Beim Kuafför in Istanbul

Zum zweiten Mal in meinem Leben bin ich in Istanbul.
Zum zweiten Mal in meinem Leben ging ich in Istanbul zum Coiffeur, oder genauer, zum Kuafför. In Istanbul hat es so viele Kuafförs wie Boulangerien in Paris, und da ich mir zuhause einen professionellen Haarschnitt nicht leiste, finde ich es ganz lustig, es woanders zu tun.

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Im Salon sind zwei Männer beschäftigt. Der jüngere ist gerade mit einem Kunden beschäftigt, der ältere bricht sein Telefongespräch ab, sobald ich den Laden betrete. Ob er Englisch könne, frage ich? – “Ein bisschen.” Ok, denke ich, irgendwie werden wir uns schon verständigen können.

Stellt sich heraus, dass vor allem der Jüngere ein paar Brocken Englisch kann. Er übersetzt die Frage des Älteren:

“Bist du in den Ferien hier?”

“Nein, zum arbeiten.”

“Was arbeitest du?”

“Ich leite eine Organisation.”

“Was macht diese Organisation?”

“Wir erforschen Sprachen. – Verstehst du?”

“Ja.” (Aber vielleicht auch nicht…?)

“Zudem übersetzen wir die Bibel in diese Sprachen. Weisst du, was die Bibel ist?”

“Nein.”

“Also, was der Koran für die Muslim, das ist die Bibel für die Christen.” Theologisch gebildete Leser mögen mir diese Vereinfachung verzeihen…

“Ah! … In der Nähe hier gibt es eine Kirche. Kennst du sie?”

“Nein. Kannst du sie mir zeigen?”

Und so machen sich Muhammed und ich nach der Schur auf den Weg zur kleinen Kirche im Quartier, die aber leider schon geschlossen ist. Ich frage ihn:

“Ist das dein Vater im Kuafför-Salon?”

“Nein, ich komme aus Syrien.”

“Syrien…! Es ist nicht einfach in Syrien… Wie lange bist du schon hier?”

“Seit zwei Monaten.”

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Und ich frage mich: Wie geht es diesem vielleicht 25-jährigen Mann? Wie hat er sich von Syrien nach Istanbul durchgeschlagen, wieso überhaupt Syrien verlassen? Wie geht es seiner Familie? Wie har er diese Arbeit gefunden? Wie wohnt er in dieser zugepflasterten Millionenstadt?

Ein freundlicher, junger Mann, dieser Muhammed. Leider kann ich weder Arabisch noch Türkisch, und leider ist sein Englisch auch nicht wirlich gut. Trotzdem freue ich mich über diese Begegnung.

“Good-bye, Muhammed. Ich gehe nun weiter Richtung Bosporus. See you next time!”



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