Auf dem Weg in ein Phantasie-South-Carolina

Von Stefan Sasse

Auf dem Weg in ein Phantasie-South-Carolina

Mitt Romney

Nachdem Mitt Romney in New Hampshire einen soliden Vorsprung gegenüber seinen Konkurrenten herausholen konnte, geht es besonders für Gingrich und Santorum in South Carolina um die Wurst - nämlich um die Frage, ob einer von beiden als Gegenkandidat zu Romney etabliert werden kann. Da Perry nur noch an seiner Legende arbeitet und Ron Paul ohnehin außer Konkurrenz läuft, muss einer der beiden den anderen deutlich schlagen, da das zersplitterte Feld ansonsten den Sieg klar Romney zuweist. Zu diesem Zweck haben die beiden mit dem Rücken zur Wand einen Frontalangriff aus allen Rohren auf Romney gestartet, wie an der Debatte am Montagabend auch gut zu sehen war. Konstant versuchten sich Santorum und Gingrich geradezu in ihren Versuchen zu übertrumpfen, noch konservativer und rechtsextremer zu sein als der jeweils andere. Es gewinnt derjenige, der die meisten Länder bombadieren, Ministerien abschaffen und verschuldete Hauseigentümer pleite gehen lassen will. Nebenbei tat sich besonders Gingrich darin hervor, Romney für dessen Zeit als Heuschrecke bei Bain Capital anzugreifen. Das Problem sowohl Gingrichs als auch Santorums dürfte aber sein, dass sie nicht um die Stimmen in den Vorwahlen von South Carolina, sondern in einer Phantasie-Version dieses Staates streiten. 

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Rick Santorum

Dazu beigetragen haben vor allem zwei Faktoren: die durch die völlig aufgeblähte Debattenzahl geradezu absurde Dichte der medialen Berichterstattung und die Verzerrung von Wählerreaktionen durch die stärksten Unterstützer des rechten Kurses. In den letzten Tagen konnte man den Anschein bekommen, dass South Carolina einen kollektiven Sprung zurück in die 1850er Jahre gemacht hat. Der schwarze Moderator der Debatte wurde ausgebuht, die Geschichte South Carolinas als Motor der Sezession von 1860/61 beschworen und rassistische Kommentare in Serie abgelassen. Zwar ist South Carolina sicherlich alles andere als ein Mekka des Liberalismus, aber ein solch abgefahrener Staat von extremistisch-rassistischen Spinnern, als der er zeitweise erschien, ist er dann auch wieder nicht. Es sind nur eben die Extremen, die den meisten Lärm machen, und am Montag hat Fox News ihnen ein besseres Forum geboten, als sie sich je hätten wünschen können. Das konstante Drängen Gingrichs und Santorums in die Gunst dieser Gruppe wird daher wohl ihren Untergang nur beschleunigen und Romneys Kandidatur besiegeln. Tatsächlich nämlich ist die Mehrheit der Amerikaner deutlich moderater, als dies angesichts der Fratze der Tea-Party-Bewegung den Anschein hat. Man erkennt das schon allein an den völlig fehlgeschlagenen Versuchen der Nicht-Romneys, Romneys Vermögensverhältnisse und Zeit bei Bain Capital auszuschlachten. Niemand interessiert sich dafür. Auch die schrille Debatte um Krieg mit dem Iran oder die beständige Betonung uramerikanischer Werte sind kaum ein Mehrheitsthema. Man erkennt es übrigens auch daran, dass die Obama-Beschimpfung einen deutlichen Grad heruntergefahren wurde: anstatt ihn wahlweise als weißenfeindlichen kenianischen Doppelagenten oder kommunistisch-chinesischen Kaderführer darzustellen, soll er jetzt nur noch "europäische Verhältnisse" einführen und damit den American Dream bedrohen wollen.

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Newt Gingrich

 Der völlig überdrehte Ton, der die letzten Monate die Debatte so dominierte, hat ausgedient. Die Amerikaner, falls sie ihn je mochten und nicht einfach nur den Tea-Party-Schreihälsen die Bühne überließen, sind ihm überdrüssig. Mitt Romney ist noch der wählbarste der aktuellen Kandidaten. Und genau deswegen wird er auch Bewerber um die Präsidentschaft werden und Obama herausfordern. Es ist irrelevant, ob er persönlich steif ist oder Geld wie Heu hat und früher Leute entließ. Wer Romney nicht mag - und das sind viele - braucht keine weitere Überzeugung. Aber am Ende zählen solche Dinge nur eingeschränkt, und andere Dinge treten in den Vordergrund. Vor die Wahl gestellt, einen großmannssüchtigen Egomanen wie Newt Gingrich, einen säuerlichen Moralisten wie Rick Santorum oder einen tumben Schnellschießer wie Rick Perry zum Präsidenten zu machen, erscheint Mitt Romney plötzlich trotz aller Fehler als beste Alternative, die man dann halt mit Bauchschmerzen wählt. Und genauso wird es kommen, denn Wahlen werden in echten Staaten und nicht in Fantasia entschieden, und es geht um die Bedürfnisse, Ängste und Wünsche der Mehrheit und nicht die Befriedigung derer, die den meisten Lärm machen. 

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