Sogenannte Barfußschuhe ermöglichen einem eigentlich immer und überall ein relativ freies Gefühl um die Füße zu empfinden. Vor allem auch dann, wenn man lieber mit einem Schuh unterwegs ist. Vibram FiveFingers bietet dafür ganz besondere Modelle. Wie der Name schon sagt mit FiveFingers, um genau zu sein mit fünf einzelnen Zehenteilen pro Schuh.
Auch wenn das Barfußlaufen mehr und mehr Freunde gewinnt, wie man auch an dem Barefoot Running Day sehen kann, so ist es doch noch für den ein oder anderen mehr als sonderbar.
Ich gebe zu, dass auch ich nicht ganz frei von Vorurteilen bin und gerade den FiveFingers hängt heute immer noch das Prädikat ‘sonderbar’ an. Auch ich erwische mich ab und zu, dass ich verwundert schnellen Läufern gerade bei Wettkämpfen hinterher starre, die barfuß oder mit solchen Zehenschuhen unterwegs sind.
Das liegt eigentlich nicht an den Schuhen, als vielmehr daran, dass ich es kaum glauben kann, wie man barfuß solche Strecken zurücklegen oder so schnell unter diesen Umständen unterwegs sein kann.
Auch wenn ich das Prinzip und vielleicht auch das Warum dahinter verstehe, fühle ich mich in normalen Schuhen doch bedeutend wohler. Mit großer Liebe laufe ich zwar wann immer es geht barfuß – Büro, zu Haus, Garten, Strand… alles kein Thema, aber so richtig beim Sport?!
Das Interesse wuchs erst, als ich im letzten Jahr immer häufiger mit leichteren Laufschuhen unterwegs war. Ich wollte einfach immer mehr weniger und merkte, dass es mir und meinem Körper wirklich gut tut. Da ich die Merrell Train Lithe Glove schon im Schuhregal stehen hatte, wollte ich noch weniger an den Füßen haben und entschied mich letztlich für die ‘Bikila’ Vibram Five Fingers als Zweitschuh unter den Barfußschuhen.
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MATERIAL
Wie ein Hauch von Nichts, ummanteln die Bikila Vibram FiveFingers den Fuß – kein Wunder, denn sie wiegen in Größe 38 gerade einmal 140g.
Die anatomisch geformte, atmungsaktive Innensohle ist lediglich 3mm dick und der Fuß wird durch die 4mm stoßdämpfende, leicht profilierte Laufsohle von außen geschützt, was aber für mich das Barfußgefühl kaum beeinträchtigt.
Das Stretchmaterial, das mit Reflektoren ausgestattet ist, schmiegt sich ganz nah an den Fuß, eben wie ein Handschuh, den man sich über die Finger zieht. Entsprechend knapp sollte man die guten Stücke auch kaufen, denn hier ist es wenig empfehlenswert, wie bei normalen Laufschuhen Platz nach vorn hin zu lassen. Selbst bei warmen Wetter oder wenn ich die Schuhe den ganzen Tag getragen habe und meine Füße entsprechend etwas angeschwollen sind, wurden sie nicht zu eng. Das atmungsaktive, synthetische Obermaterial dehnt sich mit und der Eindruck, den die Laufsohle vermittelt, nämlich dass die Vibrams unglaublich flexibel sind, bestätigt sich auch dabei.
Lediglich im Mittelfußbereich kommen sie mir etwas weit vor, aber dafür ist der Klettverschluss genau richtig angebracht und absolut flexibel einstellbar.
Rundherum fühlen sie sich gut an, ich merke keine Nähte und die Sohle innen fühlt sich genauso angenehm an.
LAUFGEFÜHL
Hat man sich erst einmal nach einigen Malen an das Sortieren der Zehen gewöhnt, geht es relativ schnell mit dem Anziehen.
Beim ersten Anprobieren und Spazierengehen fühle ich mich eigentlich wie zu Haus. Es ist angenehm, die Sohle ist zwar zu spüren, aber so flach, dass man nicht das Gefühl eines normalen Schuhs am Fuß hat. Es ist schon sehr ‘barfußig’.
