Das war’s!
Das Sabbatical ist vorbei.
Wir waren sechs Monate unterwegs. In Südafrika und Namibia, in Japan und mit dem Wohnmobil in Dänemark und Norwegen sowie auf dem Rückweg – über Schweden und Finnland – im Baltikum. Es war eine wunderbare, unvergessliche Zeit und die einzigartigen Möglichkeit, eine lange, intensive und vor allem entspannte Familienzeit zu genießen.
Ab vergangener Woche hat uns die Arbeitswelt wieder, und für den kleinen Mann fängt kommende Woche die Grundschule an.
Alles ganz schön aufregend…
Einen größeren Bericht zum Sabbatical wird es hier auf dem Blog nicht geben. Denn zum einen ist cookin‘ kein Reise-Blog und zum anderen würden die vielfältigen Eindrücke einfach den Rahmen sprengen.
Eine wesentliche Erkenntnis aus diesen sechs Monaten Reisen möchte hier aber dennoch mit Euch teilen:
Deutschland ist toll!
Und das vergisst man tatsächlich viel zu oft – vor allem, wenn man sich mal wieder über die Politiker im Allgemeinen, die Deutsche Bahn, die Trolle in den Sozialen Netzwerken und/ oder auf der Straßen oder die tausend anderen Dinge aufregt, die einem so tagtäglich auf den Keks gehen.
Aber letztlich jammert halt jeder auf seinem Niveau – und unser Niveau ist verdammt hoch.
Die Menschen in Deutschland sind tatsächlich häufig ziemlich freundlich (ich war nach unserer Rückkehr tatsächlich sehr positiv überrascht ), unsere Infrastruktur – egal ob es sich um Verkehr, Gesundheit, Restaurants oder Kultur handelt – ist schlichtweg absolute Weltspitze. Wir können frei unsere Meinung äußern, wir können problemlos in nahezu jedes Land der Welt reisen, und falls uns etwas passiert, ist der Rettungswagen in durchschnittlich vier Minuten da.
Und: unsere Brotkultur ist immer noch ziemlich einmalig. Außerdem gibt es anständigen Fußball zu gucken
Das ist nicht überall so: in Südafrika geht es den Armen kaum besser als zur Apartheid, im nördlichen Skandinavien gibt es im Winter über Monate keine Sonne zu sehen, in Norwegen ist es eine echte Herausforderung an anständige Lebensmittel zu kommen, in Finnland sollte man schon ein großer Fan von Einsamkeit, Birken und Mücken sein und in Tallin kann einem rückwirkend schon Angst und Bange werden, wenn man die beiden KGB-Museen besucht.
Das soll aber natürlich nicht darüber hinweg täuschen, dass es in den bereisten Ländern viele Dinge gibt, die toll sind.
Zum Beispiel: Armer Ritter (aka „French Toast“).
Mit dem Armen Ritter ist es irgendwie ein bisschen wie mit Lothar Matthäus: im Ausland ein Superstar, in Deutschland zwar allseits bekannt aber eher ein bisschen ungeliebt.
In Südafrika und Namibia zum Beispiel (und selbst in Japan) gibt es French Toast an jeder Ecke, in den verschiedensten süßen und herzhaften und meistens ziemlich lecker.
Anlass genug, diesem wunderbar einfachen und potenziell mega-köstlichen Gericht den verdienten Raum zugeben. Zumal man, mit ein paar kleinen Kniffen, aus dem leckeren Frühstücks-Klassiker einen echten Gourmet-Knüller zaubern kann.
Nämlich so:
Das richtige Brot
Klassischerweise verwendet man für Armen Ritter Weißbrot. Das sollte relativ kompakt sein: Toast-Brot geht gut, die meisten italienischen Weißbrote funktionieren, Brioche auch.
Brötchen sind nicht ideal, denn man muss vor dem Braten die steinharte Kruste entfernen – und dann bleibt vom Brötchen nicht mehr viel übrig.
Stuten geht nicht!!!
