versunken in eben jenen Uhrzeiger, den Tänzer mit den gleichsam aus seinem Körper wachsenden Armen, der über eine unglaubliche Körperspannung und –präsenz verfügt. Die anderen Performer sehe ich gar nicht richtig, ich scheitere beim Versuch. Das Bühnengeschehen beginnt mit ihm, seinen Händen, den kreisenden, ausgreifenden, zeigenden Bewegungen seiner Arme. Meg-Stuart-Arme. Als die Beine ins Spiel kommen, scheint das schon nicht gut gehen zu können. Und gut gehen soll es irgendwie auch gar nicht. Auch gefallen nicht, die Musik trifft den Nerv der Bewegung und raubt mir somit meinen letzten. Ich überlege bereits zu gehen, kann und will aber doch nicht – im zweiten Anlauf nimmt das Stück plötzlich neue gruppendynamische Züge an, die mich nicht loslassen. Ein Menschenknäuel rollt übereinander, es wächst mit jedem neuen Tänzer. Ein Konstrukt aus Bewegung hat sich tief in den Raum hineingeschrieben, voll Leidenschaft, ohne Allüren, ohne Zweifel. Das ist bewundernswert. Abgesehen von der Leistung der Tänzer am wohl bisher heißesten Tag des Jahres. Wirklich bewundernswert.
Aber warum darf am Ende eines Wirbels aus Körpern und Klängen nichts als der stroboskop-geleitete Stillstand stehen? Ist das der Super-Gau unseres Lebens? Ich gehe tief frustriert, flüchte regelrecht. War ich nicht in der passenden Stimmung? Eventuell gibt es für dieses Stück auch keine. Der Sog war da, die Bewegung floss in meinen Körper über, ich wollte so gerne mitmachen, ausbrechen, bersten. Violet kann nur in Trance leben.
Besuchte Vorstellung: 18.06.2013, weitere Vorstellung 19.06.2013, 20.30 Uhr