Auf der Suche nach einer Herberge

Ein Bild dreier Kinder (vielleicht Roma) ärmlich gekleidet löste einen Meinungsaustausch auf einem Blog  aus, Kontroverse möchte ich es noch nicht nennen.

Ist jeder seines Glückes Schmied? Kann ein Leben in Armut selbst gestellte Aufgabe innerhalb einer angenommenen Reinkarnation sein? Ist es vielleicht schon Sinn eines solchen Lebens uns aufmerksam zu machen? Ich schreibe darüber, weil diese Diskussion mich immer noch umtreibt.

Eines Tages, es war Winter, ein eisiger Wind fegte um Haus und Garten, läutete es an unserer Tür. Wir saßen alle gemeinsam (was  selten ist) am Mittagstisch, bei Rouladen und Semmelknödel, auch das eine Seltenheit. Ich ging zur Tür,  um zu öffnen. Auf der Treppe lächelte mir ein Mütterchen entgegen, mit tief zerfurchtem Gesicht, unschwer als Angehörige der Roma zu erkennen. Sie hielt mir eines dieser Schilder entgegen, laminiert, dass ich nicht lesen wollte.

Ich ließ sie ein. Organisierte Bettelei ist ein Dilemma, letztens Endes unterstützt man damit die Falschen. Sie sass auf der Stufe im Korridor und weinte. Mein Mitleid reichte nicht aus sie bis ins Wohnzimmer zu lassen. Ja ich hatte Angst vor Läusen oder  gar bestohlen zu werden. Es beschämt mich noch immer nicht was ich tat, vielmehr das was ich dachte.Wir gaben ihr etwas vom Mittagsmahl und Dingen nach denen sie zeigend fragte.Strumpfhosen, Jacke, Lebensmittel packten wir in eine Tasche, wohl wissend das es uns noch einige Besuche anderer Familienmitglieder einbringen würde. Vielleicht hatte die Ähnlichkeit mit einer alten Rumänin damals in Deva meine Empathiekräfte angerührt. Es war in den Neunzigern als ich auf einer Rumänienreise, bei der ich allein unterwegs war, eine Zugfahrt erlebte die unvergessen bleiben sollte. Vielleicht hatte auch der Besuch einer Roma Siedlung  Spuren hinterlassen. Damals war ich 18 und vom Anblick dieser Armut geschockt.

Die Stelle in Deva, die Arbeit mit behinderten Kindern, traute ich mir nach einem Bewerbungsgespräch nicht zu.  Vielleicht bewundere ich deshalb Menschen wie Jenny Rasche oder Ida Kelarova.

Wo fängt mein  Mitleid an, wo hört es auf?  Ist wirklich jeder seines Glückes Schmied? Die Roma(die hier in der Stadt Zuflucht gesucht hatten) wurden damals zurückgeschickt. Laut Tageszeitung gab es für  sie hier keine Optionen  auf ein menschenwürdiges Dasein. ….



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