Auf den Spuren Findiger Frankfurter Frauen

Frauen werden in der westlich geprägten Welt zunehmend öffentlich gewürdigt, aber es gibt eine “Vorzeit”, in der sie nicht wählen und auch nicht Fußball spielen durften. Und diese Zeit ist noch gar nicht so lange her. Bei dem heutigen Sonntagsspaziergang auf den Spuren Frankfurter Frauen mit der Diplom-Pädagogin Susanne Horst und Martina Diel von den Webgrrls Rhein-Main ging es um all die findigen, verdienstvollen oder auch verbrecherischen Frauen, nach denen keine Straßen benannt sind. In Frankfurt sind überhaupt nur wenige Straßen nach Frauen benannt, und es gibt anscheinend nur eine einzige Statue einer historischen Frau im öffentlichen Raum: Goethes Mutter Aja im Palmengarten.

Susanne Horst führte die Gruppe durch die Frankfurter Innenstadt zu den Orten, an denen die Frauen gewirkt hatten, über die sie berichtete: Start des Spaziergangs war der Eschersheimer Turm, in Sichtweite des Hauses an der Stiftstraße, in dem Rosemarie Nitribitt 1957 ermordet wurde. Zur Erinnerung an dieses Verbrechen sollten wir eine Straße nach ihr benennen. Sie wurde als 11jähriges Kind sexuell mißbraucht, wofür niemand zur Rechenschaft gezogen wurde, etablierte sich nach Kriegsende als erfolgreiche Hure in Frankfurt, wurde 1957 ermordet, wieder wurde niemand zur Rechenschaft gezogen, und nicht genug damit, dass die Polizei ihren Fall nicht aufklärte: Ihr Kopf wurde auch noch bis 2007 im Frankfurter Kriminalmuseum im Polizeipräsidium ausgestellt.

Eine Straße zum Andenken an Anna Beyer wäre ebenfalls angebracht: Sie hatte einer Widerstandsgruppe gegen Hitler angehört, die Frankfurter Vegetarische Gaststätte in Sachsenhausen als Treffpunkt betrieben und die Botschaft “Weg mit Hitler!” im öffentlichen Raum angeblich so platziert: Sie zog mit einem Mann durch die Stadt, einen Koffer in der Hand, den sie immer wieder abstellte, um zu knutschen. Da, wo der abgestellte Koffer den Boden berührte, drang aus einem Stempel eine Chemikale, die den Text in den Boden ätzte.

Eine Straße für Gudula Rothschild sollte auch unbedingt her: Die Urahnin der Rothschilds, 1753 in der Frankfurter Judengasse geboren, brachte insgesamt 19 Kinder zur Welt. 5 Mädchen und 5 Buben überlebten, und letztere begründeten das berühmte Bankhaus Rothschild. Gudula, auch Gutle genannt, führte außerdem einen Teil der Geschäfte und behielt bis zu ihrem Tod im Alter von fast 96 Jahren als Patriarchin die Familienzügel in der Hand.

Eine Straße für Ilse Bing, die Fotografin, die vor den Nazis nach New York fliehen musste. Eine Straße für die Fechterin Helene Mayer, der ihr Stipendium in den USA aus “rassischen Gründen” aberkannt wurde, die trotzdem auf Druck der Amerikaner an den Olympischen Spielen 1936 in Berlin teilnahm und für Deutschland eine Silbermedaille gewann. Für Anette Stoltze, die ältere Schwester des Frankfurter Mundartdichters Friedrich Stoltze, die 1833 am Wachensturm teilnahm, eingekerkert wurde und jung starb. Für Oma Rink aka Lulu Schwarz, die erste Frankfurterin, die einen Führerschein erwarb. Für die Rennfahrerin Ines Keil-Folville. Für die Sintesa und Filmemacherin Melanie Spitta, und und und

Für Eva Justin aber nicht: Sie hatte während der Nazi-Zeit “Feldforschungen” an Sinti- und Romakindern gemacht und diese nach Beendigung ihrer Untersuchungen ermorden lassen. Nach dem Krieg arbeitete sie zusammen mit ihrem Mentor Robert Ritter, der ebenfalls an Vernichtungsmaßnahmen an Zigeunern beteiligt war, im Frankfurter Gesundheitsamt. Ein Ermittlungsverfahren der Frankfurter Staatsanwaltschaft wurde 1960 eingestellt. Erst aufgrund eines Fernsehfilms von Irmgard Senger und Valentin Senger wurde sie – versetzt.


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