B Boys: Harcore Dadaism

B Boys: Harcore DadaismB Boys
„Dudu“

(Captured Tracks)
Es ist nur dieser eine, winzige Bindestrich, aber zwischen diesem und seiner Abwesenheit liegen schlappe fünfunddreißig Jahre Kulturgeschichte. Denn einst (also in den fernen 80ern) gab es in der New Yorker Bronx eine Hip-Hop-Formation namens B-Boys und es ist anzunehmen, dass die Versalie bei ihnen standesgemäß auf den Bezug zum Breakdance hinweisen sollte. Dieser wiederum spielt bei Andrew Kerr, Brendon Avalos und Britton Walker aus dem benachbarten Stadtteil Brooklyn eine wohl eher untergeordnete Rolle, die drei Herren haben sich vielmehr dem schroffen Punkrock verschrieben und als weitergehende Vorbilder nicht Grandmaster Flash oder Afrika Bambaataa, sondern Wire, The Clash und die Talking Heads vermerkt. Auch gut also, aber nicht samesame. In eigenen Worten klingt die Erklärung im Übrigen wie folgt: „Geboren in verschiedenen Zeiten aus wechselnden Zuständen, versammeln sich diese B‘s auf der Astralebene und kanalisieren die individuelle Erfahrung und Weisheit ihrer jeweiligen Ursprungsorte in einer einzigartigen Einheit. Die Abstraktion nimmt die Form eines Dreiecks an: lebendige Gitarrenmelodien, wellenförmige Basslinien, tief wirbelnde Grooves, Klänge, die eine lineare Timeline überschreiten und über mehrere Spektren hinweg zersplittern, ineinandergreifende Vocals, die gekonnt nach oben schwingen und ihre Mantras erklingen lassen…“ Wem das jetzt etwas schwurbelig vorkommt, der darf getrost darauf vertrauen, dass sie mit ihrer Musik weit weniger kompliziert und vertrackt zu Werke gehen. Die Riffs auf dem Debüt „Dada“ und dem aktuellen Nachfolger „Dudu“ sind so geradlinig wie ihre Lyrics, die Gitarren schmirgeln ordentlich laut und die Jungs schreien ihre Sorgen, Nöte und die ganze aufgestaute Wut auf kürzestem Wege – anders kann man es kaum sagen – mitten in die Fresse rein. Viel Abwechslung ist da kaum zu erwarten, die fünfzehn Stücke des Albums beschränken sich fast alle auf das genretypische Sollmaß von zweieinhalb Minuten – Ausreißer das wunderbare „Instant Pace“ und das Doppel „Asleep/Awake“. Ansonsten: Gib ihm. Hardcore Dadaismus, die Welt kann so einfach sein.
08.11.  Neuchatel, Case a Choc
15.11.  Berlin, Schokoladen


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