Ob per Bus, per Anhalter, zu Fuß oder mit eigenem PKW. Australiens Natur zählt unumstritten zu einer der Spektakulärsten und Vielfältigsten unserer Erde. Wie man diese bereist, ist letztendlich Jedem selbst überlassen.
Will man jedoch die pure Freiheit genießen, abgelegene Nationalparks besuchen und unter sternenklarem Himmel im Outback, an einsamen Stränden oder auf einem abgelegenen Parkplatz in Melbournes Innenstadt übernachten, ist ein eigenes Auto unerlässlich und macht dein Work & Travel zur besten Zeit deines Lebens.
Auch ich stand am Anfang vor der Frage: Brauch ich wirklich ein Auto? Hab ich überhaupt das Geld dafür und lohnt sich das eigentlich? Meine Antwort lautet ganz klar: Ja, es lohnt sich! Es gibt nichts Besseres. Ihr begeht den Fehler eures Lebens, wenn ihr in diesem Land nicht die Chance nutzt mit Auto frei wie noch nie zuvor in eurem Leben zu sein.
Nach ein wenig Internetrecherche konnte die Mission Autokauf beginnen und knapp 3 Tage später war ich stolzer Besitzer eines gebrauchten Kleinwagens.Noch in Deutschland, solltet ihr euch beim Straßenverkehrsamt einen internationalen Führerschein für ca. 15€ besorgen. So seid ihr, was das Rechtliche betrifft, auf der sicheren Seite und lauft keine Gefahr, hohe Strafen für Fahren ohne Führerschein zu riskieren – denn nicht immer wird der Deutsche Führerschein vom Polizeibeamten anerkannt!
Im Vorfeld solltet ihr euch darüber Gedanken machen, welches Auto für eure Reise perfekt geeignet erscheint. Um euch diese Entscheidung zu erleichtern, führe ich nun ungefähre Kosten für die verschiedenen Fahrzeugtypen, sowie ihre wesentlichen Vor- und Nachteile auf.
1. Wie viel Geld muss ich einplanen?
Die erste Entscheidung, die ich euch leider nicht abnehmen kann, liegt bei der Wahl des Fahrzeugtyps: PKW, Allradwagen, Kombi, Campervan oder Wohnmobil. Der entscheidende Faktor wird sicherlich euer Budget sein.
Die genannten Preise beziehen sich auf Autos, die sich in potenziell gutem Zustand befinden und den Belastungen Stand halten können denen sie auf ihrem Weg durch die endlosen Weiten des Landes ausgesetzt sind. Seid euch außerdem dessen bewusst, dass nach Anschaffung des Autos noch einige zusätzliche Kosten wie Registrierung, Ummeldung oder eventuelle Reparaturen auf euch zu kommen!
2. Vor- und Nachteile der Fahrzeugtypen
PKW
+ günstig in der Anschaffung
+ geringer Benzinverbrauch
+ riesengroße Auswahl
– wenig Stauraum
– Übernachtung im Auto nahezu unmöglich
Kombi
+ relativ günstig
+ viel Stauraum
+ perfekt zum Schlafen
+ Platz für bis zu 4 Personen
– hoher Benzinverbrauch
Campervan
+ komfortabel
+ jede Menge Stauraum
+ Schlafparadies
+ typisches Backpackerfeeling
– hoher Benzinverbrauch
– relativ teuer in der Anschaffung
4WD
+ alle Straßen befahrbar
+ Abenteuer pur!
+ unberührte Natur erkunden
+ Stauraum
– recht teuer in der Anschaffung
– hoher Benzinverbrauch
– Fahrerfahrung mit 4WDs von Vorteil!
Wohnmobil
+ ultra komfortabel (Kühlschrank, Bett, Dusche)
+ eingebautes Bett
+ großzügiger Stauraum
– mega schwammiges Fahrverhalten
– sehr teuer
– hoher Benzinverbrauch
3. Autosuche
Hier gibt es viele verschiedene Möglichkeiten:
Generell solltet ihr immer Augen und Ohren offen halten und so vielleicht ein richtiges Schnäppchen zu finden. Viele Reisende fliegen von Sydney oder Cairns nach Hause, sind unter Zeitdruck und verscherbeln ihre Fahrzeuge für einen guten Preis. Einen Überblick über die Preissituation könnt ihr euch auf Gumtree verschaffen oder den Sydney Travellers Car Market in Kings Cross auschecken.
Im besten Falle ist das Auto noch mehrere Monate registriert. Die Erneuerung der so genannten Rego kostet pro Jahr zwischen 450 und 800$! Ihr erspart euch eine Menge Stress und spart nebenbei noch Geld.
Mein Tipp: Autos, welche in Western Australia registriert sind, bringen viele Vorteile mit sich. Die Verlängerung der Rego läuft problemlos über das Internet, wohingegen in den anderen Bundesstaaten immer eine Werkstatt und die zuständige Behörde aufgesucht werden muss.
