Aus Anlass des Urteils gegen Hossein Derakhshan…

Aus Anlass des Urteils gegen Hossein Derakhshan…

von Nooshabeh Amiri
Rooz, 13. Oktober 2010 – Ich schreibe dies anlässlich der Verurteilung von Hossein Derakhshan zu 19,5 Jahren Gefängnis. Hossein Derakhshan, ein junger Mann, der dieser Tage in einer Einzelzelle sitzt und an seinen Nägeln kaut (wie ich hörte, hat er schon keine Nägel mehr)  und dem es „überhaupt nicht gut geht“.

Dieser Fall veranlasst mich zu sagen, dass Ihr – die Männer, die in Iran an der Macht sind – uns das Schlimmste zugefügt habt, damit wir mit dem Wenigsten zufrieden sind. Was heute passiert, erinnert an das, was in den 1980er Jahren geschah, als wir glücklich darüber waren, dass die Gefangenen in Iran cholerische Jahre erleben durften, anstatt gehängt zu werden, ohne dass wir uns jemals die Frage stellten: Zu welchem Preis? Aber was kann man von einem Land erwarten, das jahrelang in Angst vor Hinrichtungen gelebt hat und in dem es die Nachricht des Tages war, wenn einem Gefangenen der Hocker unter den Füßen weggezogen wurde?

Das waren die 1980er Jahre. Nach langer Zeit der Ungewissheit kam mein Mann endlich vor Gericht, und wir warteten auf ein Urteil. Als endlich der Besuchstag gekommen war, saß ich im Evin-Gefängnis, in meinem Tschador, an dem aller Schmutz und alles Blut von Evin zu haften schien und dessen Demütigung nie vergehen würde, und wartete darauf, meinen Mann zu sehen. Unter dem Gemurmel der Ehefrauen, dem Weinen kleiner Kinder und dem erstarrten und verstörenden Ausdruck in den Gesichtern der Mütter bahnte ich mir den Weg zu der Besucherkabine, in der mein Mann mich erwartete. Der Ausdruck in seinem Gesicht glich einem Todesurteil: Gelb, zerfallen. Er hatte nur die Kraft zu sagen: Höchststrafe.

Mir gefror das Blut in den Adern. Dann war Stille, und noch mehr Stille. Ich stützte mich an der Wand neben mir ab, während meine andere Hand auf der Glasscheibe lag, die uns voneinander trennte; das Fenster, das für einen Moment zur Trennlinie zwischen Sein und Nichtsein wurde. Seine Hand war ruhig. Der gesamte Besuch verlief so. Dann brachten sie ihn weg, und auch ich… Nein. Niemand brachte mich irgendwo hin. Ich ging nicht weg. Ich war einfach weg.

[...]

Noch heute tut ihr diese schrecklichen Dinge. Ihr setzt einen jungen, energiegeladenen und talentierten Iraner, Hossein Derakhshan, so lange unter Druck, bis er jeden Spionagevorwurf zugibt, den ihr ihm anhängt. Dann beantragt ihr seine Hinrichtung und verurteilt ihn zu 19 Jahren Haft. Ihr tut das, damit wir Gott dafür danken, dass sein Leben gerettet wurde. Und wir danken Gott, obwohl wir wissen, dass dieser Hossein nie mehr derselbe sein wird wie vorher. Schaut euch nur seine nagellosen Finger an.


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