Aus dem Leben ... Tiefenpsychotherapie

Heute möchte ich euch an einer sehr privaten Sache teilhaben lassen. Ich möchte euch ein wenig über die Therapie erzählen, die ich aktuell mache. Dabei möchte ich nicht nur über den Ablauf erzählen, sondern euch auch ggf. Mut machen, diesen Schritt zu gehen. Denn Fakt ist:
Es ist keine Schande, eine Therapie zu machen.
Lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich darüber schreiben soll oder nicht. Ich war selbst nicht sicher, was für mich bedeuten würde. Ob es überhaupt in diesen Blog gehört. Ich wusste nur, dass ich dieses Thema erst einmal für mich unter Verschluss halten wollte, weil ich mir auch noch nicht sicher war, was es für mich bedeutet. Dennoch ... heute, nach meiner Sitzung, war ich mir irgendwie sicher, dass ich etwas dazu schreiben muss. Dass ich vielleicht anderen Mut machen kann, eine Therapie zubeginnen, um sich selbst zu finden und besser zu fühlen.
Eines aber vorweg:
Dies wird der erste und letzte Blogpost zu diesem Thema von mir sein. Gern könnt ihr via Kommentar oder Mail Fragen stellen. Aber einen zusätzliche Blogpost wird es nicht geben.
Mein Weg zur Therapie
Wie fingt überhaupt alles an? Ich merkte, dass ich unausgeglichen bin, dass ich mich selbst in gewissen Situationen nicht leiden kann. Dass mich manchmal meine Art und Weise zu handeln einfach nur stört. Schon vor mehreren Jahren ist mir das aufgefallen und der erste Gedanke an eine Therapie kam auf. Aber es hat sich mit der Zeit gelegt, sodass ich diesen Gedanken erst einmal beiseite geschoben habe. Seit Beginn diesen Jahres sind mir meine sogenannten Anfälle aufgefallen. Erst habe ich es nur beobachtet, dann störten sie mich. Ich wollte sie loswerden. Bei einer Userin in einem anderen Forum habe ich mich darüber schlau gemacht, wie denn der Werdegang dabei ist. Zu allererst gab es folgendes Ziel: der Hausarzt. Ich machte also einen Termin und schilderte der Ärztin, wie es mir ging. Wie sich diese Anfälle äußern und dass es mich stört. Ich muss gestehen, dass ich sehr nervös war, weil ich nicht wusste, was mich erwarten würde. Bruder Google hat mir die Zeit vor dem Termin nicht gerade angenehm gemacht, weil ich natürlich wissen wollte, was mit mir los ist. Die Ärztin blieb aber ganz ruhig. Sie wollte erst ein paar Tests machen, bevor sie mich auf die symbolische Couch schickte. Demnach wurden innerhalb der nächsten zwei Wochen Bluttests gemacht und ausgewertet. Das Ergebnis war positiv:
Körperlich bin ich vollkommen gesund. Kein Zucker, keine Schildrüse, kein Vitamin B12, nichts. Mein Blut war kerngesund. Ich war kerngesund.
Nach dieser Erleiterung kam aber auch die Ernüchterung. Ich sollte eine Therapie anfangen. Mich hat das erst einmal wie ein Schlag getroffen. Ich wollte in dem Moment einfach nur weinen. Aber die Ärztin konnte mich beruhigen, indem sie mir ihre Meinung schilderte: Eine Therapie kann eine Bereicherung für den Menschen sein. Man lernt sich selbst besser kennen und entwickelt sich weiter. Sie selbst habe auch mal eine Therapie gemacht und hat es als einen bedeutenden Schritt in ihrem Leben empfunden. Diese Worte beruhigten mich ungemein und gaben mir Mut - auch wenn ich dennoch am liebsten in einer Ecke sitzen und heulen wollen würde. Sie erklärte mir, was für Arten von Therapien es gibt. Es gibt die Verhaltenstherapie und die Tiefenpsychotherapie. Die Verhaltenstherapie zielt darauf ab, sein Verhalten zu ändern. Wenn man beispielsweise Angst vor Spinnen hat, lernt man, sich anders zu verhalten, einem ne Spinne auf der Hand sitzt. Die Angst bleibt aber. Die Tiefenpsychotherapie dient zwar auch dazu, sich anders zu verhalten. Aber hier lernt man auch, wieso man Angst vor Spinnen hat. Welches Ereigniss im Leben hat man nicht richtig verarbeitet und führt dazu, dass man Spinnen auf dem Tod nicht ausstehen kann? Meine Ärztin empfahl mir eine Tiefenpsychotherapie und gab mir drei Adressen, wo ich mich melden sollte. Sie gab mir noch den Rat mit, auf jeden Fall auf mein Bauchgefühl zu hören, was die Wahl die Therapeuten anging.