Lediglich der Zehenbereich erinnert mich ein wenig an Yogasocken, die etwas eigenartig sind, weil man ja selten etwas zwischen den Zehen hat. Ich fühle mich etwas wie ein Lurch (mal davon abgesehen, dass das sonnige Gelb auch irgendwie so aussieht) mit totaler Kontrolle des Vorfußes. Wie ich allerdings darin laufen sollte, war mir schon sehr schleierhaft.
Noch etwas zaghaft am Anfang freundeten wir uns Mal für Mal immer mehr an und aus winzigen Tippelschritten, wurden relativ schnell normal kleine Schritte, so wie ich sie auch barfuß am Strand im Sand beim Laufen mache oder mit den Merrell Train Lithe Glove (morgen gibt es hier einen kurzen Vergleich der Bikila und Train Lithe Glove).
Der Fuß muss arbeiten, muss sich und den Körper abfangen, aber auch mit einer Fülle an Informationen zurechtkommen. Jede schräge Kante merke ich und Frauen, die häufig High Heels mit einem Hauch von Sohle tragen, kennen diese piksenden Kanten von Kopfsteinplaster und Steinchen auf den Gehwegen. All das merke ich natürlich von nun an auch im Bikila, aber nicht so unangenehm. Die leicht dämpfende Sohle schluckt die wirklich spitzen Elemente.
Wenn meine Füße vom Tag allerdings gestresst sind, ist es fast eine Wohltat, wie eine kleine Massage, wenn man seinen Fuß richtig bewegen muss, wenn man über die Zehen rollen kann und ein leichter Druck von unten entsteht.
Für mich sind die Bikila eine gute Alternative zum Barfußlaufen, können aber nicht komplett darüber hinwegtäuschen, dass man etwas am Fuß hat. Ich fühle mich in ihnen sicher aufgehoben, habe Spaß beim Laufen mit ihnen und möchte die meisten meiner Strecken auch nicht komplett nackt um die Füße zurücklegen. Wann immer es geht werde ich auch weiterhin auf Schuhe verzichten, aber sportliches Laufen werde ich erst einmal nur in Schuhen barfuß.
WEITERE MODELLE
Natürlich gibt es auch von den FiveFingers unterschiedliche Modelle, je nachdem welches Terrain man bevorzugt, wie dünn oder profiliert die Sohle sein soll oder bei welcher Aktivität man sie anziehen möchte.
Auf meiner Haben-Wollen-Liste steht noch das Classic Modell, weil mir das Video unten direkt einen Floh ins Ohr gesetzt hat – kann sie nämlich dann auch bei Stabiübungen etc. einsetzen und es ist sicher ein schönes Gefühl auch auf dem Spann etwas Luft spüren zu können.
Und was gibt es sonst noch?
Mittlerweile kann ich locker und leicht, zügig und entspannt, mein Training mit den FiveFingers absolvieren. Ein paar Tipps für den sanften Barfußeinstieg hat Anke vom MyGoal Team zusammengestellt (klick hier).
Bis ich allerdings in der Lage bin, wie Henrik von den running-twins, die gleich mehrere Modelle in ihrem Laufschuhschrank stehen, auch längere Strecken zurückzulegen, wird es wohl noch sehr lange dauern.
runHerne ist auch mit FiveFingers barfuß unterwegs und hat die KSO kürzlich ebenfalls vorgestellt (klick hier).
Vibram bietet zudem passende Zehensocken, aber bis jetzt habe ich diese nur im tiefsten Winter angezogen. Es ist einfach schöner, ganz ohne zu laufen und auch nicht notwendig, denn die Schuhe sitzen wie ein Strumpf.
Ein passendes Video, wie man sich passend auf das Tragen der FiveFingers vorbereitet und wie sie aussehen, wenn man sie ausführt, gibt es von Vibram hier: