Nein, in Deutschland war ich letztes Wochenende nicht. Aber dafür in Jinotega – genau, in der Partnerstadt Solingens.
Das kleine Städtchen im Norden Nicaraguas, ist gerade einmal eine gute Busstunde von Matagalpa aus entfernt, insofern die Straßen-, Bus- und Wetterverhältnisse stimmen.
Wir brauchen an diesem Samstag etwas länger. Der Bus ist wie immer überfüllt, aber dafür bekommen wir eine kleine Vorführung, von zwei eher mäßig lustigen Clowns, geboten. Ein weiterer Mann hält, in dem wirklich prall gefüllten Bus (ich frage mich immer noch wie er das gemacht hat) einen Vortrag über Würmer und Parasiten und verkauft Medikamente, die angeblich dagegen helfen sollen. Der Bus kutschiert uns durch die Berge, an einsamen Hütten vorbei, vorbei an Kuhherden, die von ihren Besitzern über die Straße gescheucht werden.
Irgendwann kommen wir dann doch an, in Jinotega, und zwar an einem sehr kleinen Busbahnhof. Genauer gesagt, werden wir an einem staubigen Platz raus gelassen, auf dem sich lediglich ein Kiosk befindet.
Unser Plan für den Tag: Den Cerro de la cruz (Berg des Kreuzes) besteigen.
Wir machen uns also auf und laufen durch die engen Straßen, in Richtung Friedhof.
Mir kommt alles recht klein und geordnet vor. Außerdem ist es, verglichen mit der Innenstadt Matagalpas, sehr ruhig.
Was am meisten auffällt, ist der Klimaunterschied. Jinotega liegt nördlicher und noch weiter in den Bergen als Matagalpa. Das spüre ich deutlich und rede mir ein, in meinem T-shirt und der kurzen Hose zu frieren.
Warm wird uns aber spätestens, als wir über den wunderschöner Friedhof laufen, der am Hang des Berges liegt und bunt geschmückt ist. Die Gräber sind angemalt, überall hängen bunte Girlanden und Plastikblumen in allen Farben. Viele Gräber sind von einer bunten Mauer oder einem angemalten Zaun umgeben, auf einigen ist sogar ein kleines Häuschen erbaut.
Die Friedhöfe hier, sind generell pompöser, größer, bunter und voller. Aber um diese Zeit sind sie besonders bunt, denn am 02.11 hat man in Nicaragua Allerheiligen gefeiert. Das war eine große Sache hier, die Angehörigen der Toten haben an diesem Tag, die Gräber angemalt, sie mit Blumen oder anderen Verzierungen dekoriert. Die können wir an diesem Samstag also immer noch bewundern.
Es dauert ein bisschen, bis wir den richtigen Weg hoch zum Kreuz finden. Wir versuchen uns durchs Dickicht zu schlagen, beschließen, dann den Leuten mit der Manschette hinterher zu laufen.
Die Natur ist wunderschön, alles ist grün, Schmetterlinge begleiten uns und es ist nur schwer vorzustellen, dass die ganze Landschaft in einigen Wochen braun werden wird.
Die Steigung wird mit der Zeit immer stärker, einen richtigen Weg gibt es nicht und an manchen Stellen sind wagemutige Klettermanöver gefragt.
Nach ca 45 Minuten, kommen wir geschwitzt, aber glücklich oben an und werden belohnt, mit einer gigantischen Aussicht!
Ausblick auf Jinotega
Große, begrünte Berge, umschließen die kleine Stadt Jinotega, die sich in das enge Tal zwängt. Die Berglandschaft, erinnert wirklich ein wenig an Solingen und die Wupperberge, mal abgesehen von der Vegetation.Zur Linken, ist ein großer See zu sehen, der Lago de Apanas, dessen Wasser in der Sonne glitzert und auf dem sich mehrere kleine Inselchen befinden.
El Lago de Apanas
Auf der anderen Seite schauen wir auf eine wunderschöne grüne Berglandschaft und wir streiten uns, ob man dort bereits Honduras sehen kann, oder ob die ganze Landschaft noch zu Nicaragua gehört.Nachdem wir genug Aussicht, Sonne und Kraft getankt haben, steigen wir wieder ab und begegnen auf dem Rückweg einigen Kühen, die sich faszinierender weise durch das Dickicht schlagen.
Unten angekommen, schlendern wir durch die Stadt zurück zum Busbahnhof. Kehren noch schnell auf ein Pithaya (Drachenfrucht) Eis ein und beobachten ein altes Ehepaar, was auf Campingstühlen neben ihrem sehr großen Auto, in ihrem Wohnzimmer sitzt (Ja, Autos werden hier oft im Wohnzimmer geparkt) und durch die Gitterstäbe der Fenster, die Menschen auf der Straße beobachtet.