Auslaufmodell Kinderarmut

Auslaufmodell KinderarmutDie Enttäuschung steckt tief, das kann auch die Schlagzeile "Reich bleibt reich, arm bleibt arm" nicht verbergen, die die Frankfurter Rundschau nach der alten, aber immer noch goldenen Journalistenregel "Hund beißt Mann ist immer eine Nachricht" gezimmert hat.
Es geht um das „Phänomen der Kinderarmut“, das in Deutschland gemeinsam mit der "rechten Gefahr" und allerlei Warnungen vor Blutbädern und Schweinegrippen die Aufgabe übernommen hatte, die früher Atomkriegsangst und die Furcht vor dem Einfall der Russen erfüllten. Mit immer neuen, immer entsetzlicheren Zahlen wurde jahrelang klargestellt, dass sich das Land des Wirtschaftswunders auf direktem Kurs in die blanke Existenznot befindet: Die "Schere zwischen arm und reich" (Angela Merkel) klaffte, die Suppenküchen kamen mit dem Kochen nicht mehr hinterher, viele Jugendliche konnten ihre Handyrechnungen kaum noch zahlen.
Schon 2007 meldete der "Kinderreport Deutschland 2007" des ehrenwerten Kinderhilfswerks mit Hilfe der Illustrierten "Spiegel" einen "Negativrekord": Seit 1965, als selbst die Kinder der Reichsten keine Playstation, keinen Farbfernseher und keinen Döner mit alles kannten, habe sich die Armutssituation der Jüngsten dramatisch verschlimmert. "Vor 42 Jahren war nur jedes 75. Kind unter sieben Jahren zeitweise oder dauerhaft auf Sozialhilfe angewiesen", rechnet die Wochenzeitschrift vor, "2006 war es jedes sechste Kind."
Das bedeute, dass sich die materielle Armut von Kindern etwa alle zehn Jahre verdoppelt habe. Dieselbe Steigerungsrate vorausgesetzt, wären bereits in 30 Jahren mehr deutsche Kinder arm gewesen, als es überhaupt gibt. Bis heute sei die Zahl der auf Sozialhilfe angewiesenen Jungen und Mädchen auf mehr als 2,5 Millionen gestiegen, warnte der Präsident des Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, ein Ex-Vollbart und Ex-Politiker, der seinerzeit dadurch bekanntgeworden war, dass er sich splitternackt hatte für ein Wahlplakat ablichten lassen, um zu zeigen, dass auch er sich kaum noch die Klamotten auf dem Leibe leisten könne.
Drei Jahre zogen ins Land und nun haben wir den Salat. "In Dänemark lebt nur eines von 37 Kindern in Armut, in Berlin, Halle oder Hamburg ist es jede Neunte", schwelgt die FR noch einmal verzweifelt in Negativrekorden, nachdem die Bertelsmann Stiftung eine Studie mit eben jenen zahlen vorgelegt hatte.
Doch der erwartete "neue Negativrekord" (dpa) scheint ausgeblieben - stattdessen sank die Zahl der armen Kinder schneller als der "Spiegel" Protokoll führen konnte. Aus jedem sechsten Kind, das vor drei Jahren arm war, wurde jedes neunte, in absoluten Zahlen gerechnet konnten sich offenbar mehr als 900.000 von ehemals 2,5 Millionen armen Mädchen und Jungen aus der Armut befreien, ohne dass Kinderschutzbund und Qualitätsmedien davon Notiz nahmen. Noch beeindruckender ist der Armutsabbau, nimmt man die Zahlen der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit zum Vergleich, die im Sommer 2010 noch jeden fünften Jugendlichen in Deutschland in einer Studie namens "Jugendarmut in Deutschland 2010« als arm bezeichnet hatte. Statt drei Millionen armer Kinder und Jugendlicher gibt es nur sechs Monate danach nur noch 1,7 Millionen. Die Kinderarmut, die sich bis hierher alle zehn Jahre verdoppeln durfte, hat sich in nur einem halben Jahr halbiert. Das ist, sekundiert der "Spiegel" da in akuter Angst um ein Thema, das so manche Ausgabe bereichert hat, natürlich "besorgniserregend": "Hierzulande lebten 10,8 Prozent der Kinder unterhalb der Armutsgrenze", heißt es. Eine mutige Referenz an Tage, als mit nahezu denselben Worten einem Anteil von mehr als 16 Prozent Kindern in Armut gedacht worden war.


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