Aus dem Tagebuch einer Teilzeit- äh Vollzeitmutter.

Was habe ich in meiner Online-Pause eigentlich so den ganzen Tag gemacht? Nichts besonderes. Nur den ganz normalen Alltagswahnsinn. Real Life. Schonmal davon gehört? Für alle, die neugierig sind, habe ich hier mal einen Tag im Juni 2017 dokumentiert. 

Aus dem Tagebuch einer Teilzeit- äh Vollzeitmutter.

Bild: pixabay.de


7.20 Uhr: Der Wecker klingelt und ich werde fast ohnmächtig. Ich bin doch gerade erst eingeschlafen. Jetzt haben der Mann und ich genau 40 Minute Zeit um Madame ausgefertigt zu machen und ins Auto zu bugsieren, um zur Kita zu fahren. Die hat heute morgen wieder mal richtig gute Laune. Nicht. "Nein, nicht das Licht anmachen. Ich will weiterschlafen. Nein, Mama, nein". Kreisch. Der Tag fängt gut an. Nur das Baby ist fröhlich und strahlt uns an.
8.13 Uhr: Geschafft. Das Mädchen, das Baby und ich sitzen im Auto. Und gefrühstückt haben wir auch. Ist zwar etwas später geworden als geplant, aber wir schaffen das.
8.30 Uhr: Gerade noch so pünktlich liefere ich die Maus in der Gruppe ab. Das Baby wird derweil von den anderen Krippenkindern geknuddelt. Mache mir Sorgen wegen möglicher ansteckender Krankheiten. Hat das Mädchen da vorne nicht nen fiesen Ausschlag am Mund? Und der Junge da ne Schnupfnase? Schnell weg.
8.45 Uhr: Der Mann hat sich wieder ins Bett gelegt. Es sei ihm gegönnt. Schließlich musste er die Nacht zuvor bis 2 Uhr arbeiten. Ich lege mich und das Baby dazu und lege ne gemütliche Frühstücksstillrunde ein. Danach drücke ich dem Mann das müde Baby in den Arm und verschwinde. Frühschwimmen. Jawoll. Diese Freiheit gönne ich mir.
10.00 Uhr: Bin 20 Minuten zügig durchs kalte Wasser gekrault und bin endlich richtig wach. Stehe in der Umkleidekabine und ziehe mich um, als das Telefon klingelt. "Wo bleibst du denn? Er ist wach und ich will wieder schlafen", jammert der Mann. Orr! Ich düse los.
10.30 Uhr: Nach nem kleinen Zwischenstopp bei DM, um die sich zu Ende neigenden Windelvorräte aufzustocken bin ich wieder zu Hause und nehme ein ausgeschlafenes Baby von einem übellaunigen, müden Mann in Empfang. Schnalle das Baby auf den Rücken und beginne mit der Hausarbeit. Tragen soll ja soo wichtig sein und dabei kann man ganz easy die lästige Hausarbeit erledigen. Alle Babys lieben es, eng am Körper getragen zu werden. Meins nicht. Es jammert und meckert, also nehme ich ihn nach 15 Minuten wieder runter. Einsam und allein auf seiner Krabbeldecke fühlt sich der Junge dagegen pudelwohl, und ich kann in Ruhe kochen.
11.30 Uhr: Auf dem Herd blubbert eine leckere Gemüsesuppe, die Einkäufe sind verstaut, die Spülmaschine ausgeräumt und die erste Waschladung des Tages dreht fröhlich ihre Runden in der Waschtrommel. Das Baby wird langsam hungrig und bekommt einen selbst gekochten Brei (jawoll, nach 2 Wochen mit Onkel Hipp, habe ich es wieder geschafft, Vorräte anzulegen) serviert.
12.15 Uhr: Der Mann ist halbwegs ausgeschlafen, dafür aber sehr sehr hungrig. Zum Glück ist die Suppe fertig und - tadaaa - schmeckt sogar. Das Baby wird ganz wild beim Anblick seiner essenden Eltern und will auch. Doch leider ist die Suppe sehr scharf gewürzt und daher nicht babytauglich. Jaja, ich weiß, ich hätte vorher etwas zur Seite legen und separat fürs Baby kochen können. Hab ich aber nicht. Dafür gibts ein Minicroissant auf die Hand und alle sind glücklich.
13.00 Uhr: Mittagspause. Das Baby ist schaukelt in der Federwege in den Schlaf, und ich hab es mir mit dem Buch in der Hand bequem gemacht. Der Mann hat endlich das Haus verlassen.
14.05: Baby wach, Mittagspause beendet. Schnell wickeln und dann ab zur Kita, die Maus holen. Zum Glück treffen wir dieses Mal auf keine potenziellen Seuchenherde in Form von anderen Kita-Kindern.


