Vier Mal in der rund 200-jährigen Geschichte des Heilbades hat Bad Homburg ein Kurhaus gebaut. Keines der Gebäude war so beliebt wie der maßgeblich vom belgischen Architekten Jean Pierre Cluysenaar geprägte Bau: ein architektonisch wie in der Innenausstattung prachtvolles Kurhaus. Aus Anlass des Jubiläums 100 JAHRE BAD Homburg – es erinnert an die Zuerkennung des Namenszusatzes „Bad“ im Jahr 1912 – erweckt Bad Homburg diese schöne alte Fassade zu neuem „Leben“:
Ihr Bild, aufgedruckt auf einer riesigen, rund 60 Meter langen und sieben Meter hohen Plane, verhüllt die Vorderseite des jetzigen Kurhauses. Der Verhüllungsakt findet zur Eröffnung des 26. Weinfestes am 18. Mai um 17 Uhr statt und zählt zu den Jubiläums-Projekten des Magistrats und der Kur- und Kongreß-GmbH, die hier mit der Aktionsgemeinschaft Bad Homburg e.V., dem Veranstalter des Weinfestes, zusammenarbeiten.
„Die Verhüllung erinnert an eine Ära, die auch in unserem modernen Bad Homburg in vielen Bereichen noch präsent ist, und wir schaffen ein eindrucksvolles Erlebnis für alle Besucherinnen und Besucher“, so Oberbürgermeister Michael Korwisi. „Die Atmosphäre im Herzen der Stadt wird einmalig sein. Bürger und Besucher werden sich in das Bad Homburg vor 100 und mehr Jahren zurückversetzt fühlen“, sagt auch Kurdirektor Ralf Wolter.
Am Weinfest-Wochenende lassen sich vor der nostalgischen Kulisse des verhüllten Kurhauses Weine und Speisen trefflich genießen. Über 70 Stände mit Weinsorten aus nahezu allen deutschen Anbaugebieten, mit Sekt und Obstbränden, mit Flammkuchen, Crêpes und vielen anderen Köstlichkeiten laden beim 26. Bad Homburger Weinfest der Aktionsgemeinschaft Bad Homburg e.V. vom 18. bis 20. Mai zum Probieren, Informieren und zu geselligen Stunden ein.
Der verkaufsoffene Sonntag am 20. Mai von 13 bis 18 Uhr rundet das erlebnisreiche Wochenende in der Kurstadt am Taunusrand ab. Das verhüllte Kurhaus ist diesmal eine besondere Attraktion. Die Plane wird im Anschluss bis in den Herbst hängen und die Fassade des historischen Kurhauses zeigen. Dieses zweite Kurhaus wurde 1863 fertig gestellt. Nachdem der Ostflügel des 1841 errichteten und später erweiterten Kursaales durch einen Brand zerstört worden war, entschloss sich Spielbank-Gründer François Blanc zu einer großzügigen Erweiterung.
Die Notwendigkeit war vorhanden. Hochwohlgeborene Kurgäste aus vielen Ländern Europas und dem fernen Orient kamen in wachsenden Scharen nach Homburg, um nicht nur ihre Leiden zu kurieren, sondern sich auch bei Roulette und Trente-et-quarante, bei Bällen, Konzerten, Theater- und Opernaufführungen zu vergnügen. Das erste Kurhaus, das der aus Frankreich stammende Münchner Architekt Jean Baptiste Métivier im klassizistischen Stil geplant hatte, war schlichtweg zu klein geworden.
Nach einem Brand 1860 ging der Architekt Jean Pierre Cluysenaar aus Brüssel ans Werk. Er vereinigte die vorhandenen Säle des ursprünglichen Gebäudes zu einem lang gestreckten Mittelbau, den er durch eine Galerie verbreiterte. An beiden Enden entstanden ausladende Seitenflügel. Die Fassade gestaltete Cluysenaar nun im Stil der Neorenaissance.
Die Gazetten in ganz Europa rühmten den Luxus im Kurhaus – den „Goldsaal“, in dem sich die Kurgäste zum Glücksspiel einfanden, die Säle und Galerien für Vergnügungen, das elegante Theater, das mit den namhaften, auch fremdsprachigen Zeitungen bestens ausgestattete Lesekabinett, die hohe Küche des Restaurants.
Überall Marmor, reiche Vergoldungen, Malereien und geschmackvolle Möbel. Homburgs Kurhaus gleiche einem königlichen Palast, hieß es. In seinen Genuss kamen vor allem die aus aller Herren Länder angereisten Gäste. Die Homburger selbst betraten das Haus meist nur als dienstbare Geister. Das änderte sich erst mit dem Fall der Monarchie und der Weimarer Republik. Ab 1919 nutzten auch die Einheimischen das Kurhaus häufiger.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, im März 1945, zerstörten Bomben den Prachtbau. Ein Wiederaufbau wäre sicher möglich gewesen, aber in der Nachkriegszeit und während des beginnenden Wirtschaftswunders dachte man wenig an die Bewahrung historischen Erbes. Die Homburger wünschten sich ein modernes Kurhaus.
So wurde die Ruine abgerissen und 1952 ein aus Geldmangel bescheidener Zweckbau errichtet. Als sich Bad Homburg mehr und mehr zu einem Wirtschaftsstandort entwickelte und auch seinen Ruf als beliebte Kongressstadt stärkte, genügte das Gebäude den steigenden Anforderungen nicht mehr. Nach jahrelangen, kontrovers geführten Diskussionen begann im März 1982 der Bau des heutigen Kurhauses.
In seinem Mittelteil befinden sich geschmackvoll ausgestattete Säle und Salons für bis zu 800 Veranstaltungsgäste, in dem einen Seitenflügel ist das Maritim-Hotel untergebracht, in dem anderen das Kurtheater, das zu den größten und bestausgestatteten Gastspieltheatern in Deutschland gehört. Stichwort Jubiläum 100 JAHRE BAD Homburg: Am 22. November 2012 ist genau ein Jahrhundert vergangen, seit der Regierungspräsident in Wiesbaden den Zusatz „Bad“ für die Stadt Homburg angeordnet hat.
Das Jubiläumsjahr ist ein Anlass für Feierlichkeiten, Feste, hochkarätige Konzerte – und für besondere Aktionen, die Bad Homburg ins beginnende 20. Jahrhundert zurückversetzen. Neben der Verhüllung des Kurhauses ist die Aufstellung großformatiger Fotos mit historischen Motiven in der Innenstadt geplant. Die ersten sollen im Juni stehen. Magistrat der Stadt Bad Homburg v.d.Höhe