Auf Treu und Glauben
Letzte Woche erreichten mich zwei Bücher aus dem Diogenes-Verlag.
Einmal war das Bruno – Chef de police und Auf Treu und Glauben von Donna Leon.
Letzteres habe ich dann auch gleich angefangen, da ich ein ausgesprochener Brunetti-Fan bin :-)
Außerdem mag ich Vendig und seinen etwas morbiden Charme und ich mag ganz gerne gute, alte klassische Krimis.
Auf Treu und Glauben
von Donna Leon
Die Sommerhitze hat Venedig im Griff und auch Commissatio Brunetti ist hitzegeplagt. Aber nicht mehr lange, denn der Urlaub steht an und zusammen mit seiner Familie wird er die heiße Sommerzeit in den kühleren Bergen verbringen.
Selbst die Verbrecher scheinen eine Pause bei dem Wetter zu machen und so hat Brunetti Zeit sich ein bisschen um Viennellos Problem mit seiner Tante zu kümmern, die offenbar auf einen Trickbetrüger hereingefallen ist. Dazu bittet ihn ein alter Freund um einen Gefallen, dem merkwürdige Terminverschiebungen bei Gerichtsprozessen aufgefallen sind.
Aber Brunetti verschiebt das alles auf die Zeit nach seinem wohlverdienten Urlaub. Auf dem Weg dorthin bekommt er einen Anruf von seiner Vertretung, die mit einem Mordfall nicht so wirklich klar kommt. Also unterbricht Brunetti seine Reise und fährt zurück nach Venedig während seine Famile ohne ihn weiterreist.
Vor Ort stellt er fest, dass das Mordopfer etwas mit den merkwürdigen Terminverschiebungen zu tun hat und überhaupt – wie kann sich ein kleiner Gerichtsdiener so eine exlusive Wohnung leisten?
Mein Eindruck:
Brunetti-Romane vermitteln mir immer ein bisschen das Gefühl, das man hat, wenn man jedes Jahr an denselben Urlaubsort fährt. Man kennt die Leute, den Ort und erwartet keine allzu großen Überraschungen.
gewohnt melancholisch
So ist es auch in Auf Treu und Glauben. Brunetti ermittelt gewohnt wortkarg und immer ein bisschen melancholisch, angesichts der offensichtlichen Korruption, die ihn dennoch jedes Mal aufs Neue überrascht.
Der Einstieg ins Buch gestaltet sich dieses mal ein bisschen zäh und Donna Leon beschreibt ein bisschen oft, wie sich die Hitze in Venedig anfühlt – verschweigt aber, wie Venedig im August riecht. Es riecht dann nämlich gar nicht gut :-)
gewohnt politisch
Wie in jedem Buch zeigt auch dieser Band eine Reihe Misstände in Italien auf – allerdings gibt es diese nicht nur in Italien. Korruption ist wohl in beinahe jedem Land dieser Welt ein Thema – ich denke da an überbezahlte Ehefrauen in Sekretärinnenjobs bei einer deutschen Landesregierung. Ein gewisses Maß an italienischen Verhältnissen gibt es also auch bei uns.
Auch der Umgang mit Homosexuellen ist bei uns längst nicht so liberal wie er sein sollte. In einem Land wie Italien, wo Präsidenten ungestört Bunga-Bunga Partys feiern dürfen, gerne auch mit minderjährigen Prostituierten und trotzdem wiedergewählt werden ist es umso unverständlicher, dass jemand sich nicht traut sich zu seiner Homosexualität zu bekennen.
gewohnt professionell
Donna Leons Schreibstil ist gewohnt professionell, sehr gut und flüssig lesbar und hilft einem auch ein bisschen über die Längen am Anfang hinweg. Hin und wieder wäre eine kleine Überraschung nett, darauf wartet man aber in Auf Treu und Glauben allerdings vergeblich. Es ist wie Eingangs beschrieben, wie jedes Jahr Urlaub machen am selben Ort – nett, aber bisweilen ein bisschen langweilig.
Mein Fazit:
Für Brunetti-Fans auf jeden Fall ein Muss, wer aber neu in die Serie einsteigt, sollte besser mit einem anderen Buch beginnen. Aber wie in jedem Band ist Auf Treu und Glauben solide Krimi-Kost ohne große Überraschungen, aber ich mag die Bücher trotzdem – oder vielleicht genau deswegen?
Meine Bewertung
Sterne
Buchinfos- Titel: Auf Treu und Glauben
- Autor: Donna Leon
- Verlag: Diogenes
- Genre: Krimi
- Erscheinungsjahr: 2012
- ISBN: 978-3-257-24204-1
- Format: Taschenbuch, 320 Seiten
- Preis: 10,90 €
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