Die Fotografien der amerikanischen Künstlerin Cindy Sherman sind nicht nur für die Welt der Kunst von großer Bedeutung, sondern auch jenseits ihrer Grenzen. Die Fotografien haben einen ironischen Charakter, auch wenn die Künstlerin selbst nicht immer auf den Bildern wieder zu erkennen ist. Das Museum of Modern Art (MoMA) in New York präsentiert aktuell eine retrospektive Ausstellung der Werke dieser Künstlerin, die mit mehr als 170 Stücken einen näheren Einblick in deren Karriere von den frühen 70er Jahren bis heute gewährt.
Cindy Sherman ist eine wahre Verwandlungskünstlerin. In ihren bekanntesten Fotografien fungierte sie selbst als Modell, um die unterschiedlichen Charaktere ihrer Portraits zu verkörpern. Diese Werke sind das Ergebnis einer wahrhaftigen „one-woman-show“: sie kümmerte sich selbst um ihr Make-up, wählte ihre Requisiten und Kleidung aus und verwendete, wenn nötig, Körperteil-Prothesen, um ihre erinnerungswürdigen Fotografien zu kreieren, die sie übrigens auch selbst aufnahm.
International bekannt wurde sie mit ihrer “Untitled Film Stills” Reihe aus den späten 70er und frühen 80er Jahren. In dieser Reihe kreierte Sherman schwarz-weiß Fotografien von sich selbst und erinnerte damit an die Hollywood Diven aus den plakativen Frames von B-Movies aus den 40ern und 50ern. Für ihre History Portraits (1988-1990) ließ sie sich von den Gemälden Alter Meister inspirieren und schlüpfte selbst in die Rollen von Patriziern und Aristokraten sowie in die eines einfachen Milchmädchens.
Mit ihrer „Disasters and Fairy Tales” Reihe, in der Szenen enthalten sind, die es mit den besten Horror- oder Science Fiction-Filmen aufnehmen könnten, erkundete sie auch das Gebiet des Grotesken. In dieser Serie erscheint die Künstlerin allerdings nicht immer auf den Bildern. Shermans „Sex Pictures” Reihe, bei der ausschließlich Puppen und Körperteil-Prothesen eingesetzt wurden, enthielt zahlreiche schockierende und verstörende Bilder. In jüngster Zeit richtete die Künstlerin ihr kritisches Augenmerk auf moderne Gesellschaftsportraits und ihre fotografischen Wandgemälde aus dem Jahre 2010 werden als Teil der Ausstellung erstmals auf amerikanischem Boden präsentiert.
Shermans Werke sind sozialkritisch und diese Ausstellung wird den Betrachter zweifelsohne anregen, über die Rolle der Kunst, des Films und der Performance sowie Aspekte der Geschlechter und Klassenidentität nachzudenken.
Geboren im Jahre 1954 studierte Cindy Sherman zunächst Malerei am State University of New York in Buffalo, verlor jedoch bald das Interesse am Malen und wand sich stattdessen der Fotografie zu, welche ihrer Meinung nach besser geeignet war, um ihre Ideen darzustellen. Nach ihrem Studienabschluss im Jahre 1976 zog sie nach New York City, wo sie erstmals Aufnahmen von sich selbst für ihre „Untitled Film Stills“ Serie machte.
Zum Teil dank ihres internationalen Erfolgs in sehr jungen Jahren streichen Cindy Shermans Fotografien hohe Preise bei Auktionen ein. Das Museum of Modern Art erwarb 1996 ein vollständiges Set der „Untitled Film Stills” Reihe für eine Millionen Dollar.
Verpassen Sie nicht die Gelegenheit, eine Übersicht von Cindy Shermans kreativen Meisterstücken kennenzulernen. Die Ausstellung dauert noch bis zum 11. Juni 2012 an. In Verbindung wird auch eine Reihe von Diskussionen und Filmen – die Cindy Sherman selbst ausgewählt hat – präsentiert. Und wenn Sie schon einmal dort sind, schauen Sie sich auch die Permanentsammlung des weltbekannten Museums an.
Mehr Informationen: http://www.moma.org/visit/calendar/exhibitions/1170