Belarus 3: Für den Frieden unterwegs

So liebe Leser!

Heute habe ich einen anderen Computer zur Verfügung und mit dem ist es glücklicherweise auch möglich, die Tastatur umzustellten, sodass ich heute mit Umlauten schreiben kann.

Gestern habe ich noch versprochen, eine Information nachzubringen. Die derzeitigen Wechselkurse. Hier sind die offiziellen Kurse im Inland.Belarus 3: Für den Frieden unterwegs

Das so ein enormer Umrechnungskurs noch andere Nebeneffekte mit sich bringt bemerkt man erst nach einiger Zeit… Mein Geldbörserl platzt gleich, obwohl ich nur etwa 60 Euro „geladen“ habe…

60 Euro in weißrussischen Rubel...

60 Euro in weißrussischen Rubel...

Zum heutigen Tage: Die Überschrift klingt möglicherweise etwas seltsam, ist aber prawda (wahr). Ich war heute in Mir (Frieden). Natürlich nicht in der Raumstation, sondern im kleinen Städtchen 2 Stunden südlich der Hauptstadt Minsk.

Die Stadt ist hauptsächlich wegen dem Schloss bekannt, das sich auch auf  50.000 Rubel-Schein befindet. Eigentlich hat mich ja nur das Dörfchen und das Schloss interessiert – dann weckte eine Eintragung in meinem Reiseführer mein Interesse.

„Jewish Quarter“

Nicht mehr und nicht weniger. Bevor mein nächster Bus ging hatten meine Begleiterin und ich etwa vier Stunden – also genügend, um uns noch diesen Stadtteil anzuschauen.

Allzu interessant war es jedoch nicht. Eine verfallene Synagoge, die sich heute in privatem Besitz befindet, eine Bücherei, die vorher eine jüdische Schule war und eine weitere Synagoge, die heute eine Post ist. Keine Mezuzah mehr an der Türe, nur mehr die Erinnerung, dass hier einmal etwas gewesen ist.

EinePassantin meinte, es gäbe ein kleines, privates Museum hier. Zugegebenermaßen war ich nicht allzu interessiert. Zeit war jedoch genügend vorhanden und möglicherweise würde ich hier Informationen zur jüdischen Geschichte finden, die mir sonst verborgen geblieben wären…

Auf den ersten Blick war das Museum nicht sonderlich spannend anzusehen. Nach dem Eintreten in die etwas bescheidenen Räumlichkeiten sahen wir einen älteren Herrn, der einer Gruppe von Volksschülern mit einem Holzstab die Welt erklärte. Innerlich lächelte  ich etwas. Das Bild eines Lehrers, der einen Holzstab in der Hand hält und damit auf Dinge zeigt, fand ich etwas veraltet aber doch irgendwie charmat.

Etwas aus dem jüdischen Teil des Museums: Diese Strohmatten hat man nicht für die Laubhütten verwendet sondern legte sie vor das Haus des Rabbiners. Der Grund: Als der Rabbi einmal schwer krank war, sollte er nicht durch Leute gestört werden, die an seinem Haus vorbeigingen. Das Stroh sollte die Schritte dämpfen

Etwas aus dem jüdischen Teil des Museums: Diese Strohmatten hat man nicht für die Laubhütten verwendet sondern legte sie vor das Haus des Rabbiners. Der Grund: Als der Rabbi einmal schwer krank war, sollte er nicht durch Leute gestört werden, die an seinem Haus vorbeigingen. Das Stroh sollte die Schritte dämpfen

Nachdem er die Gruppe abgefertigt hatte, marschierte er gleich auf uns beide zu – ebenfalls mit dem Stab in der Hand. Russisch und Weißrussisch konnte er – Englisch und Deutsch nicht, daher erklärte ihm zuerst meine Begleiterin, warum wir hier waren und schließlich ich auf Polnisch, wer ich bin und dass ich auch in einem Museum arbeite.

Er erklärte und etwas über die Stadt und schließlich kam der jüdische Teil. Einige Reste der Torahrolle waren noch übrig, daneben ein paar Artikel auf Russisch, einer auf Englisch und schließlich zeigte er mit seinem Zauberstab auf auf ein Bild eines älteren Herrn.

Das war Salman Schneur, hier in Mir geboren, wurde später Präsident Israels.

Israel für Salman Schneur

Israel für Salman Schneur

Pardon? Salman Schneur, Salman Schneur… Ja und Nein, der Name kam mir bekannt vor und ich assoziierte ihn auch mit einem Israelischen Präsidenten, aber irgendwie wollte es nicht „klick“ machen. Irgendein Teil dieser Information war unvollkommen, aber ich ließ ihn vorläufig fortfahren.

„61%“ meinte er dieser Prozentsatz der Stadtbevölkerung war vor dem 2. Weltkrieg jüdisch. Erst jetzt dämmerte es mir, wo ich war. Vor 1939 war hier nicht Weißrussland. Als Polen nach dem 1. Weltkrieg neu gegründet wurde, gehörte dieser Teil zu Polen und wir befinden uns soeben in Ostpolen. Genau dort, wo es die ganzen Städteln gegeben hat. Dort, wo eine jüdische Mehrheit keine Seltenheit war. Ebenso hier.

Inzwischen habe ich die Information über Salman Schneur nochmals überprüft und kann sie bestätigen.

Ja, der ehemalige israelische Präsident wurde in Mir geboren. In Israel änderte er dann allerdings seinen Namen nach Salman Schasar. Ein seltsamens Gefühl in der alten Heimat eines solchen Politikers zu wandeln. Umso seltsamer war das Gefühl, dass aus dieser Zeit nichts mehr übrig blieb…

Das Schloss von Mir

Das Schloss von Mir

Das Schloss, das noch steht zeigte sich aufgrund aufwändiger Restaurierungsarbeiten in schönem Glanze.

Danach besuchten wir noch Novogrodok. Relativ nett, aber nicht allzu aufregend.

Als ich hier in Weißrussland angekommen bin, war ich von Minsk mehr als nur überrascht. Moderne Ampelsysteme, wie ich sie in Westeuropa noch nicht gesehen habe, imperiale Prachtbauten und eine Sauberkeit, die selbst Schweizer erblassen lassen würde.

Darauf entgegnete man mir, dass ich das nur in Minsk finden würde, da Staatsgäste schließlich etwas sehen müssen. In Kiew gäbe es auch sehr anschauliche Viertel und dann eben weniger anschauliche Bezirke – so ist es auch mit Minsk.

Nun bin ich heute mit dem Bus durch die Vororte und durch Bauendörfer gefahren und muss auch diese Information als falsch brandmarken.

Das Land ist einfach äußerst sauber. Die Häuser sind in tadellosem Zustand und Unterkünfte mit nicht so optimalen aussehen findet man in Österreich auch. Meiner Meinung nach häufiger als hier…

Auch der Rasen will gemäht werden. Man beachte den Hintergrund: Wo liegt das? Weißrussland oder Westeuropa?

Auch der Rasen will gemäht werden. Man beachte den Hintergrund: Wo liegt das? Weißrussland oder Westeuropa?


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