Mit annähernd 80 Prozent Ballbesitz belagerte das keineswegs vor Inspiration sprühende Team des FC Barcelona die Bayer-Hälfte. Leverkusen verteidigte mit elf Mann in der eigenen Spielhälfte. Freunde dieser italienischen Mauertaktik werden zwar sagen: Es gibt schlechtere Bilanzen als gegen den FC Barcelona zwei Chancen in 45 Minuten zuzulassen. Doch mehr als Schadensbegrenzung ist mit diesem Stil nicht drin.
Mit einer extrem defensiven Aufstellung und dem Flügelflitzer André Schürrle als einzigem echten Stürmer hatte Dutt die defensivste Aufstellung dieser Saison gewählt. Von Sky-Mann Ecki Heuser auf die defensive Aufstellung angesprochen, vermutete Bayer-Sportdirektor Rudi Völler eine Provokation in Richtung Dutt und giftete: «Herr Ecki Häuser, ich habe Ihre Frage verstanden – wie immer, wenn Sie solche Fragen stellen.» Als Heuser zum Abschluss des Interviews «dank Ihnen» sagte, lautete Völlers Antwort: «Ich Ihnen nicht.»
Hälfte zwei: Mutig mitgespielt, aber zwei Tore gefangen
In der zweiten Hälfte dann präsentierte sich Leverkusen komplett anders. Obwohl zunächst nicht gewechselt wurde, trauten sich Schürrle & Co. endlich auch offensiv etwas zu. Die Bälle wurden nicht mehr wegen fehlender Anspielstationen hektisch ins Niemandsland gebolzt, sondern in den wenigen gefährlichen Situationen, die Barca zuließ, mit schnellem und direktem Konterspiel in die Spitze befördert.
So setzte sich Vedran Corluka an der Grundlinie gegen Eric Abidal durch und konnte Michal Kadlec bedienen, der per Kopf zum Ausgleich traf (52.). Durch das mutigere Auftreten in der Offensive stand Leverkusen weniger massiert in der Abwehr und musste nur drei Minuten nach dem Ausgleich die erneute Führung von Barcelona hinnehmen.
Erfreulich, dass Leverkusen nach dem erneuten Nackenschlag nicht aufsteckte, sondern in der 64. Minute im schönsten Bayer-Angriff des Spiels den erneuten Ausgleich auf dem Fuß hatte. Doch Gonzalo Castro scheiterte aus spitzem Winkel an Keeper Victor Valdes und dem Pfosten. Hätte der seit Monaten formschwache Stefan Kießling mehr Druck hinter den Ball bekommen, hätte auch sein Kopfball allein vor dem Barca-Tor den Ausgleich bringen können. So war es Barcelona, das in der Schlussphase scheinbar mühelos die Zügel anzog und durch einen unwiderstehlichen Antritt von Lionel Messi das Spiel zum 3:1 entschied (88.).
Fazit:
Beide Hälften waren aus Bayer-Sicht komplett verschieden, brachten jedoch ein ähnliches Ergebnis. Trotz der extrem defensiven Ausrichtung fing sich Leverkusen kurz vor der Pause ein Tor ein. In der zweiten Hälfte durfte die Werkself zwar einen Torerfolg bejubeln, doch Keeper Bernd Leno musste auch zweimal hinter sich greifen. Dennoch sollte die zweite Halbzeit als Maßstab gelten, denn da hatten die Leverkusener immerhin die Chancen, auch ein zweites Mal auszugleichen. Mit etwas Glück wäre gar ein 2:2 drin gewesen.
Wegweisend, um Barca zu schlagen, ist wohl die Taktik, die etwa der spanische Klub Osasuna am vergangenen Wochenende anwandte und der Liga 3:2 gegen die Katalanen gewann. Anders als Leverkusen in der ersten Hälfte setzte Osasuna Barcas Aufbauspieler und Abwehrspieler von Beginn an bereits in deren Hälfte unter Druck. Mit vier sehr hoch stehenden Offensivspielern zwang der Außenseiter die technisch etwas limitierteren Abwehrspieler wie Abdidal oder Carles Puyol zu Fehlern und schaltete dann blitzschnell um. Vielleicht schaut sich Robin Dutt dieses Video vor dem Rückspiel noch einmal an.
Das Spiel zum Nachlesen und alle Statistiken im news.de-Liveticker
Quelle:
Nachrichten -
Sport Nachrichten -
Champions League – Bayer sucht den Barca-Schlüssel