4. Vor dem Kauf
So langsam geht es ans Eingemachte. Ihr habt das Objekt der Begierde gefunden, wollt den Kauf abschließen und nichts wie ab auf die Straße. Euer Roadtrip durch Australien rückt immer näher.
Doch nicht so voreilig, ihr solltet das Auto vor dem Kaufabschluss unter die Lupe nehmen. Auch ohne Mechatronikerausbildung solltet ihr mit dieser Checkliste in der Lage sein, jedes zuverlässige Auto dieser Welt von einer Schrottkarre zu unterscheiden.
Äußeres Erscheinungsbild
1. Gesamteindruck checken: Rost? Zerbeult? Unsauber? Finger Weg!
2. Sind die Scheiben rissfrei?
3. Ist der Straßenbelag unter dem Auto trocken?
4. Wie sehen die Reifen aus? Ist noch genügend Profil vorhanden?
Innenleben
1. Blick in Motorraum werfen: Ist der Motor trocken? Sieht er einigermaßen sauber aus?
2. Das Innere des Autos checken: Gurte vorhanden? Armatur rissig? Sitzbezüge löchrig?
3. Kilometerstand ablesen: 200.000km? – no worries! Ab 400.000 sollte man stutzig werden.
5. Probefahrt
Leute, macht eine Probefahrt! Ich höre immer wieder von Backpackern, die sich nicht die Zeit genommen haben und es im Anschluss bitter bereuen, weil ihre teure Anschaffung schon nach 100 Kilometern den Geist aufgibt. Begeht nicht diesen Fehler, fragt den Verkäufer nach der Möglichkeit einer Probefahrt und checkt folgende Dinge:
1. Werden im Cockpit rote Kontrollleuchten angezeigt?
2. Rasselt der Motor während der Fahrt oder macht andere komische Geräusche?
3. Funktionieren Abblendlicht, Rücklichter, Fernlicht und Blinker?
4. Bleibt das Auto in der Spur? Lenkrad ruhig mal kurz loslassen.
5. Bremstest! Machen die Bremsen unschöne Geräusche?
6. Ist auch bei Geschwindkeiten von ca. 100 Km/h alles in Ordnung?
7. Lassen sich die Gänge sauber schalten oder hat man das Gefühl mit dem Ganghebel im Suppentopf zu rühren?
Wenn ihr euch während der Probefahrt wohl fühlt und ihr die Fragen zu eurer Zufriedenheit beantwortet, könnt ihr bedenkenlos zuschlagen. Wer sich den Check selbst nicht zutraut, kann für ca. 50$ einen Mechaniker einen Blick auf das Auto werfen lassen.
Noch vor der Kaufabwicklung und dem obligatorischen Handshake, solltet ihr das Fahrzeug auf der Website der Australischen REgierung einem kurzen Check auf eventuelle Strafen, Vorbelastungen und unbezahlte Strafzettel unterziehen.
6. Kaufabwicklung
Ihr wollt endlich auf die Straße! Ihr seid mit dem Auto zufrieden, holt das Cash ausm Automaten (immer Bar zahlen!) und einigt euch mit dem Verkäufer auf einen angemessenen Preis. Den Fahrzeugpapieren liegt in der Regel ein Verkaufsformular bei. Einen Teil davon füllt der Verkäufer aus, den anderen Teil ihr. Die ausgefüllten Formulare werden ans zuständige Verkehrsamt geschickt und somit der Verkauf des Autos registriert. Falls ihr euer Auto in NSW kauft, könnt ihr aber auch persönlich zum RTA gehen. Wichtig: Vergesst nicht, euch vom Verkäufer das Road Worthy Certificate (pink slip) aushändigen zu lassen!
7. Nach dem Kauf
Noch habt ihrs nicht ganz geschafft! Sobald ihr die Ummeldung vorgenommen habt, seid ihr automatisch per Haftpflicht versichert. Diese einfache Versicherung kommt aber nicht für Personen- oder Sachschäden an Dritte auf. Ich empfehle daher jedem eine Third Party Property abzuschließen. Ihr rauscht einem nagelneuen Audi aufs Heck und verursacht einen Schaden von 15000$, ohne Third Party Property kommt ihr für diese Kosten selbst auf. Erspart euch das! Ich habe meine Versicherung bei der NRMA abgeschlossen und war mit dem Service, den Konditionen und der Abwicklung sehr zufrieden.
Zusätzlich empfehle ich den Abschluss einer Road Service Assistance, vergleichbar mit dem Service des ADAC in Deutschland.
Herzlichen Glückwunsch zu eurem eigenen Auto in Australien! 50000 Kilometer Küste und die endlosen Weiten des Outbacks warten darauf, von euch erkundet zu werden. Viel Spaß und vergesst eins nicht:
In Australien herrscht Linksverkehr!