erschienen bei my-metropolis
Im August 2011 kam es in London und andern britischen Städten zu massiven Jugendunruhen. Ein BBC-Doku-Drama zum Thema wurde jetzt durch richterlichen Beschluss verboten.
Der Film des preisgekrönten Dramatikers Alecky Blythe basiert auf vertraulichen Interviews mit 270 Menschen, die an den Unruhen beteiligt waren, und entstand im Rahmen der Studie „Reading the Riots“ des Guardian und der London School of Economics.
Die Dokumentation sollte vergangenen Montag um 21 Uhr auf BBC2 gezeigt werden. Er wurde kurzfristig abgesagt und seine Ausstrahlung auf sämtlichen Medien „bis auf weiteres“ gerichtlich verboten. Auch ein kurzer Ausschnitt, der auf der Webseite der BBC zu sehen war, wurde auf Geheiß des Gerichts entfernt. Ein zweiter BBC-Film, der auf Interviews mit Polizeibeamten basiert und am Mittwoch laufen sollte, wurde ebenfalls verboten.
Der Beschluss ist ein beunruhigender Angriff auf demokratische Grundrechte. Er geht sogar noch weiter: Laut dem Guardian ist es aus „rechtlichen Gründen“ verboten, „den Richter, der die Entscheidung gefällt hat, das Gericht, an dem er tätig ist, oder den Fall, mit dem er betraut ist, namentlich zu nennen“.
BBC erklärte dazu lapidar: „Ein richterlicher Beschluss untersagt BBC, die Sendung ‚The Riots: In their own Words‘ heute Abend zu senden. Wir werden sie zu einem späteren Zeitpunkt senden.“
Die Medien reagierten mit fast völligem Stillschweigen auf das Verbot.
Dieser Akt staatlicher Zensur und die Willfährigkeit der Medien entsprechen der offiziellen Reaktion auf die damaligen Unruhen. Sie brachen am 6. August im Nord-Londoner Stadtteil Tottenham aus und breiteten sich in Windeseile von der Hauptstadt auf andere englische Städte aus.
Der Polizeimord an dem 29-jährigen vierfachen Vater Mark Duggan hatte die Unruhen ausgelöst. Sie entzündeten sich an der elementaren gesellschaftlichen Wut tausender junger Menschen gegen die weitverbreitete Armut, Diskriminierung und Polizeibrutalität.