Normalerweise dauert es eine Weile, bis man einen Therapeuten gefunden bzw. bis dieser Zeit hat und nicht überbucht ist. Zu meinem Glück habe ich schnell einen gefunden und konnte die Erstgespräche beginnen.
Die Erstgespräche
Die Erstgespräche dienen dem Therapeute dazu, den Patienten und seine aktuelle Situation besser kennenzulernen und ggf. erste Schlüsse zu ziehen. Für den Patienten sind die Gespräche von Bedeutung, um herauszufinden, ob er die Therapie mit diesem Therapeuten durchziehen möchte. Hier ist es wichtig, auf sein Bauchgefühl zu hören. Denn die Wahl des Therapeuten kann entscheidend für die Therapie sein. Ich hatte das Glück, gleich beim ersten Versuch einen Therapeuten zu finden, dem ich vertrauen und alles erzählen kann. Mit ihm wollte ich die Therapie angehen.
In den ersten Sitzungen habe ich von mir erzählt - von meiner aktuellen Situation, meiner Vergangenheit, meinem Werdegang und meiner Familie. Wichtig dabei war immer darzustellen, wie ich mich dabei fühlte, wie ich die Situationen wahrgenommen habe und was das ggf. für eine Wirkung auf mich gemacht hat. Bspw. hat mich der Tod von meiner Oma und meinem Opa damals sehr mitgenommen und ich werde noch immer traurig, wenn ich darüber offen und ehrlich reden muss. Im letzten Erstgespräch musste ich dann selbst eine Theorie aufstellen, was mit mir los ist. Wieso mache ich diese Therapie überhaupt? Diese Theorie dient dann als Ansatzpunkt für die Therapie. Die Ursache dessen wollen wir bzw. ich herausfinden.
Die Therapie
Wie läuft das jetzt eigentlich alles genau ab?
Nein, ich liege nicht auf einer Couch. Ich sitze in einem Sessel meinem Therapeuten gegenüber erzähle. Ich rede mit ihm über die Dinge, die mich beschäftigen. Ich berichte ihm über meine Anfälle und wie ich mich dabei gefühlt habe, was möglicherweise die Auslöser sein könnten. Wir unterhalten uns über alltägliche Dinge.
Aber wozu das überhaupt?
Mein Therapeut hat mir das damals sehr gut erklärt. Jeder Mensch hat nicht nur ein Bewusstsein, sondern auch ein Unbewusstsein. Dieses Unbewusstsein zeigt sich immer dann, wenn man seine Ruhe hat. Man erinnert sich bspw. beim ruhigen liegen auf der Couch oder vorm Einschlafen an Dinge, die mit der aktuellen Situation so rein gar nichts zu tun haben. Es können Momente sein, aber auch ganze Situationen oder Wörter. Auch Träume spiegeln diese unbewusste Seite wieder. Es heißt ja auch nicht umsonst, dass man in Träumen das verarbeitet, was einen beschäftigt. In diesem Unbewusstsein suche ich während der Therapie nach der Ursache meiner Anfälle. Leicht ist das nicht. Denn diese Ursache versteckt sich. Es ist wie beim Pilzesammeln. Ich suche diesen einen supertollen Pilz, der die Suppe superlecker werden lässt! Mal gehe ich geradeaus, dann wieder zur Seite, dann mal kurz zurück und dann drehe ich mich im Kreis, mache einen Salto und hüpfe durch die Gegend. Ich sucher also überall. Der Hacken an der Sache:
Der Pilz hat Beine und läuft immer wieder weg und versteckt sich dann wieder.
Ich muss also ganz genau hinsehen und den Pilz sofort ergreifen, wenn ich ihn sehe, damit der nicht wieder wegrennt. (Wer hat jetzt auch Lust auf Pilze?) Diese Suche verläuft durch simples Reden. Ich erzähle einfach das, was mir gerade so einfällt. Und dabei ist es auch nicht schlimm, wenn mal eine Pause eintritt. Mein Therapeut hört mir zu und gibt ab und zu seine fachmännische Meinung dazu. Er hat dabei also eine eher passive Rolle.
