Berlin Triathlon: sumpfgrüne Plörre, Saharaföhn, glühender Asphalt – Teil I

Am vergangenen Wochenende stellten sich mehr als 1000 Teilnehmer dem Berlin Triathlon. Die zahlreichen Zuschauer ließen sich ebenso wenig wie die Athleten von der Hitze abschrecken und so feuerten sie zusammen mit Prominenten aus Politik und Sport, wie Weltrekordhalter Paul Biedermann, die Triathleten an. Die Spree erreichte bei einer Lufttemperatur von mehr als 35° fast Badewassertemperatur, während auf der Radstrecke die Mittagsglut aufstieg. Die wenigen Schattenspiele der Bäume des Treptower Parks sorgten bei dem abschließenden Lauf nicht wirklich für Abkühlung.

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Ich freute mich wirklich sehr auf diesen Tag. Triathlon ist immer noch etwas ganz besonderes. Die Saison ist so kurz. Laufen kann ich immer. Aber in Kombination mit Schwimmen und Radfahren sind Wettkämpfe doch eher selten. Obwohl es immer aufregend und spannend ist, fühlte ich mich an diesem Tag ausgelassen und eher freudig erwartend denn angespannt.

Meine Vorbereitung in diesem Jahr hatte unglaublich früh begonnen. Die erste Mitteldistanz im April hat zwar Kraft gekostet, aber schenkte mit körperlich und mental viel Rückenwind. Ich habe mich zu dieser Zeit im Jahr noch nie  so fit gefühlt und hatte Entsprechendes vor. Die letzten Tests wie der 10er in Frankfurt prognostizierten ein gutes Laufergebnis.

Dank meiner guten Laune und des sonnigen Wetters fühlte ich mich motiviert, am Samstag mit dem Rennrad durch die Stadt zu fahren und meine Startunterlagen abzuholen. Hätte mir das jemand vor ein, zwei Jahren gesagt, hätte ich ihn entweder gnadenlos ausgelacht oder mit leerem Blick ungläubig angestarrt. Ja, ich fühlte mich schon ein wenig erwachsen und so fit, dass ich mir das zutraute.

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Vor zwei Jahren nahm ich bereits am Berlin Triathlon in Treptow teil. Es war damals meine erste olympische Distanz und ich steckte mit meinen Triathlonerfahrungen noch in Babyschuhen. MyGoal Trainerin Anke war damals zum Glück vor Ort und musste mich direkt anschreien, wie ich meine Startnummer zu drehen habe und dass ich nicht so verkrampft laufen soll. Bei diesem Start war so kühl, dass Männer im Wasser mit den Zähnen klapperten und ich auf der Radstrecke zu kämpfen hatte, warm zu werden. Im vergangenen Jahr versank die Veranstaltung fast in Regenfluten. Zum Glück passte eine Teilnahme nicht in meinem Wettkampfplan. Nun war es aber wieder soweit und ich konnte im Park Center Treptow meinen Startbeutel entgegennehmen.

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Etwas eng und wuselig ging es dort zu. Alle Athleten wollten wohl pünktlich sein und so bildete sich schnell eine Schlange. Dennoch hielt ich ruck zuck meinen Teilnehmerbeutel in den Händen. Hier und da direkt einige bekannte Gesichter getroffen. Berlin ist so klein, wenn es darum geht. Natürlich mussten wir über die Ziele philosophieren. Das Wetter analysieren, die Verpflegungsstrategie unter die Lupe nehmen… Aber an das was mich und viele andere am Sonntag erwarten würde, hatte niemand gedacht.

Ob es ein böses Omen war, dass ich in die zweite Startwelle der Olympischen Distanz gerutscht war?

Startzeit: Zwölf Uhr mittags. High Noon!

Ich wollte erwachsen sein? Ich nahm es erwachsen. Was sollte schon so viel anders sein, als wenn ich ein Stündchen eher starten würde? Außerdem war das doch mein Wetter. Vielleicht nicht für eine Bestzeit im Marathon oder Halbmarathon. Aber für einen Triathlon über diese Distanz! Bis es aber überhaupt soweit war, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit. Als ich gegen halb elf in Treptow ankam, waren die Straßen bereits gesperrt. Dennoch war noch kein Teilnehmer auf der Strecke. Verwunderlich, denn eigentlich sollte der Super-Sprint bereits unterwegs sein.

Kurzer Beincheck bei einer kleinen Laufrunde zwischen den Häusern. Alles prima. Gerade als ich einchecken wollte, um mein Rad abzustellen und meinen Wechselbereich vorzubereiten, sprangen die Führenden des Super-Sprints auf ihre Räder. Damit war klar, dass es anscheinend eine kleine Verzögerung des Programms geben würde. Nur die Kleinsten hatten es bereits geschafft und konnten ihre Miniräder und Athletenbeinchen im Schatten kühlen.

