Bangladesh gilt nicht erst seit den eingestürzten Fabriken als Inbegriff für desaströse Arbeitsverhältnisse, und die Löhne in diesem übervölkerten bitterarmen Land sind immer noch skandalös. Doch immer mehr Menschen dort wollen sich das nicht mehr länger gefallen lassen: 50.000 Menschen demonstrierten nach mehreren Streiktagen am vergangenen Samstag für einen höheren Mindestlohn.
Die Forderung der Demonstranten: Ein Mindestlohn von 8000 Taka (75,50€) im Monat. Dabei reicht selbst dieses Monatseinkommen kaum zum bestreiten des Lebensunterhalts aus, zumal die meisten Waren Dank der globalen Märkte auch in armen Ländern wie Bangladesh nicht wirklich viel billiger sind.
Billiglöhne und Imageprobleme
Rund 80% der gesamten Exporte Bangladeshs sind Textilien. Nach China ist das kleine asiatische Land der zweitgrößte Textilproduzent der Welt. Grund dafür sind vor allem die extrem niedrigen Löhne: Rund 28 Euro verdienen die meist weiblichen Mitarbeiterinnen im Monat – das bei 11-12 Stunden Arbeit pro Tag. Selbst das Modelabel H&M, welches in Bangladesh Kleidung in Lohnfertigung schneidern lässt, fordert schon seit längerer Zeit eine Verdoppelungung des Mindestlohns. Allerdings haben die Arbeitgebervertreter insgesamt lediglich eine Lohnerhöhung von 20% angeboten, obwohl die Lohnkosten nur etwa 60% jener Chinas betragen. Als Begründung dafür wird die schlechte Lage der Weltwirtschaft angegeben.
Inzwischen fürchten große Modelabel wie Nike oder Adidas um ihren Ruf, denn immer mehr Menschen in den reichen Ländern agieren als "ethisch verantwortungsvolle Konsumenten". Damit werden die Produktionsbedingungen zusehends wichtiger als Markenname oder Preis. Die Skandale der letzten Zeit (einstürzende Fabriken, Hungerlöhne, sexuelle Belästigungen…) tragen hierbei nicht gerade positiv dazu bei.
Bildquelle: Wikimedia, Lizenz: CC0 1.0