Woran das genau liegt, weiß ich nicht. Vermutlich ist der Teig einfach zu fluffig. Fest steht, dass aus einer Scheibe Stuten, sobald man sie in die Milch-Ei-Mischung legt, eine matschige Pampe wird, die man selbst mit den herausragendsten kulinarischen und motorischen Fähigkeiten nicht anständig braten kann.
Die richtige Dicke
Die richtige Dicke ist tatsächlich entscheidend. Denn nimmt man eine handelsübliche Scheibe Toastbrot, so lässt sich daraus zwar ein anständiger Armer Ritter zaubern, der ganz große Genuss-Himmel bleibt aber verschlossen.
Wählt man dagegen eine Scheibe Weißbrot, die zwischen zwei und drei Zentimetern dick ist, dann hat man gute Chancen in den oberen Stockwerken des Genuss-Himmels zu landen. Denn dann räkelt sich unter den knusprig-süßen Außenseiten des Armen Ritters eine dickes, wunderbar cremiges Innenleben, das, insbesondere wenn man den lächerlich geringen Arbeitsaufwand berücksichtigt, geradezu unverschämt köstlich ist.
Das richtige Braten
Das Braten ist nicht besonders schwierig, dennoch ist es wichtig, einige Dinge richtig zu machen. Erstens sollte man Butterschmalz oder geklärte Butter verwenden, denn Butter neigt beim längerem (und zu heißem) Braten dazu zu verbrennen.
Lassen sich weder Butterschmalz noch geklärte Butter auftreiben, so sollte man der Butter etwas Oliven- oder Rapsöl als Begleiter mitgeben, das scheint die Butter etwas weniger anfällig fürs Verbrennen zu machen.
Und dann heißt es, die Scheiben mit Geduld und Hingabe von allen Seiten (!) bei mittlerer Hitze goldbraun auszubacken. Knusprig soll es werden, mit schönen Röstaromen und süßem Knack.
Und noch ein kleiner Hinweis…
Wenn die Brot-Scheiben schön dick sind, wird es lecker. Ich würde meine Hand aber nicht dafür ins Feuer legen, dass die Eier auf jeden Fall völlig durchgegart sind. Insofern empfiehlt es sich, an diesen Armen Ritter die gleichen Standards anzulegen wie an Tiramisu & Co. Sprich: nicht für Schwangere und Kleinkinder und nur sehr frische Eier verwenden.
Armer Ritter
- 4 Stücke altbackenes Weißbrot
- 4 – 6 Eier
- 100 – 200 ml Milch
- 4 – 5 EL Zucker
- 1 Vanilleschote
- 2 Prisen Salz
- Butterschmalz zum Braten
- Gemischte Beeren
- Honig (flüssig)
- Walnuss-Öl
- 1 Handvoll Walnüsse
- Blüten und/ oder Kräuter zum Garnieren
-
Die Rinde vom Weißbrot abschneiden. Es sollten idealerweise zwischen 2,5 und 3 cm dicke Stücke dabei herauskommen. So können die Scheiben einerseits durchgaren, andererseits bleibt das Innere schön cremig.
-
Die Eier mit dem Zucker schaumig schlagen. Dann Milch, Salz und das Mark von der Vanilleschote einrühren.
Bis zur Verwendung kalt stellen.
-
Das Weißbrot 4 – 5 Minuten in die Milch-Ei-Mischung legen. Das Weißbrot muss komplett bedeckt sein – ggfs. mit einer Tasse o.ä. beschweren.
Parallel die Pfanne mit dem Butterschmalz auf mittlerer Hitze erhitzen.
-
Überschüssige Ei-Milch-Mischung vom Weißbrot abtropfen lassen. Das Weißbrot vorsichtig im Butterschmalz von allen Seiten goldbraun ausbacken.
-
Den Honig mit ein paar Tropfen Walnuss-Öl mischen.
-
Je eine Scheibe Armer Ritter auf einen Teller setzen, mit den Beeren, Walnüssen und Blüten garnieren.
-
Die Honig-Walnussöl-Mischung darum geben und den Armen Ritter noch warm genießen.