Aus dem Wald zurück in die “Zivilisation”

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Aus den Wäldern des hohen Nordens wieder in „der Zivilisation“ zurück, kann ich erleichtert feststellen, dass ich nichts Wichtiges verpasst habe. Die USA mit ihren europäischen Vasallen und Russland spielen auf dem Buckel der Ukrainer immer noch Kalten Krieg, der nahe Osten entwickelt sich wie gehabt in Richtung Mad Max und für Fussball kann ich mich sowieso nicht begeistern. Immerhin habe ich mitbekommen, dass die jetzt einander beissen. Dass die armen Kerle, die in der grössten Hitze wie vom Affen gebissen einem Ball nachrennen, ihre Arme nicht gebrauchen dürfen, wusste ich. Dass aber auch die Benutzung des Gebisses verboten ist, ist mir neu. Im alten Rom waren die Spiele interessanter.

Interessant finde ich die Idee, im nahen Osten ein Kalifat zu errichten. Wieso eigentlich nicht? Eine solche Staatsform hatten wir auch schon in Europa. Zum Beispiel das Kalifat von Cordoba in Spanien. Zwar gute tausend Jahre her, aber sie brachte damals Wirtschaft und Kultur zum Blühen und ihre architektonischen Glanzleistungen sind auch heutzutage noch beliebte Touristenziele.

Für die Ungläubigen ist so ein Kalifat weniger interessant. Sie müssen eine Ungläubigen-Steuer entrichten. Aber das muss ich hierzulande als Pastafari auch. Sie heisst nur anders: Warenumsatz und wird auf jedem Paket Pasta erhoben. Im Ausland heisst sie übrigens Mehrwertsteuer, vielleicht weil dort die Waren mehr Wert haben.

Natürlich wird in einem Kalifat unbedingter Gehorsam verlangt. Wer nicht spurt, dem wird die Rübe abgehackt. Bei uns in Europa sind die Methoden etwas subtiler, doch vor zweihundert Jahren war „Rübe ab“ auch hier gang und gäbe. Allerdings hatten wir eine Vorliebe für Scheiterhaufen und nicht für Steinhaufen. Auch Ersäufen war beliebt und findet heutzutage im Waterboarding der Amerikaner seine Fortsetzung.

Vielleicht wird das auch bald in der EU Einzug halten, die USA geben halt in allem den Trend vor. Ein interessantes Beispiel sind die Drohnen. Bereits hört man, dass auch Deutschland auf diese distanzierte Art des Tötens umschwenken möchte. Ist zwar nicht billiger als eine Kugel aus einer Kalaschnikow aber passt sicher besser zu Menschenrechten, Demokratie und natürlich besonders zur Globalisierung.

Wieder in dieser komplizierten Welt angekommen, sehne ich mich zurück in die Wälder Lapplands. Dort, in der Hütte am Fluss, war das Leben einfach. Internet gab‘s nicht und bei der morgendlichen Sitzung auf dem Plumpsklo im Wald konnte man sich über den Ablauf der vergangenen Tage orientieren. Wald, Fluss, Rentiere, Sauna – dazwischen gab es nichts, was das Leben hätte durcheinander bringen können. Und auch an die Dusche mit dem Kübel Wasser auf die Rübe gewöhnte man sich rasch.

Die Einheimischen sind freundlich und hilfsbereit und lassen einem sonst in Ruhe. Natürlich erwarten sie von den Besuchern dasselbe. Gefragt, wie viele Rentiere ihre Familie besitze, bekam ich von einer Sami zu hören: „Das ist das Gleiche, wie wenn ich Sie nach dem Stand Ihres Bankkontos fragen würde.“

Und als ich einen ihrer Söhne  mal fragte, wie sie beim Markieren der Viecher wüssten, welches ihre eigenen wären, bekam ich zur Antwort: „Good question“ und dazu ein Lächeln. Man verständigte sich auf Englisch. Mein finnischer Wortschatz beschränkt sich auf die Wörter: „Guten Tag“, „Bier“ und „Danke“. Für einen normalen Tagesablauf reicht das in der Regel.

Natürlich besuchte ich dort oben auch einen meiner Freunde, der vom Polizeihauptmann zum Goldgräber mutiert ist. Seit er im Dreck wühlt, ist er viel entspannter geworden. Aber auch etwas schusseliger. Stellt euch vor: Da kocht der Mann sich eine Portion Pasta und würzt diese fleissig mit Ketchup, während er finnisches Fernsehen guckt. Doch Multitasking funktioniert nur bei Frauen und so musste er feststellen, dass er sich in der Flasche vergriffen hatte: rot gefärbtes Abwaschmittel statt Ketchup.

Natürlich sind wir auch dieses Jahr wieder zum Nordkap hochgefahren. Das norwegische Fräulein am Ticketschalter war sehr nett. Doch als ich mit Rubel bezahlen wollte, lehnte sie entschieden ab. Auch von der Putin-Card hatte sie noch nie gehört. Bei der berühmten eisernen Erdkugel angekommen, haben wir dann viele Italiener getroffen. Wohl etliche Tausend, die vom just angekommenen Kreuzfahrtschiff mit Bussen zum Kap hochgekarrt wurden. Lustig zuzusehen, wie die in leichter Kleidung im Schneesturm umhergewuselt sind. Das erinnerte mich irgendwie an die Japaner in ihren Turnschuhen auf dem Jungfrau-Joch.

Traumperlentaucher

Bild: Goldrausch



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