Aufgewacht, Dornröschen!

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Der Kollege bekommt einen zweiten Bildschirm, also muss frau auch einen fordern? Der Kollege schwafelt in der Konferenz, also muss frau auch noch irgendwas sagen? Der Kollege ist richtig dicke mit wichtigen Mitarbeitern, also muss frau sich auch zum Golfspielen einladen lassen?

Bei dem Wunsch nach gleichen Chancen im Job stellt sich Frauen häufig die Frage: Wie weit muss ich gehen, wie sollte ich mich verhalten, um von meiner Seite aus gleiche Chancen zu erkämpfen?

Denn es ist schon ein täglich neues Erkämpfen von Anerkennung, Respekt und Gehör. Allerdings nicht nur für Frauen. Für Frauen scheint das allerdings schwieriger zu sein, da sie die allgemein geltenden Spielregeln und notwendigen Strukturen erst erlernen müssen. Denn wir leben und arbeiten nach wie vor in einem vornehmlich patriarchal geprägten System, in dem es die richtigen Hebel umzulegen gilt.

Deshalb kann es durchaus wichtig sein, den zweiten Bildschirm auch zu fordern, sich entsprechend Redezeit während eines Meetings herauszunehmen und hilfreiche Allianzen zu bilden. Auch, wenn es frau zunächst wie eine Anstrengung vorkommt.

Doch jede Frau, die sich wundert, warum sie sich die Stirn an der „gläsernen Decke“ blutig schlägt, befindet sich wahrscheinlich noch im „Gleichberechtigungs-Dornröschenschlaf“. Während der akademischen Ausbildung ist eine Ungleichberechtigung nämlich nur selten spürbar. Und wenn, sorgt sie in der Studentenwelt für aufgebrachte Wutausbrüche.

Das Erwachen in der Arbeitswelt

Die Realität der häufig männerdominierten Arbeitswelt bricht über Frauen dann wie eine Welle zusammen. Und plötzlich finden sie sich beim Wassertreten wieder. Die einzigen Poolnudeln hierbei sind allenfalls die Kollegen.

Doch Gleichberechtigung ist möglich. Häufig „diskriminieren“ Kollegen und Chefs Frauen unterbewusst. Wenn frau sich entsprechend durchsetzt, steht den gleichen Chancen oft nichts im Weg. Das allerdings ist die Schwierigkeit:

Frauen wurden dazu erzogen, bescheiden zu sein und sich nicht in den Vordergrund zu stellen. Aber genau das bringt weder Männer noch Frauen weiter auf der Karriereleiter. Insofern liegt die Verantwortung, die Situation nach ihren Vorstellung zu beeinflussen und langfristig zu verändern, vorwiegend bei den Frauen selbst.

Jedoch machen viele Frauen, die sich der Gültigkeit männlicher Spielregeln und eines damit verbundenen Verhaltens bewusst werden, im Job einfach weiter „ihr Ding“. Sie wollen sich nicht verstellen, sagen sie. Allerdings sollten sich diese Frauen nicht wundern, wenn sie für 2/3 ihres Arbeitsleben die Nase gegen die gläserne Decke drücken.

Es geht auch nicht um ein radikales „Sich-Verändern“ gegen die eigenen Prinzipien, sondern viel mehr um Schauspielerei. Wie in einem Gesellschaftsspiel. Es gibt Regeln und Strategien, guten und schlechte Karten. Wer sich auskennt, Spaß hat und die richtigen Züge macht, findet sich im Gewinnerteam wieder.

Das heißt durchaus auch: Frau kann mal verlieren. Doch dann heißt es spätestens beim nächsten Projekt, bei der nächsten Verhandlung oder auch einfach am nächsten Tag:

Neues Spiel, neues Glück.



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