Sie kommen in Scharen, und sie wollen nur eins: Bier, Weißwurst, Schweinshaxe! Die kulinarischen Genüsse sind für Bayern-Touristen einfach ein MUSS. Und bei den Schmankerln handelt es sich nicht nur um ein nettes Extra, sondern sogar um einen gewichtigen Tourismusfaktor.
Für einen Artikel auf der Online-Plattform GMX recherchierte ich kürzlich die regionalen Spezialitäten Deutschlands. Dabei ist mir aufgefallen, wie wichtig das Essen mittlerweile für den Tourismus ist: “Genussregion” scheint momentan das angesagte touristische Aushängeschild schlechthin zu sein. In einem Interview bestätigte mir Sabrina Rose von der Autorengruppe Kulinarischer Tourismus: Essen und Reisen ist der letzte Schrei.
Gibt es einen Trend zu kulinarischem Tourismus?
“Zunächst ist zu sagen, dass wir (das Autorenkollektiv) noch keine Studie zum Trendverhalten des Kulinarischen Tourismus durchgeführt haben. Rein subjektiv aber ist zu bemerken, dass viele Destinationen den Kulinarischen Tourismus für sich entdeckt haben und zur Vermarktung ihrer Region nutzen. Die einen mehr, die andern weniger vordergründig.
Immer häufiger werden sich DMO’s (destination marketing organization) den eigenen regionalen Spezialitäten bewusster und nutzen diese für die touristische Vermarktung ihrer Region. Essen und Trinken ist eine schwerwiegendes Thema in der Gesellschaft und im Urlaub geworden. Dieses Grundbedürfnis, dessen Befriedigung sonst nebenbei und vielleicht unbewusst geschah, ist für manche Touristen ein triftiger Grund eine bestimmte Region zu besuchen.
Schäufele, eine typisch fränkische Spezialität aus der Schweineschulter
Des Weiteren suchen die Urlauber regelrecht nach bestimmten regionalen Speisen, die für das Reiseziel bekannt sind, weil man nur dort das “Original” erhält. Es ist authentisch und genau das wollen viele Menschen heutzutage. Demnach nutzten touristische Organisationen dies um Urlauber anzuziehen. Der Kulinarische Tourismus dient manchen Destinationen sogar als touristisches Leitbild.”
Umfasst dieser Trend insbesondere auch deutsche Regionen?
“In Deutschland gibt es ein paar Regionen, die den Kulinarischen Tourismus sehr gut vermarkten und als “Vorbild” dienen sollten. Vorreiter sind hier vor allem die Weinanbaugebiete (z.B. Pfalz, Franken), welche jährlich viele Touristen mit kulinarischen Veranstaltungen in Ihre Region locken. In der Pfalz ist das bekannteste Produkt der Wein, welcher bereits ein Themenschwerpunkt in der Tourismusstrategie ist, unter den aber auch die regionalen Produkte und Speisen fallen. Die Deutsche Weinstraße, als kulinarische Themenroute, wird von der Pfalz.Touristik (DMO) sehr weit als Werbeträger genutzt und ist das beliebteste Reiseziel in der Pfalz.”
“Franken ist in seiner strategischen Vermarktung des kulinarischen Angebotes schon sehr weit. Unter der Dachmarke “Franken kulinarisch Genießen” mit den drei Themenschwerpunkten zu Bier (Franken-Heimat-der-Biere), Wein (Franken-Wein.Schöner.Land!) und den Speisen (Franken-Genießerland) vermarkten sich die drei Subregionen Unterfranken, Mittelfranken und Oberfranken. Hierzu nutzen Sie zahlreiche Premiumbroschüren und sogar eigene Apps zu den drei Themenschwerpunkten.”
Erfährt die Vermarktung von Regionalküche und die Beliebtheit einen Aufschwung?
“Es ist schon ein gewisser Aufschwung zu bemerken. Riskiert man einen Blick in die Speisekarten von örtlichen Restaurants, ist zu sehen, dass immer häufiger regionale Küche darin zu finden ist. Diese Küche scheint Vertrauen in den Touristen zu wecken. In Zeiten von Lebensmittelskandalen ist es natürlich umso wichtiger zu wissen, wo die Speisen herkommen. Es schwer zu sagen, ob es sich hierbei um einen kurzweiligen Trend handelt oder längerfristig ist.
Ich denke, dass die Vermarktung der regionalen Küche die Beliebtheit einer Region bei Touristen steigern kann. Denn schmeckt mir die örtliche Küche, dann komme ich gerne wieder.”
