Flechten verbindet! Aus einzelnen Teilen entstehen Handriff für Handgriff nützliche und nicht selten atemberaubende Netzwerke – das gilt für Korb und Teppich genau so wie für Gemeinschaften, die beim Flechten entstehen. Ganz nebenbei gehört Flechten zu den ältesten Handwerken der Menschheit und noch heute ist jeder Korb garantiert Handarbeit. Es geht einfach nicht der Maschine!
Woher ich das alles weiß? Aus Monika Küntis Buch „Aus Streifen geflochten“, das kürzlich im Haupt Verlag erschienen ist. Nach einem spannenden Streifzug durch die Kulturgeschichte des Flechtens, nach Materialkunde und Übungen, zeigt sie Schritt für Schritt verschiedene Techniken, mit denen Streifen zu zwei- und dreidimensionalen Objekten verflochten werden.
Gürtel, Taschen, Schuhe, Hüte, Fächer, Tisch-Sets, Matten, Spielzeug, Armreife, Lampenschirme, ja Segel, Boote und natürlich Körbe aller Arten – Monika Künti stellt die gesamte Vielfalt ihres Handwerks vor. Zum Flechten eignet sich alles, was in Streifenform bereit liegt: pflanzliches Material wie Strohhalme, Gräser, Peddigband, Streifen aus Pack- und Transparentpapier oder Tapeten.
Gerne darf auch beim Flechten recycelt werden, indem zum Beispiel Streifen aus Lastwagenplanen, Altpapier, Abdeckfolien und Markisenstoff oder Verpackungsbänder, Elektrokabel und lange Blätter verwendet werden.
So beeindruckend viele der abgebildeten Flechtwerke sind: aller Anfang ist leichter als gedacht. In Kapitel 3 stellt Monika Künti verschiedene Startmöglichkeiten vor, mit denen eine Fläche aufgebaut werden kann. Aus losen Flechtelementen – ich hab mal ganz einfach mit vorgeschnittenen Quillingstreifen angefangen – entsteht geradlinig, kreisförmig oder orthogonal ein Zentrum, von dem sich die Flechtarbeit ausbreitet.
Klebeband, Stecknadeln und Klammern helfen dabei, die Flechtarbeit zu fixieren, bis sie dauerhaft von selbst zusammenhält. Dann geht es darum, schöne Ränder und Abschlusskanten zu gestalten, später um die hohe Schule der dreidimensionalen Objekte, Muster und Dekorationen. Zahlreiche tolle Farbbilder begleiten sowohl die einzelnen Anleitungen als auch die allgemeinen Kapitel und machen richtig Lust aufs Flechten.
„Ein Buch wie dieses hätte ich selbst gerne gehabt, als ich vor rund einem Vierteljahrhundert begonnen habe, mich intensiv mit Flechtechniken zu befassen“, schreibt Monika Künti in der Einleitung und erzählt, wie sie von Flechtarbeiten im Kulturmuseum fasziniert war, allerdings nirgendwo Anleitungen für solch schöne Stücke gefunden hat.
Also begab sich die Autorin auf autodidaktische Lehr- und Wanderjahre und absolvierte „in vorgerücktem Alter“ bei Therese Leutwyler eine Lehre als Korbflechterin, um das Handwerk von der Pike auf zu lernen. 2003 eröffnete Monika Künti ihr Atelier in der Berner Altstadt, wo sie auch Werkstücke repariert und Ausstellungsarbeiten herstellt. Ihr zweites Buch mit all ihren Ideen sind hochästethisch und für mich pure Inspiration.
Monika Künti „Aus Streifen geflochten“, 200 Seiten durchgehend farbig illustriert, Hardcover, 39 Euro 90, Haupt Verlag