Ätsch, ich bin sowieso viel toller.

Kennt ihr diese Menschen, die immer alles überbieten müssen? Die, die keine Leistung anerkennen oder gar würdigen, sondern es abschätzig kommentieren. Die, die mit ihrem Leben angeben und sich für die Tollsten halten. Besonders oft sieht man das auch bei Eltern, die mit ihren Kindern angeben. Damit meine ich nicht die, die rumposaunen, dass ihr Frederik sich mit seinen drei Jahren am Morgen gaaaanz alleine angezogen hat.

Da erzählt man von etwas was die Tochter gut gemacht hat und statt eines “Oh super, toll gemacht!” hört man ein “Ach das macht meine Susi schon lange.”

Da erwähnt man im Gepräch die 2 in der Deutscharbeit des Sohnes und hört: “Aber mein Sebastian, hat eine 1 und in Mathe auch.” Ja, dass hat Sebastian toll gemacht und steht er dabei, dass sage ich das auch zu ihm. Aber trotzdem hätte die Mutter auch zu meinem Sohn sagen können, dass sie es toll findet.

Ist es denn so schwer einfach mal so zu loben? Erzählt mir die Mutti einer Kindergartenfreundin der Tochter, dass ihre Kleine jetzt abends allein einschläft, dann freue ich mich ehrlich für sie. Denn ich weiß noch als ich damals abend für abend stundenlang neben meinem Kind im Kinderbett lag, bis sie endlich schlief. Und ich sage ihr das und wenn das Kind daneben steht, dann sage ich auch ihr, dass das toll ist. Ich würde nicht auf die Idee kommen zu sagen, dass meine Tochter das schon seit langem tut. Wie würde sich das denn für die Mutter und vor allem das Kind anfühlen?

Ich bin genauso stolz auf meine Kinder und lobe sie natürlich gern, erzähle auch Freunden und Familie, wenn etwas ganz toll war, einfach das die Kinder spüren, wie stolz ich bin.

Das Problem gibt es aber ja nicht nur unter Eltern, die mit ihren Kindern angeben, sondern in vielen anderen Bereichen. Da wird erzählt, dass man erfolgreich im Büro war und dann wird es von irgendwem madig gemacht indem eine noch viel tollere Bürogeschichte erzählt wird.
Erzählt man von einem Umbau in der Wohnung, auf die man stolz ist, dann freut man sich doch über Sätze, wie “Schön habt ihr es jetzt.”
Man will nicht hören: “Ach ich bin so froh, dass wir unser Haus gebaut haben, xy Euro, aber endlich keine Wohnung mehr.”
Letztens erzählte eine Frau im Wartezimmer einer offensichtlich Bekannten von ihrem geplanten Sommerurlaub an der Nordsee. Sie freut sich so. Ich lächelte, weil ich ihre Freude verstand, denn auch ich freue mich auf unseren Urlaub. Doch die Bekannte verzog das Gesicht. “Ach ne, Nordsee hat mir damals gar nicht gefallen, da war es überhaupt nicht schön. Meine Hans und ich, wir fahren nach Thailand.” Warum? Ja, vielleicht hat es ihr an der Nordsee nicht gefallen, vielleicht war das Wetter schlecht oder sie hatten Pech bei der Hotelauswahl, aber das heißt noch lange nicht, dass sie anderen die Urlaubsvorfreude vermiesen darf.

Wieso kann sich keiner mehr für den anderen freuen?

Heike



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