Schnell klebte ich noch die Startnummer auf den Helm. Diesen und mein Rad ließ ich vom Kampfrichter auf Tauglichkeit prüfen, um mir endlich meinen Stellplatz zeigen zu lassen. Reihe B. Irgendwo ziemlich vorn oder hinten. Je nachdem. Vom Wasser habe ich es dann nicht weit.

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Schockierend war die Winzigkeit, die Wechselzone genannt wird! Meine Tasche passte vor zwei Jahren noch quer neben mein Rad. Meine Wasserschüssel brauche ich dann wohl nicht auspacken! Also alles längs hin geschoben und auf die Tasche zum Wechseln gelegt. Gar nicht so schlecht. Muss man sich nicht so weit runter bücken. Für den Kreislauf sicher bei der Wärme auch besser. Direkt die Schuhe auch ausgezogen, um den Sommer barfuß bis zum Start zu genießen.

Da die letzten Teilnehmer des Super-Sprints alle ohne Neoprenanzug aus dem Wasser kamen und die Sonne schon auf meinen Schultern brutzelte, packte ich meinen direkt zurück in die Tasche. Gut so. Absolut notwendig diesen auszulassen. Wir wären mittags wahrscheinlich gut durch  gedünstet aus dem Wasser geeiert.

So schnell war ich sicher noch nie startklar. Nur das mit der Klebenummer, die auf die gepuderte Badekappe sollte, gab mir zu denken. Wie soll das bitte halten? Wieso wurden die Nummern nicht einfach mit einem Edding drauf geschrieben? Haben andere Veranstalter mit deutlich mehr Teilnehmern auch schon geschafft.

Obwohl wir mittlerweile schon fast eine halbe Stunde Verspätung hatten, verflog die Zeit geradezu. Ich hatte mich damit abgefunden, dass ich ohne Neo über die zwei Runden kommen musste. War aber wirklich froh, dass ich mich nicht in diese Pelle zwängen und schon gar nicht wieder herausschälen musste. Mein Tri Suit war kuschelig genug.

Das ein oder andere Wasser musste mich schon vor dem Wettkampf erfrischen. An die Zuschauer wurde auch gedacht. Kleine Essens- und Getränkestände versüßen ihnen den Tag und verkürzten die Wartezeit, während sich Mama, Papa, Frau, Mann oder Kinder auf Strecke austoben.

Dank Verspätung konnte ich direkt noch einigen Bekannten zu jubeln. Kaum, dass ich mit meinen Sachen soweit startklar war, rasten schon die Triathloneinsteiger Miele und Marco an mir vorbei. Sah nach einem schnellen Wechsel vom Rad auf die Laufstrecke aus. Als sie das Ziel stürmen war es in der Sonne schon nicht mehr auszuhalten. Barfuß auf dem Asphalt herum zu springen wurde mehr und mehr zu einer dummen Idee.

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Endlich machte sich die erste Startwelle der olympischen Distanz auf, bevor wir (die zweite Gruppe) ebenfalls zur Wettkampfbesprechung gerufen wurden. Die letzten Fragen wurden beantwortet. Der Kampfrichter scherzte ein wenig herum. Die Stimmung spannte sich dennoch an. Noch einen Schluck Wasser, bevor wir uns langsam Richtung Start an den Fischrestaurants im Hafen entlang schoben. Es dauerte noch einige Zeit, bis wir ebenfalls hinein durften. Einige Minuten blieben, um noch mit Zuschauern und anderen Teilnehmern zu sprechen. Wir warteten auf den letzten Athleten aus der ersten Welle, den wir natürlich gebührend in Empfang nahmen.

Die Brücke hinüber zur Insel der Jugend, die wir zwei Mal zu umrunden hatten, füllte sich wieder mit Schaulustigen. In dem kurzen Moment Wartezeit, vom Badekappe aufsetzen bis zum Einstieg in die Spree kochte mein Kopf schon halb. Wirklich erfrischend war das Wasser dann irgendwie nicht. Aber alles besser als weiter in der Wärme ausharren.

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Ich positionierte mich gerade in der Mitte des Starterfeldes als plötzlich schon vom Boot aus 3, 2, 1 zu hören. Die Uhr nicht an, aber zum Glück saß die Schwimmbrille! Kurz umher gezappelt, die Technik zum Laufen gebracht, um mich dem Gewühl zu ergeben. Es ging überraschend leicht. Ok, wir sind hier auch nicht in den Wellen des Atlantiks. Ich konnte die erste Boje gut sehen und machte mich schnurstracks geradeaus dorthin auf. Zumindest versuchte ich es.

