back to the roots

Während Stuttgart seine Frischluftschneisen wie's scheint systematisch zubetoniert, denken viele Metropolen der Erde bereits um. In New York zum Beispiel eröffnet ein Dachgarten nach dem anderen, Seoul nahm das Motto "Back to the roots" sogar wörtlich und verwandelte eine Hauptverkehrsader wieder in einen begrünten, naturnahen Fluss mitten in der Megacity. "Damit die Stadt wieder atmen kann", hieß es in der Überschrift des Internetmagazins "Grist".
Das Projekt ist so spektakulär wie denkwürdig, für zahlreiche Fortschrittsjünger vermutlich sogar verrückt. Trotzdem: immer mehr Stadtplaner erkennen, dass die Forderung "back to the roots" nie dringender war als jetzt, wo vielen Städten der Öko-Kollaps droht. In Seoul jedenfalls erinnern nur noch wenige Betonpfeiler an den mehrspurigen Highway, auf dem sich täglich Tonnen von Blech dahin wälzten. Der darunter liegende Fluss wurde vom Müll befreit, mit Promenaden und viel grün versehen und ist jetzt ein beliebter Treffpunkt und kultureller Hotspot. (Der ganze Artikel von Kamala Rao ist auf grist.org zu lesen)
Auch in amerikanischen Städte wie Portland, San Francisco, New York oder Milwaukee wurden bereits Freeways durch renaturierte Zonen ersetzt. Mindestens genau so spannend: die Entwicklung der Stadt Detroit. Was Stuttgart für Deutschland ist, war Detroit für Amerika: die prosperierende Autostadt schlechthin. Bis plötzlich 270 000 Menschen ihre Häuser aufgrund der Finanzkrise verlassen mussten. Heute leben nicht mal mehr 70 000 Bürger in Detroit und der amerikanische Traum zeigt sich einmal mehr von seiner hässlichen Seite.
Doch während ein Großteil der Stadt verfällt und wie eine Geisterstadt wirkt, warten zahlreiche Detroiter nicht darauf, bis Politiker vollmundige Versprechen wahr machen sondern nehmen ihr Schicksal, genauer: die Erde im Vorgarten in die Hand und versorgen sich selbst. An vielen Stellen sieht Detroit tatsächlich aus wie nach dem Krieg, Brachflächen vermehren sich von Jahr zu Jahr und bieten Platz für neues Wachstum: wo früher Einkaufszentren standen und Autos parkten, sprießen jetzt Salat, Karotte, Zwiebel & Co. Erst 2013 erlaubte die Stadt den Anbau von Lebensmitteln, doch seither entstanden über 1000 Gemüsegärten und Hunderte von Stadtfarmen.
Egal ob Georgia Street Community Garden oder Lafayette Garden: Kleingärtner erobern die Stadt - weniger aus romantischer Landlust, sondern vielmehr um wieder eine ökonomische Zukunft zu haben. Das Ziel der Gärtner ist ambitioniert und in Zeiten von Monsanto und Lebensmittelskandalen richtungsweisend: "Wir wollen in Detroit Lebensmittelautarkie erreichen", sagt eine Stadtfarmerin, die nicht auf Lebensmittelmarken angewiesen sein möchte.
Zwar sind die Lebensumstände hierzulande nicht annähernd so dramatisch wie in Detroit, doch Zukunftsforscher sehen die Bedeutung urbaner Landwirtschaft in den kommenden Jahrzehnten steigen und schon jetzt zeigen Gemeinschaftsgärten wie der Prinzessinnengarten in Berlin oder das Stuttgarter Urban Gardening Projekt "Inselgrün" wohin die Reise geht.
Uns interessiert: welche Stuttgarter Stadtautobahn würden unsere Leser renaturieren und wie? Wo würdet Ihr den Kessel im Sommer atmen lassen, gibt es Plätze, auf denen Ihr schon lange "back to the roots" wollt? Wir sind gespannt auf Eure Ideen!
Zum Weiterlesen:
www.grist.org
www.prinzessinnengarten.net
www.inselgruen.org
www.urbanstuttgarten.de

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