Bad Times at the El Royale

Bad-Times-at-the-El-Royale-(c)-2018-Twentieth-Century-Fox(4)

Bad Times at the El Royale

8Mystery-Thriller

Obwohl die neueste Regiearbeit von Drehbuchautor Drew Goddard an Werke eines Alfred Hitchcock oder Quentin Tarantino erinnert, ist diese keine dreiste Kopie, sondern glänzt mit ihrer dichten Atmosphäre der späten 60er und einem spielfreudigen Star-Ensemble.

Das Hotel El Royale, welches genau auf der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada liegt, hat seine besten Zeiten schon länger hinter sich. Während eines verregneten Tages im Jahr 1969 darf das Ein-Mann-Personal Miles Miller (Lewis Pullman) jedoch vier Gäste in der betagten Bleibe willkommen heißen, die sich aus einem Staubsaugervertreter (Jon Hamm), einem Priester (Jeff Bridges), einer Sängerin (Cynthia Erivo) und einer mysteriösen Unbekannten (Dakota Johnson) zusammensetzen. In der darauffolgenden Nacht werden sich nicht bloß die Geheimnisse der vier Fremden, sondern auch jene des Hotels selbst offenbaren.

Bad-Times-at-the-El-Royale-(c)-2018-Twentieth-Century-Fox(6) Bad-Times-at-the-El-Royale-(c)-2018-Twentieth-Century-Fox(2) Bad-Times-at-the-El-Royale-(c)-2018-Twentieth-Century-Fox(3) Bad-Times-at-the-El-Royale-(c)-2018-Twentieth-Century-Fox(5) Bad-Times-at-the-El-Royale-(c)-2018-Twentieth-Century-Fox(7) Bad-Times-at-the-El-Royale-(c)-2018-Twentieth-Century-Fox(1)

Doch bis es dazu kommt, nimmt sich Goddard erst einmal viel Zeit, um dem Zuschauer anhand intelligent geschriebener Dialoge seine Figuren mitsamt ihrer jeweiligen Eigenheiten vorzustellen. Mit dem titelgebenden Hotel verfährt der Filmemacher auf ähnliche Weise und inszeniert die Szenerie als eigenständigen Charakter, der aufgrund der verspielten Detailverliebtheit in jedem seiner Winkel den Entdeckerdrang wachrüttelt. In weiterer Folge treibt nicht zwingend jede Szene die Handlung voran, sondern ist auch des Öfteren nur darauf aus, eine packende Atmosphäre zu erzeugen. Die Geschichte teilt sich, ähnlich wie in Pulp Fiction oder jüngst Brimstone, in mehrere Kapitel auf. Dabei widmet sich jedes einem bestimmten Zimmer und dem jeweiligen Gast, der in dieses eingecheckt hat. Die anachronistisch strukturierte Geschichte beleuchtet auf diese Weise neben dem Hintergrund der Figuren bereits erlebte Geschehnisse aus differenzierter Perspektive, womit sich nach und nach ein komplexes Gesamtbild vor den Augen des Publikums zusammensetzt. Passend zur abgebildeten Epoche spielt das Thema Musik ebenfalls eine wichtige Rolle, wobei diverse Soulklassiker und saftige Gewaltexzesse zum gelungenen Look & Feel des Streifens beitragen.

Goddards Werk funktioniert auch vor allem deshalb so hervorragend, da er auf viele bekannte Gesichter Hollywoods zurückgreifen kann und diese ihre Rollen mit erkennbarer Freude verkörpern. Da wäre ein Jeff Bridges, der mit seiner sympathischen Art die meisten der ihm zugedachten Dialogzeilen einfach wegnuschelt oder Dakota Johnson, die mit einem durchdachten Drehbuch im Rücken sogar ernstzunehmendes Schauspiel an den Tag legt und das unrühmliche Kapitel Shades of Grey wohl endgültig hinter sich lässt. Des Weiteren gibt sich Jon Hamm die Ehre, welcher hier in der Rolle eines echten Charmeurs zu bestaunen ist. Natürlich kommt man aufgrund der prominenten Positionierung im Vorfeld nicht darum herum, ein paar Worte über Chris Hemsworth zu verlieren. Der Australier baute für diesen Film nicht nur über 10 Kilo seiner imposanten Muskelmasse ab, um mit halbnacktem Oberkörper im strömenden Regen zu posieren, sondern bietet mit der gezeigten Performance einen erfrischenden Kontrast zur Paraderolle Thor. Die bisher unbekannte Cynthia Erivo stielt in ihrem ersten Kinofilm allerdings allen Beteiligten die Show. Als mehrfach ausgezeichnete Musicaldarstellerin gibt sie ihre markante Singstimme in mehreren A cappella-Sequenzen zum Besten und wertet den ohnehin starken Soundtrack von Michael Giacchino noch um ein gutes Stück auf.

Mit seinem etwas gezwungen anmutenden Finale ist Drew Goddards Film leider kein absolutes Meisterwerk. Die namhafte Schauspielriege, der man die Freude an ihrem Job in jeder Szene anmerkt, zahlreiche musikalische Kracher zum Mitgrooven und die damit einhergehende stimmungsvolle Atmosphäre sorgen wiederum dafür, dass man, ganz im Gegensatz zu seinen fiktiven Gästen, eine wahrlich gute Zeit im El Royale verbringt.

Regie und Drehbuch: Drew Goddard, Darsteller: Jeff Bridges, Cynthia Erivo, Dakota Johnson, Jon Hamm, Chris Hemsworth, Nick Offerman, Xavier Dolan, Shea Whigham, Filmlänge: 141 Minuten, Kinostart: 12.10.2018, www.foxfilm.at/bad-times-at-the-el-royale

Passend dazu...


avatar

Autor

Benjamin Höfler

 

wallpaper-1019588
Die Algarve feiert 50 Jahre Nelkenrevolution
wallpaper-1019588
Mobile Suit Gundam SEED FREEDOM: Bandai Namco zeigt den Film in den deutschen Kinos
wallpaper-1019588
[Manga] Demon Slayer [2]
wallpaper-1019588
Soundtrack einer Generation: Musik und visuelle Medien harmonisieren