Baker Barakat vs. Khoren Gevor – die Inszenierung eines Alptraums

Ein Freund hat mich überredet. Er meinte, ich sollte doch am 10.12.2011 nach Euskirchen fahren. Dort würde Khoren Gevor (39 Kämpfe, 32 Siege, 17 durch KO, 7 Niederlage, 2 durch KO) gegen Baker Barakat (49 Kämpfe, 25 Siege, 24 durch KO, 10 Niederlagen, 4 durch KO, 4 Unentschieden) einen Kampf bestreiten, der vielversprechend sei. Aus Euskirchen wurde dann Mechernich und aus dem vielversprechenden Kampf wurde einer der schlimmsten Boxabende meines Lebens.
Die Mechernicher Fight Night vom 10.12.2011 entpuppte sich als Kickbox-Veranstaltung mit wohl nur einem Profikampf. – Ich bin nicht bis zum Ende geblieben. Obwohl Kickboxen nicht meine Sportart ist, ich mag die Treterei nicht, muss ich gestehen: Die Kämpfe waren gut und die Punktrichterentscheidungen, sofern ich es denn beurteilen kann, waren fair. Dann stiegen Khoren Gevor und der Lokalmatador Baker Barakat in den Ring und es schien ein ganz normaler, wenn auch unsymmetrischer Boxkampf zu werden. Barakat ist, obwohl er nun schon fast 50 Profikämpfe absolviert hat, immer noch anzumerken, dass er ursprünglich von anderen Kampfsportarten kommt. Gevor hatte in der ersten Runde keinerlei Schwierigkeiten. Häufig kam er mit seiner grade geschlagenen Führhand durch und immer wieder schlug seine Rechte ein.
In der zweiten der auf sechs Runden angesetzten Begegnung versuchte Barakat mit überfallartigen Angriffen zu punkten, was aber nicht gelang. Gevor behielt in den vielen Schlagabtäuschen die Übersicht und konterte den Angreifer souverän ab. In der nächsten Runde erhöhte Barakat das Tempo. Sein unorthodoxer Stil bereitete Gevor so viele Schwierigkeiten, dass Barakat diese Runde für sich entscheiden konnte.
In der vierten Runde öffnete sich auf Gevors Stirn ein Cut durch einen Kopfstoß, der ihn aber nicht weiter behinderte. Gevor boxte von nun an seinen Stiefel runter. Der Kampf wurde härter und verbissener. Gevor unterband oft geschickt durch Klammern den Infight. Auch wenn es zum Schlagabtsuch in der Nahdistanz kam, hatte er immer ein paar Hände mehr im Ziel. Und in der Distanz punktete er schon fast nach Belieben. Barakat hatte dem außer Willen und Kraft nichts entgegenzusetzen. Seine weit ausholenden Schwinger verpufften auf der Deckung von Gevor. – Soweit der Kampfverlauf.
Was folgte, war ein Alptraum. Der Ringsprecher verkündete einen einstimmigen Punktsieg für Barakat. Was immer die Punktrichter, die nicht vorgestellt worden waren, gesehen hatten, den Kampfverlauf gaben sie mit ihrem Punkten nicht wieder.
Es folgte was zu erwarten war. Gevor rastete aus und griff den Ringrichter an, der wohl auch Hauptpunktrichter war. Leider habe ich den Namen dieses Herrn nicht mitbekommen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man nicht zulassen darf, dass Punkt- und Ringrichter das Boxen in Deutschland kaputt machen dürfen.
Gevor verfehlte den Ringrichter, und dann ging es erst richtig los. Dutzende von Männern sprangen in den Ring und eine üble Massenschlägerei begann. Der Ringsprecher goss kräftig Öl ins Feuer, indem er die Schläger weiter anfeuerte. Er sagte in etwa solche Nettigkeiten wie: „Ja so kennen wir Khoren Gevor!“ „Er kann einfach nicht verlieren.“ „Man hat uns vor ihm gewarnt.“ usw.
Auch nachdem Gevor aus dem Ring raus war, ging es noch weiter. Ohne Rücksicht auf anwesende Kinder wurde Gevor gejagt. Baker Barakat behielt als Einziger die Übersicht und sprach einzelne namentlich an und flehte, Gevor doch in Ruhe zu lassen, denn er suche doch nur noch seine Tochter, um zu gehen. Immer und immer wieder –ein Alptraum.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch einmal auf meinen Freund hören soll, wenn er mir den Rat gibt, zu einer bestimmten Veranstaltung zu gehen.
© Uwe Betker



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