Wichtig ist jedoch, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn man nach einer Sitzung total fertig ist und nur heulen könnte. Es braucht Zeit, damit man sich besser fühlt. Immerhin kann eine Therapie bis zu zwei Jahre dauern. Da sollte man etwas Geduld mitbringen. Und nein, es ist auch nicht schlimm, wenn man in der Sitzung weint. Ein guter Therapeut wird kompetent bleiben und einem alle Zeit der Welt bzw. der Stunde geben, um sich wieder zu fangen und weiterzuerzählen. Wichtig ist auch, sich nicht von Ferndiagnosen durch Dr. Google beirren zu lassen. Bspw. hatte ich mir mal eingeredet, ein Narzist zu sein. Sprich: Ich verändere mein Verhalten und meine Entscheidungen, damit ich anderen gefalle. Das hat mich so fertig gemacht und an mir selbst zweifeln lassen, dass ich den Abend weinend im Bett verbracht habe. Nur durch gutes zureden von meinem Freund merkte ich, dass ich ich bin und mich nicht verstelle.
Erste Erfolge?
Ja, ich und mein Partner merken schon erste Erfolge dieser Therapie. Die Intervall meiner Anfälle ist deutlich kürzer und ich nehme mich selbst in diesen Situationen immer mehr wahr und ergründe, was in mir genau vor sich geht. Mein Selbstbewusstsein hat auch schon einen kleinen Sprung gemacht. Zumindest bilde ich mir das ein. Ich möchte mich aber noch weiter entwickeln. Ich will selbstbewusster werden und mich in bestimmten Situationen so verhalten, sodass ich mich im Nachhinein nicht über mich selbst ärgern muss.
Der Arbeitgeber
Irgendwann kam bei mir die Frage auf: Spreche ich das Thema bei meinem Chef an? Irgendwann werden Fragen kommen, wenn ich immer einmal die Woche später auf Arbeit erscheine.
Ich habe mich dazu entscheiden, es meinem Chef zu sagen. In einer ruhigen Minute habe ich ihn beiseite gezogen und ihm von der Therapie erzählt. Er hat sich für das Vertrauen, dass ich ihm entgegen bringen, bedankt und hat mir angeboten, darüber zu reden, wenn ich Mitteilungsbedarf habe. Im Nachhinein bereue ich es nicht, meinem Chef davon erzählt zu haben. Seitdem hat er es nie wieder angesprochen und es mir auch nicht vorgehalten, wenn ich mal einen Fehler gemacht habe. Dafür bin ich ihm dankbar.
Aber bitte beachtet, dass ich da vllt. ein Einzelfall bin. Mein Chef und ich, wir verstehen uns sehr gut und sind ein super Team. Und ich hatte schon vorher ein gutes Bauchgefühl bei der Sache. Wenn ihr dies aber nicht habt, dann solltet ihr euch genau überlegen, wie ihr mit dem Thema "Therapie" beim Arbeitgeber umgeht. Ich habe im Internet gelesen, dass dies auch gut nach hinten losgehen kann.
Fazit
Die Therapie anzufangen, war eine goldrichtige Entscheidung. Es konnte so mit mir nicht mehr weitergehen. Ich wollte etwas ändern. Nach drei Monaten merke ich schon erste Erfolge und fühle mich dadurch in mein Handeln bestätigt. Aber es gibt noch immer viel zu tun. Das ist mir bewusst.
Es ist keine Schande, eine Therapie zu beginnen. Im Gegenteil, ihr zeigt damit den Willen, an euch zu arbeiten und Konflikte, die euch noch heute beschäftigen, endlich lösen zu wollen. Man sollte sich aber bewusst sein, welche Auswirkungen eine Therapie haben kann. Ggf. ist es gar nicht der Job, der einen so sehr belastet, sondern die Beziehung, die man seit 15 Jahren führt. Hättet ihr dann die Kraft, alles hinzuwerfen und allein einen Neuanfang zu starten?
Letzten Endes muss jeder selbst wissen, wie er mit dem Thema umgeht. Darüber zu schweigen ist okay, darüber zu reden aber ebenfalls.
Danke für's Lesen.
Eure Christin

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