Ich war mit Sicherheit noch nie so eingekesselt. Egal wo ich hin sah und schwamm, überall nur Beine und Arme und grüne Badekappen. Ich wollte partout nicht Brustschwimmen. Es lief wunderbar mit der Atmung. Die Beine plätschern locker vor sich hin und mit meinen Armen versuchte ich einen einigermaßen vernünftigen Zug hinzubekommen. Es schien fast aussichtslos, denn so viele Brustschwimmer wie in keinem anderen Wettkampf, den ich bestritt, waren unterwegs. Fremde Füße an meiner Hüfte, an den Schultern. Kreisende Arme über mich rüber. Wasser schlucken, weil ich auf einmal von einem Bein weg- an einen anderen Schwimmer heran geschoben wurde. Vor mir zwei Schwimmer, die sich nichts schenkten und über wieder aneinander gerieten.

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Ich versuchte irgendwie aus der Masse herauszukommen. An der zweiten Boje hatte ich einen Athleten mit blauem Anzug an meiner Seite, der ebenfalls kämpfend auf seinen Kraulstil beharrte. Von da ging es einigermaßen gleichmäßig weiter und das Wasser wurde endlich etwas frischer. Jetzt sollte mein Körper nur nicht auf die Idee kommen die Heizung anzuwerfen. Mal eben kühle Beine zu haben, ist ja schließlich nicht schlimm.

Die nächsten beiden Bojen vollendeten die erste Runde. Schneller als erwartet schwimme ich wieder unter der Brücke durch. Ich kann sogar andere Schwimmer überholen. Das passiert selten. Ich fühle mich gut. Meine Laune steigt weiter. Was ich hier mache? Ich schwimme etwas weiter, um dem Gewühl an den Bojen zu umgehen und freue mich, dass ich mich mitten in einem Triathlon befinde. Ich finde die Ruhe links die Tretboote zu beobachten. Kann ich jedem Berlin Besucher auch nur empfehlen. Von der Insel der Jugend mit dem Kajak, Floß, Tret- oder Ruderboot die Spree entlang fahren.

Auf der Rückseite der Insel kommen auch einige Dampfer und Motorboote entlang. Es riecht kurz nach Diesel, aber da bin ich bereits vor den letzten dreihundert Metern. Noch eine Boje und dann immer Richtung Hausboote. Verschwommen sehe ich schräg vor mir die Treppe zum Ausstieg mit ihren Ministufen. Ich bin ganz nah heran geschwommen, als schon ein Helfer nach meinen Armen greift und mich langsam aus dem Wasser zieht.

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Die beiden Kurven zur Wechselzone sind gesäumt mit Zuschauern, die Applaudieren, Fotos machen, Jubeln und lockere Motivationssprüche auf den Lippen haben. Was bin ich froh, dass ich keinen Neoprenanzug trage. Wie war das? Neo-Verbot oder nicht? Habe ich doch jemanden mit herum schwimmen sehen! Für mich hieß es aber nur Badekappe und Brille ab. Die Hand kurz am Zeitmesskasten entlang schieben und den strahlend roten Renner suchen. Zweite Laterne oder so. Nein, ich weiß genau wo er steht. Also theoretisch. In der Eile sehen aber alle Räder plötzlich rot aus. Überall liegen so riesige Taschen umher und die Nummern an den Ständern sind auch kleiner als vor dem Start!

Zum Glück erwische ich doch den richtigen Platz. Ich schaue auf meine Uhr und bin etwas schockiert. Wo habe ich bitte die Zeit verloren? War ich nicht so gut beim Schwimmen unterwegs gewesen? Hatten die Technik am Anfang, das Neoprenverbot und der unaufhörliche Kampf mit den Schwimmern doch ein, zwei, drei Minuten Zeit gekostet? Nur drei Sekunden schneller als vor zwei Jahren. Unmöglich! Unter 30min wollte ich schon bleiben. Stattdessen ernüchternde 32:55min. Aber es blieb keine Zeit zum Grübeln. Die Hitze stand quälend im Wechselbereich. Selbst mit nassem Tri Suit kam es mir vor, als würde mir der Schweiß laufen.

Schnell etwas getrunken, auch ohne Durst. Dann die Füße halbwegs von den kleinen Steinchen und Sand befreit. Schuhe an. Rad raus. Los!

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Wie es weiter ging beziehungsweise wie ich zehn Minuten Vorsprung im Vergleich zum Ergebnis von vor zwei Jahren herausfahren konnte, um ihn anschließend wieder zu verlieren und wie es irgendwann eben plötzlich für mich nicht mehr weiter ging, lest ihr in meinem zweiten Beitrag.

Übrigens trug ich meinen 2XU Tri Suit und passend zu dieser wunderbar grünen Badekappe die Zoggs Predator Flex Reactor. Bei der Sonne einfach perfekt, wenn sie sich abgedunkelt hat. So sieht man auch nicht, wie trüb das Wasser eigentlich wirklich ist.

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