Ein bei Schirmer/Mosel erschienener Bildband zeigt in Photographien aus der Zeit von 1850 bis 1914 die vielfältigen Gesichter Berlins, der werdenden Metropole: die Hauptstadt von ihrer offiziellen, herrschaftlichen Seite; das historische Berlin mit Geschichtszeugnissen; Berlin mit Baustellen als Stadt im Wandel, und schließlich, als Ausdruck einer sich wandelnden Bildästhetik, Stadtnatur, suburbane Brachen und die Peripherie.
Berlin im 19. Jahrhundert:
Frühe Photographien 1850-1914
„Amerikanische Europäerstadt“, „Wasserkopf der Monarchie“,„bar jeglicher Erinnerungen“, „ein urbanes Palimpsest“ – Berlins Kosenamen und Zuschreibungen um die Wende zum 20. Jahrhundert waren vielfältig, kontrastreich und nicht selten kritisch. Um als Hauptstadt des geeinten Deutschen Reichs die ganze Nation repräsentieren zu können, wurde die bisherige Hauptstadt Preußens nach der Reichsgründung 1870 und der Thronbesteigung Kaiser Wilhelms II. 1888 in rasantem Tempo zur Metropole ausgebaut: ein Eldorado für das junge Medium Photographie, das die technologischen, kulturellen und städtebaulichen Umwälzungen leidenschaftlich dokumentierte und das Bild der Stadt mitprägte.
Der opulente Schirmer/Mosel-Bildband Berlin im 19. Jahrhundert. Frühe Photographien 1850-1914 zeigt in 183 Tafeln die vielfältigen Gesichter der werdenden Metropole: die repräsentative Hauptstadt von ihrer offiziellen, herrschaftlichen Seite; das historische Berlin als gewachsenes Gebilde mit sichtbaren Geschichtszeugnissen; Berlin mit Baustellen als Stadt im Wandel, und schließlich, als Ausdruck einer sich wandelnden Bildästhetik, den „Wildwuchs“ – Stadtnatur, suburbane Brachen und
die Peripherie.
Neben der königlichen Messbildanstalt mit ihrer maßstabsgetreuen Dokumentation von Bauwerken entwarfen prominente Berufsphotographen wie Friedrich Albert Schwartz und Herrmann Rückwardt, aber auch unbekannte Amateurphotographen (seit den 1880ern mit unkomplizierten Handkameras unterwegs) ihr je eigenes Berlin-Bild. Der Künstler Heinrich Zille etwa war mit seinen reportageartigen
Momentaufnahmen des Berliner Alltagslebens richtungsweisend für den Photojournalismus im 20. Jahrhundert.
Panoramablicke vom Turm des neu errichteten Roten Rathauses, Ballonaufnahmen, Ansichten der weltberühmten Bauwerke und Plätze, Straßenszenen, Blicke aus den Ateliers der Photographen, Photomontagen und Bilder von verlorenen Berliner Ecken wie der Schlossfreiheit oder dem mittelalterlichen Krögelviertel machen das Buch zu einer unerschöpflichen Fundgrube. Über die Grenzen des konventionellen Stadtbilds hinaus offenbart sich Berlin in dieser faszinierenden Bildersammlung als ein stets im Werden begriffenes Kontinuum atemberaubender Gegensätze.
Das Buch
Miriam Paeslack
Berlin im 19. Jahrhundert
Frühe Photographien 1850-1914
Schirmer/Mosel 2015
232 Seiten, 183 Tafeln und
12 Abbildungen in Duotone
ISBN 978-3-8296-0722-3