Wenn das Wetter andere Pläne hat


15.10 Uhr: Das Baby will wieder Brei. Die Maus spielen. Zum Glück ist der Mann wieder da und übernimmt die nächste Puzzlerunde. Eigentlich würden wir jetzt rausgehen, Spielplatz, Garten, Stadt, Park. Was man im Sommer eben so macht. Aber draußen geht gerade die Welt unter. Typisch Sommer halt. Wir sind gefangen Im Haus. Mpfr.
16.10 Uhr: Rettung naht. In Person meiner Schwägerin. "Tante Mia, Tante Mia." Die Maus bricht in Jubelschreie aus, das Baby brüllt. Es fremdelt. Tante Mia ist beleidigt.
17.15: Das Baby ist müde, schläft aber nicht. Dann eben nicht.
17.30 Uhr: Mama ist auch müde und beschließt, das Abendprogramm einzuläuten. Der Mann ist mittlerweile bei der Arbeit. Tante Mia auf dem Heimweg.
17.45 Uhr: Der Abendbrottisch ist gedeckt und der Babybrei gekocht. Das Baby mampft mit Genuss, bis es den Brotkorb samt Inhalt entdeckt. Also gut, gib's eben noch ein bisschen Fingerfood dazu.
18.30 Uhr: Nachdem die Maus den halben Kühlschrank leer gegessen hat, beschließt sie endlich, dass der Bauch nun voll sei und das Abendessen damit beendet. Die Wohnung sieht aus wie Sau. Unter dem Tisch liegen ca. 2,5 Kilo Essensreste und wir haben leider keinen Hund, der diese klammheimlich aufschlecken könnte. Im Wohnzimmer türmen sich 30 Trillionen Puzzleteile, die alle in die richtigen Kartons sortiert werden müssen. Zum Glück ist die Maus ihn Aufräumstimmung und zusammen schaffen wir es schnell, wieder Klarschiff zu machen.
18.45 Uhr: Endlich im Bad. Das Baby schaut aus der Wippe zu, wie ich mit viel Trickserei versuche, der Maus die Zähne zu putzen und die Abendbrotreste aus den langen Haaren zu pulen. Auch das Baby bekommt sein Fett weg.. äh... Wasser ab, denn das kleine Gesichtchen ist mit Haferbrei verschmiert und in den Halsfalten habe ich Reste von Brokkoli entdeckt. Von vorgestern.
19. 10 Uhr: Das Baby brüllt. Ausziehen, wickeln, das ist alles zu viel. Es ist müde und will schlafen. Doch zuerst muss ich noch die Maus einfangen. Die will nämlich partout nicht in ihren Schlafanzug, sondern lieber ihrem Stoffhund Nasentropfen verabreichen und dabei das Bauarbeiter-Lied singen.
19.45 Uhr: Endlich. Alle Schlafanzüge an. Alle liegen im Bett. Die Gute-Nachtgeschichte ist gelesen. Die Maus ist schon ganz schläfrig. Jetzt nur noch das Baby in den Schlaf schaukeln. Haha. Ich stelle mich auf einen langen Abend ein.
20.00 Uhr: Ich schleiche auf Zehenspitzen die Treppe runter und starre fassungslos auf mein Handydisplay. Acht Uhr und die Kinder schlafen. Das Baby ist doch tatsächlich beim Stillen eingeschlafen. Sowas passiert leider nicht oft.

Es ist doch nur eine Phase, oder?


20.30 Uhr: Ich genieße meinen Feierabend und bin dabei sehr effektiv. Ich schaue fern, lese einen Krimi, blättere in der neuen "Eltern", facebooke, verschicke Whats-App-Nachrichten und checke meinen Instagram-Account. Dazu stopfe ich mir abwechselnd Chips und Schokolade rein und spüle alles mit einem Liter Bio-Brause runter. Schließlich habe ich beim Abendessen auf die Kohlenhydrate verzichtet. Und wer weiß, wie lange so ein Feierabend dauert.
21.05 Uhr: Richtig gedacht. Ein Knarzen aus dem Babyphone kündigt es an. Das Baby ist wieder wach. Schnell flitze ich nach oben und stille den Jungen wieder in den Schlaf.
22:20 Uhr: Ok, mein Feierabend ist vorbei. Das Baby wieder wach, die Nachtschicht hat begonnen. Ich lege mich zu dem kleinen Quengel-Jungen ins Bett.
04.56 Uhr: Wann? Wann, lieber Gott, ist diese Phase endlich vorbei? Es ist doch  nur eine Phase, oder? Seitdem ich im Bett liege, ist das Baby stündlich wach. Kaum liegt es an der Brust und beginnt zu nuckeln, döst es wieder weg. Nur um kurze Zeit später wieder wach zu werden. Leider klappt das Wegdösen jetzt gar nicht mehr. Es ruckelt und rödelt an meiner Seite und schlägt dabei rythmisch mit seinen Patschehänden gegen meinen Arm. Ab und zu reißt es mir noch ein paar Haare aus. Auf der anderen Seite strampelt die Maus und tritt mir dabei alle fünf Minuten mit dem Fuß zielsicher in die Rippen. So kann ich echt nicht schlafen. Zum Glück ist der Mann wieder da und übernimmt den schlaflosen Jungen. Der protestiert leider. Also zurück zu mir. Irgendwann schlafen wir tatsächlich ein.

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