Sybille Lewitscharoff beim Literaturfest München 2013 (cc0 1.0)
Vor wenigen Tagen machte die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff auf sich aufmerksam, als sie bei einer Festveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen des Liturgiewissenschaftlichen Instituts der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Leipzig davon sprach, dass es “entsetzlich” sei, wie sich der Protestantismus an moderne Sprechweisen anbiedere. Nun hat sie noch viel tiefer ins Klo gegriffen.Am letzten Sonntag sprach die Büchner-Preisträgerin und verhinderte Theologin in Dresden im dortigen Schauspielhaus über “Geburt und Tod”. Dabei sind ihr einige Aussagen “unterlaufen”, die der Chefdramaturg des Staatsschauspiels zum Anlass nahm, sich in einem offenen Brief von ihren Aussagen zu distanzieren.
Lewitscharoff bezeichnete in ihrer Rede das Onanieverbot der Bibel als “weise”. Wenn so gewonnenes Sperma zur künstlichen Befruchtung eingesetzt wird, ist ihr das “nicht nur suspekt” – sie nennt das “absolut widerwärtig”. Kinder, die aus einer künstlichen Befruchtung entstanden sind, bezeichnet sie als “Halbwesen”. “Nicht ganz echt sind sie in meinem Augen, sondern zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas.”
Als wäre das nicht genug, vergleicht sie die künstliche Befruchtung mit den Methoden, die die Nationalsozialisten anwandten, um eine “reinrassige” Nation zu errichten. Sie sagte: “Mit Verlaub, angesichts dieser Entwicklungen kommen mir die Kopulationsheime, welche die Nationalsozialisten einst eingerichtet haben, um blonde Frauen mit dem Samen von blonden blauäugigen SS-Männern zu versorgen, fast wie harmlose Übungsspiele vor.”
In der TAZ nennt Dirk Knipphals die Rede einen aggressiven und radikal unhöflichen Akt. “Sibylle Lewitscharoff nutzt die Autorität” schreibt er, “die sie als bekannte Schriftstellerin und Büchnerpreisträgerin hat, um Menschen zutiefst zu beleidigen, aufgrund von ihrer Sexualität und weil sie sich legaler Mittel bedienen, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen – aufgrund von Dingen also, die Sibylle Lewitscharoff überhaupt nichts angehen.”
Das ist vermutlich noch viel zu brav formuliert. Denn Lewitscharoff vertritt in ihrer Rede einen so menschenverachtenden Standpunkt, dass die Verleiher des Büchner-Preises darüber nachdenken sollten, ob sie ihr den erst im vergangenen Jahr verliehenen Preis aberkennen müssen. Der Namensgeber des Preises steht ganz sicher nicht für diese mittelalterliche Einstellung.
Robert Kroll, der Chefdramaturg beendet seinen offenen Brief mit den Worten: “Ihre Worte sind nicht harmlos, Frau Lewitscharoff. Aus falschen Worten wird falsches Denken. Und dem folgen Taten. Deshalb sind es gefährliche Worte.”
Nic
[Erstveröffentlichung: hpd]