Berlinale 2012: Filmkritik zu ‘Side by Side’

Berlinale 2012: Filmkritik zu ‘Side by Side’

Bei den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen von Berlin wurde ein Trend fortgesetzt, der bereits mit den Spielfilmen ‚The Artist‘ und ‚Hugo Cabret‘ gesetzt wurde. Die Beschäftigung des Mediums Film mit sich selbst. In der Dokumentation ‚Side by Side‘ führt Schauspieler Keanu Reeves Gespräche mit Filmschaffenden, die sich sowohl zur Wissenschaft der digitalen Entwicklung als auch zu deren Auswirkungen äußern. Der Film fragt dabei nach den Vor- und Nachteilen der digitalen Praxis – in einer Zeit, wo digitale und analoge Technologien noch Seite an Seite existieren. Es werden die Unterschiede von dem Moment, in dem die Kamera läuft, bis zum Schnitt, den visuellen Effekten, den Archivierungsprozessen und den Kinoprojektoren aufgezeigt.

Während Keanu Reeves nur ab und an im Bild ist und dann mehr damit beschäftigt zu sein scheint, seinen Bart zu kraulen, kommt es zu einer ganzen Reihe von qualifizierten Kommentaren und Einschätzungen von Menschen wie Danny Boyle, James Cameron, Anthony Dod Mantle, Lena Dunham, David Fincher, Greta Gerwig, Richard Linklater, Robert Rodriguez, Martin Scorsese, Steven Soderberg oder den Wachowskis.

Berlinale 2012: Filmkritik zu ‘Side by Side’

Steven Soderbergh

Denn das ist ‚Side by Side‘ – ein Stück Geschichte. Natürlich erleben wir die Filmemacher, wie sie ihre unterschiedlichen Meinungen zu der digitalen Technik kund geben, dennoch kann die Dokumentation als Ganzes als geschichtliche Aufarbeitung bis zum heutigen Tage gesehen werden. Die Unterschiede die herausgearbeitet werden, sind weder positiv noch negativ, sondern Geschmackssache. Wo James Cameron und George Lucas sich stark für die Digitalisierung aussprechen, gibt es auch in Hollywood immer noch Gegner wie Christopher Nolan und David Lynch. Regisseur Kenneally achtet bewusst auf ein ausgeglichenes Meinungsbild, nimmt selbst keine Position ein und setzt auch seinen schwach besetzten Moderator Keanu Reeves unparteiisch in Szene. Dem Zuschauer wird hier Gutes getan. ‚Side by Side‘ funktioniert als Lehrfilm über die Filmtechnik, nicht etwa als polemische Diskussion über die Art und Weise wie sie sich entwickelt.

Berlinale 2012: Filmkritik zu ‘Side by Side’

Lana & Andy Wachowski

So darf auch Regisseur Lars von Trier sich zu Wort melden, wenn es um die immer bessere Leistungsfähigkeit von kostengünstigen Kameras geht. Den Filmemacher erfreut diese Tatsache aus dem Grund, dass es reichlich unentdeckte Talente gäbe, die so nun ihre Ideen verwirklichen könnten. Damit unterstreicht er nur seine Zugehörigkeit zur ‚Dogma 95‘-Bewegung. Aber Gegenstimmen sehen hier eine Willkür, die dazu führen wird, dass zu viele unwichtige Filme auf den Markt geworfen werden. Ein David Lynch, der sich diesem digitalen Schritt gänzlich verwehrt und lieber aufhören möchte Filme zu drehen, sieht zwar die Möglichkeit, dass viele Leute Filme drehen könnten, bemerkt aber auch, dass bereits jetzt viele Leute keine guten Ideen hätten, die es sich lohnen würden zu verfilmen. Und irgendwann schließt sich der Diskussionskreis bei einem geeigneten Speichermedium. Denn sämtliche digitalen Datenträger haben nur ein Mindesthaltbarkeitsdatum, bis sie nicht mehr funktionieren. Die Lösung: Zelluloidfilm. Aber wie sagt George Lucas es so schön: Wenn mehr Filmemacher die neue Technik nutzen, muss man sich zwangsläufig über die Speicherung Gedanken machen. Das ist Fortschritt, das ist Evolution. Wir wissen jetzt noch nicht, wie wir die ganzen Daten dauerhaft speichern können. Aber das heißt ja nicht, dass wir es niemals wissen werden.

‚Side by Side‘ behandelt noch weitaus mehr Diskussionsstoff aus diesem Themengebiet. Für jeden Filmliebhaber bietet die Dokumentation einen hervorragenden Einstieg in die technischen Hintergründe der momentan laufenden Entwicklungen in Hollywood. Es ist interessant zu sehen, wie sehr sich Regisseure und andere am Film beteiligte Personen über die Zukunft Gedanken machen und wie diese aussehen. Ein Lob an Regisseur Christopher Kenneally, dem mit seiner knapp 100 Minuten langen Dokumentation ein interessanter Blick auf die technische Seite des Films gelungen ist.

Denis Sasse

Berlinale 2012: Filmkritik zu ‘Side by Side’

‘Side by Side‘

Produktionsland, Jahr: USA, 2012
Länge: ca. 99 Minuten
Regie: Chris Kenneally


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