Barakah meets Barakah

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Barakah meets Barakah

8Liebeskomödie

Ein systemtreuer Beamter und eine Instagram-Bloggerin treffen aufeinander – und mit ihnen auch zwei verschiedene Welten. Die zwei wollen zueinanderfinden, doch das ist im heutigen Saudi-Arabien gar nicht so einfach.

Barakah (Hisham Fageeh) sorgt für die Einhaltung der Gesetze und trifft während seiner Arbeit auf Bibi (Fatima AlBanawi), eine Bloggerin und Instagram-Star, die im Internet die Freiheiten auslebt, die ihr in der Realität verwehrt werden. Sie fühlen sich auf der Stelle zueinander hingezogen und während auf Barakahs Seite die Freunde und Verwandten ihn unterstützen wollen, steht Bibi’s Mutter ihr im Weg. Soweit die klassischen Vorzeichen einer romantischen Liebeskomödie. Wo Barakah meets Barakah von der üblichen Norm dieses Genres jedoch abweicht, sind das soziale und gesellschaftliche Umfeld, in denen die zwei Protagonisten leben.

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Denn im heutigen Saudi-Arabien ist es scheinbar nicht so gern gesehen, wenn sich zwei Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten ineinander verlieben. So gestaltet sich für Bibi und Barakah schon ein erstes Treffen und näheres kennenlernen als ein beinahe unmögliches Unterfangen, was der Geschichte eine, für westliche Verhältnisse und den filmischen Sehgewohnheiten, ganz eigene Dynamik verleiht. Dadurch wird der Handlungsverlauf nicht zu der üblichen, abgedroschenen Romanze degradiert, die man schon unzählige Male im Kino gesehen hat, sondern man lernt hier gemeinsam mit den Protagonisten eine Welt kennen, in der es sonderlich schwer ist die Hürden der Gesellschaft zu überwinden.

So müssen die zwei Verliebten sich ständig neue Möglichkeiten ausdenken, um zumindest irgendwie ein wenig Zeit miteinander zu verbringen um sich besser kennenzulernen – und sei es auch nur für ein paar Minuten gemeinsam auf einer Schaukel zu sitzen, bevor Fremde kommen und die zwei womöglich in der Öffentlichkeit sehen und bei der Polizei verraten könnten. Barakah meets Barakah erhält dadurch einen angenehm originellen Touch und dem Filmemacher Mahmoud Sabbagh ist damit nicht nur die erste Liebeskomödie Saudi-Arabiens gelungen, sondern gleichzeitig ein gelungener, erfrischend neuer Beitrag zu einem breitgetretenem Genre, wo abgebrühte Kenner vielleicht schon die Hoffnung jemals etwas neues zu sehen, aufgegeben haben. Gerade die Schlussszene erinnert zudem an eine der großartigsten romantischen Komödien aller Zeiten, Billy Wilders grandiosem Das Apartment.

Man muss sich als Zuschauer natürlich voll und ganz auf diese fremde Welt einlassen und die Probleme der Protagonisten als Gegebenheiten akzeptieren, andernfalls wird man keinen Zugang zu der Geschichte finden und sich laufend fragen, was denn eigentlich das große Problem ist. Dass es diese Hürden wohl tatsächlich gibt, wird im Film auch durchaus angeprangert und überdeutlich formuliert. Zwei Szenen erinnern dabei stark an Spike Lees 25 Stunden und diesen grandiosen Moment, wo Edward Norton vor dem Spiegel einer Toilette steht und über alles und jeden schimpft, wenngleich die zwei Momente in Barakah meets Barakah nicht die emotionale und dramaturgische Wucht von Spike Lees Film kopieren oder imitieren können (will er vielleicht auch nicht), sind es doch prägnante und bedeutende Momente, denn auch der sonst so systemtreue Beamte Barakah fängt durch seine aufkeimende Liebe für Bibi langsam aber sicher an der Sinnhaftigkeit des Systems, das er vertritt, zu zweifeln.

Barakah meets Barakah ist eine durchwegs gelungene Liebeskomödie mit tollen Schauspielern, die ihre Rollen mit einer charmanten Natürlichkeit spielen, die aber auch ihre Ecken und Kanten hat, wie zum Beispiel das Spiel mit dem Titel und dem Namen der zwei Hauptfiguren oder der vergleichsweise plumpen Nebenhandlung von Barakahs Ambitionen am Theater, wo sie gerade die Aufführung von Hamlet proben (noch offensichtlicher wäre wohl Romeo & Julia gewesen, aber das war dem Filmemacher dann wohl doch zu viel des Guten). Die erste Liebeskomödie Saudi-Arabiens ist vielleicht kein Meisterwerk, aber dennoch ein beeindruckender, sehenswerter Film, einfach weil er dem ausgezehrten Genre neue Facetten abgewinnt und gleichzeitig eine unterhaltsame Systemkritik übt.

Regie und Drehbuch: Mahmoud Sabbagh, Darsteller: Hisham Fageeh, Fatima AlBanawi, Sami Hifny, Khairia Nazmi, reem Habib, Filmlänge: 88 Minuten, zu sehen am this human world Filmfestival: 06.12.2016 (in Anwesenheit von Mahmoud Sabbagh), www.thishumanworld.com


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Autor

Marco Rauch

Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.



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