Gründerin Anastasia Shevchenko brachte innerhalb eines knappen Jahres mit viel Mut, Liebe und unheimlichem Engagement ehrenamtlich internationale Yogis in der Berliner Malzfabrik zusammen. Mehr als 600 Gäste kamen für weit über 100 Workshops und Yogaklassen an dem Wochenende vom 24. bis zum 26. Mai zusammen. Auch ich war vor Ort, um an dem vielfältigen Programm teilzunehmen. Der Freitag war noch ganz ruhig und entspannt, als ich am Nachmittag für einen Snack und etwas Zeit am Strand zeitig vor Ort eintraf.
Alle Fotos kannst du zur Vergrößerung anklicken.DIE MALZFABRIK ALS YOGITREFF
Mitten in der Großstadt in Berlin-Tempelhof zwischen alten Backsteingebäuden empfand ich den Ort der ersten Berlin Yoga Conference als kleines Entspannungsparadies. Die wilde Wiese mit ihren beiden Naturteichen wirkte wie eine Miniatur-Parklandschaft auf mich. Diese innerstädtische Oase mit ihrem Sandstrand bot ausreichend Raum, um auch zwischendrin einfach mal für sich sein zu können. Man konnte ein Picknick genießen oder mit Freunden abseits der Workshops entspannt reden.
Die Malzfabrik wirkte trotz des urbanen Flairs genau deshalb wie ein Kleinod auf mich, das wie für so eine Veranstaltung gemacht war.
Zwischen den Gemäuern mit ihren Hallen, den Yogastunden, Workshops, Vorträgen und der Live-Musik gab es einen nachhaltigen Markt, Buchhandel, Näh-/Mala-/Henna- sowie Teekurse. Ein kleiner Spielplatz für Erwachsene mit Hula-Hoop und DIY-Stationenergänzte das Yogaprogramm. Nicht zuletzt fehlte natürlich nichts, was das leibliche Wohl betraf. Vegane Speisen, kleine Leckereien, köstliche Getränke. Das alles war und wird in Zukunft die Berlin Yoga Conference sein und ausmachen.
In den fünf großzügigen Hallen und dem Festival-Zelt war nicht nur unglaublich Raum, um sich frei zu entfalten. Sie waren die perfekte Kulisse, wie ich sie mir vorher auch vorgestellt hatte. Natürlich könnte man kleinere Räume wählen, in denen man dicht an dicht schwitzt. Aber ich empfand es als Freiheit und wie schon damals in der zerfallenen Halle in der Lausitz empfinde ich es jedes Mal wieder als wahren Luxus solch hohe Räumlichkeiten nutzen zu können.
EIN PROGRAMM FÜR ALLE
Yogalehrerin Anastasia hat mit ihrer Passion zum Yoga und für die Gemeinschaft sowohl für national und international agierende Yogalehrer eine Plattform zum Unterrichten als auch zum Austausch geschaffen. Jeder wurde in den einzelnen Yogastunden und Workshops, egal ob vom Conference oder Festival Programm fündig. Ob fitnessbegeisterte Yogis, Gesundheitsbewusste, Liebhaber von Entspannungsübungen,...
Die Berlin Yoga Conference verband alle Yogis. Egal mit welchem Yogahintergrund oder mit welcher Yogaerfahrung man diese Veranstaltung besuchte.
Im Übrigen, weil ich es auch im Nachhinein gefragt wurde, fühlten sich ganz sicher auch alle wohl, die sich weniger mit der spirituellen, philosophischen Seite von Yoga verbunden fühlen und mehr auf die körperliche, klare Komponente ohne viel "Schnickschnack" Wert legen. Jeder, der dort etwas Bestimmtes für sich gesucht hat, hat es sicher gefunden.
Das Programm war so umfangreich, dass es mir zum Teil sehr schwer fiel, mich zwischen einzelnen Angeboten zu entscheiden. Der Preis von mehr als 400€ für das Wochenend-Ticket der gesamten Konferenz scheint von außen betrachtet sehr hoch. Wer aber dort vor Ort war, wird sicher zustimmen, dass die Tage so intensiv gefüllt waren, dass es mehr als gerechtfertigt war. Die einzelnen Stunden haben sich auch untereinander wunderbar ergänzt. Lehrer, die mehrere Tage unterrichtet haben, hatten zum Teil auch fortlaufende Klassen zusammengestellt, die aufeinander aufgebaut haben. So blieb ich beispielsweise anders als erwartet an allen drei Tagen "an den Lippen von Jang Ho Kim" kleben.
Zusätzlich zu den Tickets für die gesamte Konferenz gab es ein Festival-Ticket, das für alle fortlaufenden Angebote in dem Zelt auf der Wiese am Strand galt. Darüber hinaus konnte man einzelne Workshops besuchen. Tatsächlich hätte für mich das Angebot sogar etwas schmaler ausfallen können. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, ich würde etwas verpassen.
Nichts war zu viel. Aber eins fehlte: wir hatten einfach viel zu wenig Zeit!
Es gibt nur eine Sache, die ich mir wirklich mehr gewünscht hätte. Für mich hätten mehr Workshops so aufgebaut und strukturiert sein können, dass sie weniger Praxis als vielmehr Theorie vermitteln. Einen dieser Workshops pro Slot innerhalb der fünf parallel laufenden Angebote wäre eine Option gewesen.
Ich hätte ganz sicher täglich mindestens einen solchen Lehrgang gewählt. Er hätte dann auch doppelt so lang (also 3 Stunden) sein können. Denn mal ganz ehrlich. Wer wie ich fast das gesamte Wochenende anwesend war und jeden Slot besucht hat, war spätestens Samstagmittag körperlich ordentlich erschöpft. Zumindest ging es mir so. Obwohl ich meine körperliche Fitness nicht gerade als schlecht einschätzen würde. Abends schaffte ich es nicht einmal zu den Konzerten und Tagesabschluss mit DJ. Denn am Morgen warteten bereits ab 8 Uhr Meditationsangebote und das anschließende gemeinsame Frühstück.
Während der Eröffnungsveranstaltung stellten sich alle Yogalehrer vor, die an dem Wochenende Vorträge oder Workshops hielten. So gewann vermutlich nicht nur ich einen guten Eindruck davon, was uns erwartete und die Workshopleiter geplant hatten.
Ich hatte mir vorab einen genauen Stundenplan zusammengestellt, um während der kurzen Pausenzeiten nicht lange überlegen zu müssen, ob ich in die Sun, Moon, Earth, Wind oder Sky Hall, zu einem Workshop draußen oder zum Festival Zelt in der Parkanlage eilen musste. Es gab zwar überall ausreichend Plätze, aber zwischendrin traf ich immer wieder auf das ein oder andere bekannte Gesicht und verquatschte mich förmlich zwischen jedem Slot. So wie mit Maty, die ich viel zu selten treffe, obwohl sie in Berlin lebt und wir beide das Laufen so sehr lieben! Sie hat übrigens vor einiger Zeit einen wunderbaren Beitrag zum Thema Meditation geschrieben.
Begonnen habe ich aber gar nicht mit Yoga, sondern mit einem Programmpunkt aus dem Festivalplan: mit dem Kombucha Workshop der ManuTeeFaktur aus Berlin. In ihrer kleinen Tee-Lounge wurde uns in einer kurzen Übersicht erklärt, was Kombucha ist. Wie braue ich dieses Elixier des Lebens selbst zu Haus? Welches Zubehör braucht es für die Kombucha-Herstellung? Diese und noch viel mehr Fragen fanden Beantwortung. Seither habe auch ich meinen kleinen Scoby zu Haus, der mir dieses köstliche Getränk fermentiert.
Ausreichend erfrischt und mit leckerem Kombucha Tee gestärkt, konnte es zu Cat Shanti Om gehen. So nennt sich der Ukrainer Vitaliy Shakirov aus Odessa auf den sozialen Medien. Ich gebe zu, dass mich allein seine YouTube Videos neugierig gemacht haben. Sein Yogastil wirkt einzigartig auf mich. Sehr fordernd, aber so wunderbar ausgeglichen, fließend. Er präsentiert alles mit einer unglaublichen Leichtigkeit, die ich jedoch selbst in seiner Stunde nicht wirklich spüren konnte.
Wir sprangen. Machten Armbewegungen, die für einen Knoten in meinem Kopf sorgten. Rollten uns über den Rücken. Absoluter Alptraum auf meiner Yogamatte: Burpees. Damit hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Nicht einmal in einem Traum hätte ich es mir gewünscht. Aber ich verstand, wozu es gut sein sollte. Entsprechend zufrieden und klar lag ich im Anschluss auf dem kalten Fliesenboden und genoss mein erstes Shavasana an diesem Wochenende.
Leider war ich an den anderen Tagen so verplant mit weiteren Workshops, dass ich die anschließenden Stunden bei Vitaliy nicht wahrnehmen konnte. Zu schade. Denn ich glaube, nur so hat man das große Ganze von ihm miterleben können. Gerade bei so intensiven, umfangreichen Stunden wären tatsächlich Workshops über einen längeren Zeitraum wie 3h besser gewesen. Für mich zumindest.
Fast entspannend und genau so wie ich es mir vorgestellt hatte, floss ich durch Jang-Ho Kims Vinyasa Blend. Zu Beginn gab er mir (vermutlich nicht mir nur allen) ordentlich Denksport mit auf den Weg. Hast du schon einmal etwas von Finger Qi-Gong gehört? Ich auch nicht. Es waren einfach nur ein paar Fingerspiele, wie ich es tatsächlich von meiner Oma kenne. Unsere rechte und linke Gehirnhälfte sollte so direkt etwas zu tun bekommen. Ich war froh, als es mit den Asanas losging.
In seiner ersten Stunde verband der Wiesbadener von der ersten bis zur letzten Minute auf witzige, sehr charmante Weise Yoga & Qi-Gong. Diese 90 Minuten, der gesamte Aufbau der Yogastunde, die Verbindung aus Qi-Gong Bewegungsabläufen mit Asanas gefiel mir so gut, dass ich im Verlauf des Wochenendes zwei weitere Yogaklassen (Zen Vinyasa Flow sowie die Vinyasa Stunde 'Harnessing the Male Qi') und seinen Vortrag zur Zen Philosophie besuchte.
Letzteres berührte mich wirklich sehr. Der Vortrag schaffte zu Beginn eine intensive Verbindung aller Teilnehmer untereinander. Anschließend präsentierte Jang-Ho unterhaltend und gleichzeitig einfühlsam seine persönliche Geschichte mit Yoga. Seine Stunden waren geprägt von Humor, Stärke, Gemeinschaft und einer besonderen Seele. Spannungsvoll und entspannend zugleich. Am Freitag und am Wochenende jeweils eine ganz wunderbare Praxis, um sich zu fordern, aber dennoch ein intensives Asana-Erlebnis zu haben.