Batman: Arkham Origins

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Veröffentlicht am 18. November 2013 | von Christoph Stachowetz

Wertung

Summary: Bemühte Fortsetzung der grandiosen Videospiel-Reihe, die nun etwas anspruchsloser wirkt und einen recycelten Eindruck hinterlässt

Neuer Entwickler, viele Versprechen, enorme Erwartungen und eine gewaltige Portion Skepsis obendrauf:  Batman: Arkham Origins ist nun (endlich) erschienen.

Man möchte nicht in den Schuhe der Entwickler bei Warner Bros. Games Montréal stecken, die nun verantwortlich für Arkham Origins sind  - stellen doch die Vorgänger aus dem Hause Rocksteady Studios nicht nur absolute Highlights für Open-World Actionfans dar, sondern zugleich auch eine getreue Umsetzung einiger der beliebtesten Comicbuch-Reihen dar. Auszeichnungen über Auszeichnungen konnte sowohl der Überraschungshit Batman: Arkham Asylum von 2009 als auch dessen Nachfolger Batman: Arkham City zwei Jahre später erlangen. Die gewinnbringende Formel des zweiten Teils der Serie schien dabei schlicht die Beibehaltung gut funktionierender Elemente bei gleichzeitiger Anhäufung des gesamten Umfangs zu sein. Mehr Fähigkeiten für den dunklen Ritter, mehr Gegner zum Verprügeln, eine ganze Heerschar an Superbösewichten in einer netten Handlung und eine für den Spieler offene Spielwelt war Grund genug, auch bei Arkham City in Begeisterungsstürme zu geraten.

Das Problem dieses nahezu perfekten Sequels stellte sich bei der Frage nach einer (aufgrund des durchschlagenden Erfolges kaum vermeidbaren) daran anknüpfenden Fortsetzung ein: Wenn jeder namhafte Antagonist des geflügelten Verbrechensbekämpfers seinen Auftritt schon absolvierte, die interessantesten Storys der Comicvorlage durchlaufen wurden und das Gameplay schon so umfangreich ist, das man sich manche Tastenkombinationen fast aufschreiben musste – Was kann man noch Neues finden?

Nun, auf den ersten Blick vor allem eine Reihe von B-Charakteren, die Batman noch nicht vollends durch die Mangel drehen konnte und, ebenfalls kaum überraschend, eine Rücksetzung der Handlung noch vor den Geschehnissen in Arkham Asylum.

+ Achtung Spoiler (anklicken): Nachdem der Joker überraschend – wohl nicht nur für Comic-Fans – das zeitliche am Ende von Batman: Arkham City gesegnet hat, MUSSTE ja fast ein Zeitsprung erfolgen. Das alles andere, abseits einer kompletten Neuauflage oder Neuinterpretation, wohl ein gewaltiger Fauxpas für alle Beteiligte und zu Erreichende darstellt, liegt auch auf der Hand – stellt doch der Joker wohl einen der besten Antagonisten überhaupt dar.

Während die Einwohner von Gotham also ebenso wie die (großteils korrupte) Exekutive noch darüber rätseln, ob der Mann in dem Fledermauskostüm tatsächlich existiert, räumt dieser bereits kräftig die Unterwelt mit Faustschlägen und Sprungtritten auf. Dies geht den amtierenden Verbrechersyndikaten einen Schritt zu weit und so wird vom vermeintlichen Oberbösewicht Black Mask ein beachtliches Kopfgeld auf Batman ausgesetzt. Wenig verwunderlich melden sich einige illustre Headhunter unterschiedlichen Bekanntheitsgrades (u.a. Shiva, Copperhead, Firefly, Bane), um die verschneite Nacht, in welcher die Handlung des gesamten Spiels abläuft,  für den Spieler so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten.

Und so stürzt man sich in ein abseits von prügelbaren Gangstern, Söldnern und korrupten Polizisten menschenleeres, mit Weihnachtsdekorationen aufgehübschtes Gotham City, das auf Dauer aufgrund seiner Größe und relativen Ödnis eher langweilt. Zwar kann das (nicht ganz unproblematische) Gleiten via Bat-Umhang in Verbindung mit dem Greifhaken zum Erkunden der Umgebung einladen, nach der Freischaltung von Fast-Travel Punkten in den jeweiligen Bezirken erübrigt sich dies meist ohnehin. Auffällig bekannt im gibt sich vor allem das Kampf-Gameplay, denn großartige Änderungen oder Neuerungen sind – abseits einiger zusätzlicher Gadgets und der damit verbundenen Variationsmöglichkeiten – nicht bemerkbar.

