Bauen ist nichts für Weicheier - oder warum ich meinen Mann mit dem Teppichklopfer bearbeiten möchte

Unser Hausbau ist im letzten Drittel angekommen. Es stehen noch die sanitären Anlagen, der Estrich, Außenanstrich und unsere Renovierungsarbeiten auf dem Programm. Das sind zumindest die großen Posten. Im Herbst planen hoffen wir, endlich einziehen, zu können. Es gab im Laufe der Zeit einige Verzögerungen, die wir uns zeitlich und nervlich gerne erspart hätten. Da gehört auf jeden Fall die Eindeckung des Daches in der falschen Farbe dazu. Ich dachte, mich trifft der Schlag, als ich vor unserem Haus stand und das Dach mich in schwarz anstatt rotbraun anlächelte. Es dauerte ewig, bis der Dachdecker die Ziegel tauschte. Der war wohl leicht angesäuert, obwohl der Fehler auf seiner Seite lag. Doch auch diesen "Irrtum" haben wir überstanden. Auch war es "lustig", dass Kurbeln vereinbart waren und Rolladenbänder eingebaut wurden. Was das Lustige daran ist? An einem Fenster haben sie eine Kurbel eingebaut. Ja, wir schütteln immer noch mit dem Kopf.
Das zeitaufwendige ist, dem Bauleiter und den Handwerkern hinterher zu telefonieren, damit es in Ordnung gebracht wird und dem Bauleiter nicht jedes Mal den Hals umdrehen zu wollen, wenn er flötet "das ist jetzt kein Grund, sich aufzuregen". Doch mein Lieber, das ist es :-) Wir haben auch dieses Übel überlebt und sind über die Zeit zu dem Schluss gekommen, dass das eben zum Bauen dazugehört. Wenn wir Geschichten von anderen Bauherren hören, kommen wir mit unseren Missgeschicken ganz gut weg. Ärgerlich ist es trotzdem. Denn es kostet verdammt viel Zeit, die immer wieder ins Land geht und vor allem Geld. Denn wir zahlen schließlich parallel Miete zum Darlehen und für jeden Monat, den es sich verzögert doppelt und dreifach.

Das Nichtwissen um das finale Datum macht es anstrengend. Wann können wir endlich renovieren? Wann kann Mini mit dem Kitastart beginnen? Wann müssen wir das Material für die Böden kaufen? Wann können wir den Umzugsdienst bestellen? Die Baufirma hält sich bedeckt.

Das zerrt nicht nur an den persönlichen Nerven, sondern auch an der Beziehung und Mini bekommt es irgendwie auch mit. Aber was wollen wir machen? Es ist ein Abschnitt in unserem Leben. Ich bin sehr dankbar, dass der Mann und ich uns fast immer einig sind. Alle Bemusterungen verliefen reibungslos. Wir waren uns immer einig, welche Türen, Tapeten oder Fliesen wir haben wollen. Auch beim Budget gab es nie Ärger zwischen uns. Das zeichnet unsere Beziehung aus. Einigkeit, wenn es drauf ankommt und Zusammenhalt. Doch auch die stärkste Beziehung ist nicht perfekt. Muss sie auch nicht. Wir sind Menschen und daher schlägt sich die derzeitige Belastung auch bei uns nieder. Wir zicken uns derzeit auch mal an. Sehr ungewöhnlich für uns. Neulich Abend im Bett habe ich ihm verkündet, dass ich ihn jetzt sehr gerne mit einem Teppichklopfer bearbeiten würde. Einfach so zum Stressabbau. Er antwortete nur, dass wir so ein Ding nicht besitzen und ich darauf: "das ist ja das Problem". Wir konnten zum Glück herzlich lachen.

Unterm Strich ist das Bauprojekt aber eine der besten Entscheidungen, die wir in den vergangenen Jahren getroffen haben. Wir machen es für unsere kleine Familie. Es ist etwas Bleibendes und wir können uns wohnlich endlich so verwirklichen, wie wir uns das immer erträumt haben. Hinzu kommt ein Garten, allgemein mehr Platz und die Tatsache, aus der derzeitig ätzenden Wohnsituation heraus zu kommen. Wir freuen uns gewaltig auf diesen neuen Lebensabschnitt. In ein paar Monaten werden wir über all die kleinen Widrigkeiten lachen (hoffe ich). Schmunzel, schmunzel....

Bine


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