Begriffliches Umdenken?

Wer noch meinen alten Blog kennt, weiß, dass ich lange darüber nachgedacht und sinniert habe, wie man die Bedrohung, die unzweifelhaft von fundamentalen Muslimen ausgeht, benennen sollte. Der Begriff “Islamophobie” erschien mir irgendwann als nicht mehr geeignet. Dieses Problem habe oder hatte nicht nur ich. Armin Pfahl-Traughber schlug daher den Begriff “Antimuslimismus” vor.

Gegen diese kritische Perspektive richtet sich mitunter ein öffentlicher Diskurs, der mit dem Schlagwort der „Islamophobie“ arbeitet. Es stellt in der Begriffswahl auf ein irrationales Gefühl gegenüber einer Religion und deren Anhängern ab. So etwas gibt es laut einer Reihe von sozialwissenschaftlichen Untersuchungen wohl durchaus. Gleichwohl steht der Terminus „Islamophobie“ nicht für eine inhaltlich angemessene und trennscharfe Bezeichnung für das Gemeinte (…)
Kurzum, „Islamophobie“ dient in der Diskussion all zu häufig der Abschottung von und der Immunisierung vor Kritik. Weitaus angemessener wäre hier als Bezeichnung für eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit der Terminus „Antimuslimismus“, stellt er doch auf die Feindschaft gegenüber Muslimen als sozialer Gruppe unabhängig von einer Islamkritik als Kritik an einem religiösen Glauben ab.

Im Tagesspiegel von heute gibt es einen interessanten (Gast)Beitrag von Alexander Ritzmann, der analysiert, wie die US-Regierung unter Obama versucht, zu differenzieren zwischen Islam und Terror. Etwas, das leider sehr gern gleichgesetzt wird; als wäre jeder Moslem ein potentieller Selbstmordattentäter oder Bombenleger.

Die hierzulande gebräuchliche Differenzierung zwischen Islam als Religion und Islamismus als politisch-religiöser Ideologie wird in den USA verworfen, weil die Öffentlichkeit Schwierigkeiten habe, die „akademische Unterscheidung von Islam und Islamismus“ nachzuvollziehen. Bei der Diskussion um die richtige Wortwahl geht es eben nicht nur darum, ob gewählte Begriffe politologisch korrekt sind. Wichtiger ist, ob sie geeignet sind, das Problem in einer Art und Weise zu beschreiben, die aufklärt und Muslime nicht abstößt. Der Islam wird in Deutschland fast durchweg abwertend dargestellt: beim Kopftuch, dem Patriarchat, den Zwangsheiraten, den sogenannten Ehrenmorden, dem Terrorismus. Dabei bleibt meist ungeklärt, was davon wirklich mit Religion zu tun hat. Was bleibt, ist die unterschwellige These, dass etwas nicht in Ordnung sei mit dem Islam, dass er nicht zu „uns“ passe. Die Unschuldsvermutung driftet ab zum Schuldverdacht.

Das klingt für mich endlich mal nach einer Stimme der Vernunft! Der Artikel sollte Pflichtlektüre werden für Politiker, Polizisten und Religionskritiker!


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