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Der Schnee-Zuckerguss über die Spiellandschaft täuscht zusammen mit einigen neuen Abschnitten noch am ehesten über die Wiederverwertung hinweg. 200 (!) Riddler-”Puzzles” in Form von Datenpaketen wurden nun auch wahllos über die Karte verstreut und ergeben zusammen mit versteckten Graffitis und Infos zu Sehenswürdigenkeiten der Stadt, Superbösewicht-spezfischen Minisuchquests und regelmäßigen Notrufen eine enorme Anzahl an möglichen Ablenkungen für Schlaflose und Sammelwütige. An der Aufteilung des Spiels ist aber spürbar, das Arkham Origins starke Recyling-Züge vorzuweisen hat: Gefechte mit Gegnergruppen in unterschiedlichsten Größen und mit wechselnder Bewaffnung hier, Predator-Stealth-Gameplay, zumeist in mehrstöckigen Innenarealen, dort.

Innovation bzw. Eigenständigkeit seitens der Entwickler ist vor allem noch bei letzteren ersichtlich, denn in den abgeschlossenen Räumlichkeiten wird auch die mit einigen dezenten Überraschungen gespickte Haupthandlung vorangetrieben. Das sowohl Jim Gordon, der Pinguin und glücklicherweise auch der Joker gewichtigere Rollen dabei spielen, ist positiv anzumerken – ebenso wie die neue Synchronstimmen (im Original), die den schmalen Grad zwischen Imitation und eigenem Ton-Anstrich sehr gut meistern. Die wohl beste Neuerung von Arkham Origins stellen aber die “Case Files” dar, in denen neun Mordfälle mittels bekannten Detektiv-Modus (per Knopfdruck wird in eine Analyse-Sicht umgeschalten, die alles Interessante visuell von blauen Hintergrund hervorhebt) geklärt und die Übeltäter zur Rede gestellt werden müssen. Durch Beweissammlung am Tatort und einer Zusammensetzung des Tathergangs wird erstmals etwas glaubwürdiger vermittelt, das Batman doch tatsächlich nicht nur ein wortkarger Knochenbrecher ist. Zusätzliche Ablenkung schaffen die bekannten Challenge-Räume und erstmals auch ein separater Multiplayer-Modus. Dieser lockt mit einem herkömmlichen 3 gegen 3 Gameplay, der durch die Einbindung von Batman und Robin – quasi als Wildcards – interessant(er) wird.

So bietet Batman: Arkham Origins vor allem eines: more of the same. Mehr Spielumgebung, mehr Gadgets, mehr Sammelbares, mehr Spielmodi. Das Problem ist jedoch, das der fehlende Feinschliff in allem Belangen negativ spürbar ist – Der Spielfluss während der Kämpfe ist aufgrund einiger kleiner Bugs gedämpft worden (und gegen Ende hin zu leicht dank freischaltbarer Shock-Handschuhe); die Fortbewegung via Greifhaken ist ab- und an willkürlich dem System unterworfen; Story und Gegner haben einen gewissen B-Touch (Deathstroke und Deadshot? Wer ist wer – und warum?) und die riesigen offenen Areale bieten zu wenig Anreize für weitere Erkundungstouren. Dennoch: Was in Arkham Origins geboten wird ist immer noch auf sehr hohem Niveau angesiedelt – aber sicherlich keine wirkliche Bereicherung oder gar ein Fortschritt für die Serie.

Plattform: PS3 (Version getestet), Xbox 360, PC, PS Vita, 3DS, Spieler: 1,2-8 (online, koop), Altersfreigabe (PEGI): 16,
Release: 25.10.2013, www.batmanarkhamorigins.com

Tags:3.5 von 5Action-AdventureBatmanBeat'em UpCo-OpDCPCPS3StealthSuperheld(en)Warner Bros. InteractiveXBox 360

Über den Autor

Batman: Arkham Origins

Christoph Stachowetz Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.


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