Visuell gewaltiges Südtiroler Bergspektakel in gemeinsamer Regiearbeit des Wettergottes und des Herbstes über die Ferien-Harmonie zweier Familien inmitten grandioser Natur kombiniert mit exzessivem Gaumenschmaus und einer Prise Drama.
- Genre: Abenteuer/Romanze/Drama
- Regie: Der Herbst
- Hauptdarsteller: Eine Reisebloggerin und die Region Südtirol
- Nebendarsteller: 3 weitere Erwachsene und 3 Kinder
- Laufzeit: 7 Tage
- FSK: ab 5 Jahre
Die Verbundenheit und Harmonie zwischen zwei Familien, im Massiv der Südtiroler Alpen, steht im Mittelpunkt der optisch gewaltigen Bergromanze.
Anlässlich der Herbstferien wagen zwei süddeutsche Familien spontan den Sprung ins kalte Wasser, um gemeinsam die Region um Meran in Südtirol zu erkunden. Ohne Vorplanung, ohne Budgetabsprachen oder Interessensbekundungen – nur mit einer Portion Abenteuerlust beschließen sie, die Ferien gemeinsam zu verbringen. Was zunächst auf Spannungen schließen lässt, entpuppt sich als äußerst harmonischer Aufenthalt, wo Abenteuer und Zwischenmenschliches jedoch nicht zu kurz kommen. Selbst die potenziellen Störenfriede in Form der kindlichen Charaktere agieren äußerst harmonisch. Nur gegen Ende kommt es ungewollt zum Drama…**
Was bei Movie-Enthusiasten und Kinobesuchern aufkommende Langeweile vermuten lässt, entpuppt sich jedoch zu einem glanzvoll inszenierten Augenschmaus mit einer Bildsprache und Naturaufnahmen, die den Atem stocken lassen. Die Akteure agieren allesamt gekonnt und authentisch. Der Herbst als Hauptdarsteller jedoch setzt sich überragend in Szene, beeindruckt mit einem Farbspektakel, triumphiert mit seiner schauspielerischen Leistung und dominiert mit seinem facettenreichen Spiel letztendlich oskarreif.
Prädikat: unbedingt sehenswert und Wiederholungswert. Eine filmische Meisterleistung.
Volle Punktzahl: ♥♥♥♥♥
** Aufklärung des Spoilers für alle, die sich nicht in den Film wagen werden: Das Drama bestand in einem großen, ja wirklich großen Geheule zweier kindlicher Darsteller (die ganze Heimfahrt hindurch bis zur Erschöpfung), die sich nicht mehr trennen wollten und ein Leben ohne einander und außerhalb Südtirols als nicht mehr lebenswert erachteten.
Sonst noch was?
Ja, schließlich ist das hier ein Reiseblog mit Informationsauftrag.
Wir hätten jedoch unseren Aufenthalt auch über einen Monat ausdehnen können und hätten nicht alles geschafft, was die Region um Bozen und Meran zu bieten hat. Ich kann Euch aber folgende Empfehlungen für Aktivitäten, Ausflüge und Unterkünfte aussprechen:
Knottenkino
Hier spielt die Natur Kino: Es läuft der längste und immerwährende Film der Welt, dessen Handlung stets nach Wetter, Tages- oder Jahreszeit variiert.
Das Knottenkino (auch Titelbild) ist eine Wanderung wert, die man je nach Gusto, Können und Sportlichkeit variieren kann (auch für lauffaule Kinder, wozu unseres eindeutig gehört anpassungsfähig) und mich vor allem zu diesem Artikel inspiriert hat. Seit dem Jahr 2000 thront das „Kino“ auf dem Hausberg, dem Rotsteinkogel über Hafling und Vöran und wurde vom Bozner Künstler Franz Messner inszeniert. „Knottn“ ist Südtiroler Dialekt und bedeutet übrigens „Fels“. Arrangierte Kinosessel aus Stahl und Holz fordern Wanderer geradezu auf, Platz zu nehmen und die einmalige Aussicht wie ein einem Kinospektakel zu genießen.
