liebe hanna,
letzten sonntag sind hp und ich bei frühlingshaften temperaturen mal wieder dem guten leben hinterhergeradelt. diesmal im tristingtal. wir kommen ja langsam in das alter, wo es eine(n) zeitweise ein bissel auf land zieht und da stellt sich natürlich die frage wie das zu bewerkstelligen ist, wenn man erstens wenige finanzielle ressourcen hat und zweitens gartenarbeit blöd findet. die naheliegende und bisher verfolgte strategie ist die, das zelt auf radl zu packen und ein bissel in der gegend rumzugurken. jetzt ist so die idee aufgetaucht, das eventuell ein spurli seßhafter zu gestalten. zugegeben: ich bin da innerlich schon ein stück weit ambivalent. ich erinnere mich noch, wie frau knecht in ihren kolumnen, die ich sehr schätze, angefangen hat zunehmend vom haus im waldviertel zu schreiben. oje, hab ich mir gedacht, jetzt wird sie spießig.
ich für meinen teil bin ja im herzen eine camperin, sozialisiert durch jährliche sommerurlaube mit dem papa in krumau am kamp, immer am selben platz, immer mit dem wahnsinns steilwandzelt aus st. tropez. ich entspann mich schon, wenn ich nur an campingplatz denke. was liegt also näher, als richtung dauercamping zu denken.
ich muss sagen, das haus im waldviertel ist an spießigkeit noch um einiges zu toppen. ich sag dir, lesterschwein, neue welten haben sich mir da im triestingtal erschlossen. ganz klar, jedem das seine, aber ich muss, zugeben, ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt. dauercampingplätze, wo zu 90% fixe wahnwagen (ähm wohnwagen mein ich natürlich) und hütterl stehen, immer mit einem zaun und oder einer thujenhecke drum rum. alles schön abgegrenzt und en gros so gestaltet, dass der blick keine drei meter weit reicht. das nennt sich dann „freie natur“. ich sag nur, schrebergarten, schas dagegen. zu uns waren alle sehr freundlich, keine frage, das lag aber auch daran, dass wir keine türken sind weil: „die mag ich nicht, die reden nicht deutsch und die grillen so viel. solche nehmen wir hier nicht.“
das gute ist, es ist durchaus auch eine feine sache herauszufinden wo man nicht hinpasst. und vielleicht bleib ich einfach noch ein bissel beim zelt am radl. in diesem fall haben hp und ich noch ein bisschen dem vogelgezwitscher gelauscht, ein tässchen tee getrunken und ein paar seifenblasen in die gegend geblasen. und schwuppdiwupp saßen wir schon wieder am rad.
was das triestingtal kulinarisch so hergibt haben wir gar nicht herausgefunden, wir waren nämlich 1a selber versorgt und das ging so:
frühstück: tofuspeis
ja ich weiß, die ist in letzter zeit recht viel zitiert, aber es ist einfach auch das liebste meiner basisgerichte. in diesem fall:
2 zwiebeln fein gewürfelt
drei karotten, geraspelt
1 pkg. räuchertofu, mit der gabel zerdrückt
1 el tahina
1 tl curcuma
1tl salz
gemüse in öl tüchtig anrösten, tofu mitrösten, tahina und curkuma dazu und ordentlich umrühren. zwei drittel aus der pfanne nehmen und zur seite stellen.
2 hand voll vogelmiere, klein geschnitten unter das restliche drittel mischen. frühstück fertig. ev. noch einen schuß kürbiskernöl drüber.
mittagessen: dinkelsalat
2/3 tofuspeis
1 bund asiasalat
eine tasse dinkelreis
essig, öl
dinkelreis in doppelter menge wasser weich kochen, und die tofuspeis mischen. asiasalat (oder 20 dag salat oder spinat anderer art) klein schneiden und darunter mischen, mit essig (z.B. apfelbalsam) und öl (z.b. olivenöl), salz und pfeffer abschmecken.
das lässt sich super in gläser abfüllen und ist ein optimales radleressen. bekömmlich, sättigend, lecker.
abendessen: restlgröstl
reste vom dinkelsalat (gehen natürlich auch reste von tofuspeis)
1/2 kg erdäpfel
1/2 bund petersilie
ev. 1 zwiebel, fein geschnitten
kümmel
erdäpfel kochen, schälen und in scheiben schneiden, in einer pfanne (mit der zweibel) in etwas öl anrösten, den restlichen dinkelsalat dazukippen und alles durchmischen. nochmal mit salz und pfeffer abschmecken.
zu pfingsten werden sich hp und ich wieder aufs radel werfen und uns die gegend um lundenburg (breclav) ansehen und dort ein paar neue campingplätze auschecken. ich bin gespannt ob auch dort wieder unsere campingplatzregel nummer eins zutrifft: je rustikaler und versiffter die sanitäranlagen umso sympatischer der campingplatz.
aber es gibt natürlich mindestens einen campingplatz wo diese regel nicht zutrifft: krumau am kamp!
alles liebe, dein läster- äh, lesterschwein