Von Günter Verdin
Da kommt doch jeder Pascha ins Träumen: mehrere hübsche, womöglich auch noch junge Frauen buhlen gleichzeitig um seine Gunst ; für Stutenbissigkeit ist gesorgt, und der Mann erhört huldvoll mal die eine, mal die andere. Der Mensch ist nur Spielmaterial auf dem freien Partnerschafts-Markt und nach Belieben austauschbar, das führen uns die beim Publikum so beliebten Kuppel-Shows wie "Der Bachelor" (Milieu: neureiches Bürgertum), "Gräfin gesucht" (heruntergekommener Adel) oder "Bauer sucht Frau" (agrokulturelle Scheinwelt) vor. Das Landliebe-Format gehört seit 2005 zu den erfolgreichsten Sendungen in RTL und ATV. Der österreichische Privatkanal füllt mit der Wiederholung von drei Folgen "Bauer sucht Frau" spielend sein Sonntagnachmittags-Programm. Dass die Landwirte "wie einsame Trottel präsentiert " werden, "die nicht wissen, wie sie sich benehmen sollen", wie der Praesident des Deutschen Bauernverbandes Gerd Sonnleitner kritisiert, lässt sich in Bezug auf die österreichische Ausgabe nicht bestätigen. Die Kerle sind erfolgreich und wirken so, als wuerden sie auch ohne mediale Nachhilfe eine geeignete Partnerin finden. Sie sind durchweg sympathisch und fesch wie Markus, der einen Reibebaum sucht, also eine resolute, widerspruchsfreudige Partnerin, oder der Salzburger Bergbauer Hans, der sich von keiner der drei Kandidatinnen trennen kann, oder der wortkarge Tom aus Kärnten, der "bei hübschen Frauen immer Ladehemmung" hat. Da ,wo die Tat, also harte Arbeit zählt , ist die Reflexion ueber Emotionen gewiss ein inhaltlicher Zugewinn. Durchaus versöhnlich wirkt , dass die Frauen hier nicht nur in der Rolle von devoten Bewerberinnen präsentiert werden, sondern, wie die attraktive Gutsherrin Julia , selbst initiativ werden: die drei Männer, die um sie buhlen, gockeln selbstgefällig um sie herum und machen sich freiwillig zu Narren. Ach, die Rache der Frauen kann hart und bitter sein!