Waalwege
Waale sind künstliche Bewässerungskanäle, die bereits im Mittelalter angelegt wurden und für eine gerechte Wasserverteilung in den sommertrockenen Niederrungen sorgten. Heute sind aus den Pfaden entlang der Kanäle beliebte Wander- und Spazierwege geworden. Uns hat der Marlinger Waalweg gut gefallen. Er ist nicht anspruchsvoll, da er fast eben entlang des Bewässerungskanals verläuft und daher für Familienausflüge (oder Rentner) prädestiniert ist. Dafür ist er umso beeindruckender und trotz 12 km Länge kurzweilig: Felsen werden passiert, das Wasser wird über Brücken und Tunnels geleitet und in seiner Herbstpracht ist er einfach nur wunderhübsch.
Los geht’s übrigens in Lana.
Länge ca. 12 km
Sissiweg Meran
In Meran allein kann man sich tagelang spielen. Wir haben uns einen Überblick über die Highlights quasi im Vorbeigehen verschafft. Der 3 km lange Sissi-Weg eignet sich dafür bestens.
Meran hat viele Geschichten eine davon ist eng mit „Sissi“ der Kaiserin Elisabeth von Österreich und ihrer Liebe zu Meran verbunden. Alle, die alljährlich die Schnulze mit Romy Schneider gucken und Rotz und Wasser heule wie ich, werden es wissen, der Rest kann es hier nachlesen.
Ihr jedenfalls ist der Weg in Meran gewidmet, der vorbeiführt an stillen Winkeln, herrschaftlichen Villen, Apfelplantagen, verwunschenen Ansitzen und alten Parkanlagen bis hinein ins Stadtzentrum von Meran, wo man sich für die „Strapazen“ kulinarisch bestens verwöhnen kann.
Länge 3km, reine Gehzeit 45 min. Klappert man die 11 Stationen nach und nach ab, ohne vorbeizurauschen, braucht man schon einen halben bis ganzen Tag.
Los geht’s beim Schloss Trauttmansdorff (allein die Gärten kosten dich 2-3 Stunden)
Ritten Oberbozen und Erdpyramiden
Der Ritten ist Bozens Hausberg, Hochplateau und grundsätzliche einen eigenen Urlaub wert. Wir haben jedoch auf den Rückweg gen München die Region abgeklappert. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, den Erdpyramiden am Ritten einen Besuch abzustatten. Okay, mit Kappadokien können diese nicht mithalten, aber beeindruckend sind sie doch.
Von Bozen geht es mit der Seilbahn hoch ins schmucke Oberbozen mit hoher Villendichte. Bereits die Auffahrt hält ein paar spektakuläre Ausblicke auf Almen, Bozen und auf das Dolomitenmassiv parat. Angeblich wurde am Ritten die Sommerfrische erfunden. Wenn das so ist, kann man das niemanden verdenken, so zauberhaft ist es dort oben.
Mit der Rittnerbahn, einer Schmalspurbahn fahren wir das Plateau entlang bis nach Klobenstein. Ich staune Bauklötze auf der kurzen Fahrt, denn der Ausblick auf die Dolomiten könnte nicht eindrucksvoller sein. Von Klobenstein wandern wir zu den Erdpyramiden. Eigentlich ein kurzer Weg, doch wir nehmen wie immer den Umweg über die Freudpromenade (ein weiterer berühmter Südtirolliebhaber), verlaufen und verbummeln uns im Wald und kommen gerade noch rechtzeitig an, bevor sie vom Schatten in der Senke verschluckt werden.
Die Erdpyramiden sind angeblich die höchsten und formschönsten in Europa. Ich wusste bei dato nicht, dass es das Phänomen in Europa überhaupt gibt. Sie entstehen durch Erderosion in lehmigen Böden.
Wohen in und um Meran:
Das Miramonti Boutique Hotel mit James Bond Feeling kann ich wärmstens empfehlen, aber auch im Hotel Muchele hat es uns gut gefallen.
Dem Muchele steht übrigens Großes bevor – Designgurus legen Hand an und ein spektakulärer Totalumbau lässt ganz schön viel Style erwarten. Das möchte ich mir gerne irgendwann nochmals genauer anschauen.
Das Parkhotel Holzner ist ein besonders kinderfreundliches Hotel in Oberbozen – aber bitteschön mit ganz schön viel Stil. Wir haben dort nur äußerst lecker auf der Sonnenterrasse gegessen. Nur zu gerne würde ich dort auch einmal schlafen.
Bilder: ©Hiddengem Privateigentum, Herbstbild mit Dolomitenblick von: ©rudi1976 – Fotolia.com